Heidenheimer Neue Presse

Fabio Andina: Tage mit Felice

(Folge 60)

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unseren Jäger-jesus, auf die Erde gekommen, um sie zu retten, höhnt Kevin, worauf Brenno der Kragen platzt, er fluchend die Hand aus dem Pullover zieht und sich samt Glas und Flasche woanders hinsetzt.

Also ich hab im Internet gelesen, dass ein Hirte in Graubünden ein paar Esel in seiner Herde mitführt, um die Wölfe fernzuhalt­en, und das mit den Eseln funktionie­rt anscheinen­d, sagt Natel Maieta Kaugummi kauend.

Ja, klar,

Floro.

Das verdammte Mistvieh richtet nur Schaden an, und wir müssens dann bezahlen, brüllt Brenno von seinem Tisch weiter hinten.

Aé, nur Schaden und wir müssens bezahlen, plappert Celso ihm

Esel, was sonst, spottet nach.

Genau, Celso, wieder?

Die Wolf-debatte versiegt, und ich setze mich zu Brenno, um ein bisschen mit ihm zu reden. Er grinst in sich hinein, das leere Glas auf dem Tisch in der einen Hand und die angehobene Flasche in der anderen. Wer weiß, woran er gerade denkt. Dann schenkt er sich nach und leert das Glas in einem Zug, mit dieser für ihn typischen, wütenden Art zu trinken. Er knallt es auf den Tisch, wie um die Unterhaltu­ng über den Wolf ein für alle Mal zu beenden. Als er sich den Mund abwischt, sehe ich ihm in die Augen. Zwei glühende Kohlen, die hinter seinen wirren Haaren voller Holzspäne aus den Höhlen treten. Mein

wer

bezahlts

Traum kommt mir wieder in den Sinn, und einen Augenblick lang macht Brenno da auf der andern Tischseite mir Angst. Denn wenn mans recht bedenkt, ist er ein Typ, vor dem man auf der Hut sein muss, der Wilderer.

Seit damals vor rund zehn Jahren, als eine schwere Lungenentz­ündung seine beiden Zwillingst­öchter dahingeraf­ft hat, ist Brenno nicht mehr derselbe. Zumal er sich in den Alkohol gestürzt hat. Nicht, dass er vorher nicht getrunken hätte… Doch statt gegen die Strömung zu schwimmen, wie es die Forellen machen, um flussaufwä­rts Laich abzulegen und so einen neuen Kreislauf zu beginnen, hat er sich hinunterzi­ehen lassen und ist abgetriebe­n. Eine Heilige, seine Frau Gilda, niemand weiß, wie sie ihn erträgt.

Er sieht meine Wunde und beugt sich über den Tisch. Betrachtet sie aufmerksam, als wollte er etwas dazu sagen, starrt aber nur mit einem trunkenen und einem schielende­n Auge darauf.

Beide betrachten wir sie wortlos. Ist kein schöner Anblick, muss ich zugeben, aber immerhin hat sie sich nicht entzündet. Die tieferen Gewebeschi­chten scheinen schon zu vernarben, während die Wundränder sich eingerollt haben und allmählich abtrocknen.

Brenno dünstet einen Gestank nach altem Schweiß, Zigaretten­rauch und Alkohol aus. Er schenkt sich noch ein Glas ein und trinkt zwei große Schlucke, wobei sich sein vorstehend­er Adamsapfel an seinem langen, dünnen Hühnerhals auf und ab bewegt. Er leckt sich über die Lippen und räuspert sich laut, setzt an, etwas zu sagen. Zuerst stößt er einen Fluch aus, dann meint er, dass ihm seit einigen Tagen so ein Mistvieh jeden Tag ein Huhn klaut. Das knall ich ab, das verdammte Mistvieh, sagt er. Das muss ich abknallen. Noch ein Fluch.

Schon gestern Abend hatte ich das Gefühl, dass da irgendwas mit einem Fuchs dahinterst­eckt. Vielleicht hat er wirklich im Hühnerstal­l nach dem Rechten gesehen, wie er sagte, aber ganz sicher bin ich mir nicht. Neugierig geworden will ich herausfind­en, was da im Busch ist.

Komm schon, Wilderer. Du wirst doch nicht irgendwelc­hen Mist bauen wegen diesem Fuchs, oder?, tadelt ihn die Wirtin Candida, die mitgehört hat.

Verdammt noch mal, Candida, halt doch einfach die Klappe, flucht der Wilderer.

Weil ihm so viele Zähne fehlen, hat sein Geknurre etwas Komisches. Der Brenno, wüster Kauz, mager wie eine Zaunlatte, struppiger Bart, flucht so viel, dass inzwischen niemand mehr darauf achtet.

Jenseits der Holzbrücke, oberhalb der Negrentino-kirche, hat er einen Hühnerhof mit etwa hundert Legehennen, pro Henne dreihunder­t Eier im Jahr, prahlt er, alles bio, Freilandha­ltung. Eier zu siebzig Gramm und Hühner zu drei Kilo. Ihm zufolge die besten Hühner im ganzen Bleniotal.

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Adac-pannenhilf­e: ACE:

110

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0761.19240

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Kinder- und Jugendtele­fon:

Tel. 0800.1110333

Ökumenisch­e Telefonsee­lsorge: Tel.

Fortsetzun­g folgt

im Rotpunktve­rlag

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