Weihnachts-gottesdienst in der Kirche?
Geschäfte sind geschlossen, Opernhäuser, Stadien, Kinos auch. Gottesdienste in Kirchen sind aber erlaubt. Zu Recht?
ist Weihnachten das zweite große, zentrale Fest der christlichen Kirchen. Und nachdem schon das vergangene Osterfest unter Corona-vorschriften gelitten hat, sehnen sich viele Christen nach dem Zusammenhalt im Glauben, auch nach physischer Nähe zu Gleichgesinnten.
Insofern kann man den Wunsch vieler Gläubiger verstehen, den Weihnachtsgottesdienst in der Kirche zu feiern, vor dem Altar, mit Kerzen, Orgelmusik und Posaunenchor. Ein Licht, ein Halt, ein Verschnaufen inmitten des Corona-wahnsinns. Gerade für Menschen, die aus Rücksicht oder aufgrund der Corona-vorschriften dieses Weihnachten nicht im großen familiären Kreis verbringen können, sind solche Momente des Trostes wichtig.
Viele Kirchen haben ihre Veranstaltungen bereits nach draußen verlegt, dorthin, wo es wahrscheinlich kalt und möglicherweise verregnet, die Ansteckungsgefahr aber deutlich geringer ist. Andere bieten Online-gottesdienste an. Das zeugt von großem Verantwortungsbewusstsein.
Dennoch sollte niemand diejenigen Kirchen verurteilen, die unter strikter Einhaltung der Corona-vorgaben einen Gottesdienst unter dem Kirchendach planen; eng gefüllte Gotteshäuser kann es unter den gegenwärtigen Umständen ohnehin nicht geben. Auch diese Kirchen bieten jenen, die auf unterschiedliche Weise unter der Krise leiden, ein Hoffnungszeichen. Und nach zehn Monaten Erfahrung mit der Pandemie dürfte jedem, der einen geschlossenen Raum betritt, das Prozedere klar sein: Maske, Abstand und kein Gesang. Denn letztlich sind Rücksichtnahme und die Sorge um das Wohlergehen des Nächsten ein urchristliches Gebot.
so voll wie an Weihnachten, selbst wenn schon in den vergangenen Jahren mancher Platz frei blieb. Auch Menschen, denen der christliche Glaube sonst eher fern liegt, suchen an den Feiertagen Ansprache, Nähe und Besinnlichkeit. In diesem Jahr dürfte allerdings Corona einen dicken Strich durch diese Hoffnung machen, und es fragt sich, ob es nicht klüger ist, auf den Gottesdienstbesuch zu verzichten.
Abstand, Maske, kein Gesang – schon an normalen Sonntagen sind Gottesdienste unter Corona-bedingungen eher belämmernd als erbauend. Wie soll das erst an Weihnachten aussehen, wo Singen, der volle Orgelklang und bei Katholiken auch Weihrauch einfach dazugehören? Dafür drohen kalte Kirchen, weil die Umluftheizung die Viren besonders gut verteilen würde, weite Abstände und kein Gemeindegesang. Oder gar Kurzgottesdienste im Freien, und der Wetterbericht droht auch noch Regen an. Zumindest für Ältere ist das pures Gift, und auch Jüngere können in ihren hohen Erwartungen eigentlich nur enttäuscht werden. Von Feierlichkeit keine Spur.
Viele Gemeinden geben sich alle erdenkliche Mühe mit Hygienekonzepten und angepassten Gottesdienstformen. So anerkennenswert das ist – das Weihnachtserlebnis lässt sich so nicht heraufbeschwören. Es ist für viele besser, kein Risiko einzugehen, sich selbst oder andere anzustecken, und in diesem Jahr zu Hause zu bleiben. Das Licht der Weihnacht lässt sich auch auf anderen Wegen erleben und weitergeben. Das wäre allerdings einfacher, wenn das Gottesdienstangebot des öffentlich-rechtlichen Fernsehens mit Ausnahme von Heiligabend nicht so lausig schlecht wäre.