Drei Motive für die Zwillingsschwester
Fußballer Steffen Grupp denkt in erster Linie an seine Familie.
Es war das Ende. Wenn es nach der Meinung von zwei Ärzten gegangen wäre. Im April 2018 hat sich Steffen Grupp in einem Spiel das vordere Kreuzband und das Innenband im rechten Knie gerissen. Der Meniskus war zudem regelrecht zerfetzt. Er soll mit dem Fußballspielen aufhören, bekam der pfeilschnelle Linksfuß damals zu hören. Doch das kam für Grupp nicht in Frage. „Ich spiele, seit ich klein bin mit Leib und Seele Fußball. Das ist einfach alles für mich“, sagt er. Also kämpfte sich der Stürmer der TSG Schnaitheim II wieder mühevoll heran – über ein Jahr lang. Und er fühlt sich bestätigt.
Grupp kann darüber erzählen. Oder aber eines seiner Tattoos zeigen: Auf dem rechten Oberarm prangt ein Krieger, wie er selbst sagt. Es ist ein Soldat mit einem Helm, es könnte ein Spartaner sein. Dieser wurde in zwei Sitzungen zu jeweils drei Stunden gestochen. Wichtiger ist Grupp die Bedeutung: niemals aufgeben, was einen Teil seiner Persönlichkeit ausdrückt.
„Die Motive müssen passen“, sagt er. Auch zu dem- oder zu denjenigen, die damit angesprochen werden sollen. Mit 20 hat der Schnaitheimer seine erste Tätowierung
bekommen. Eine Kette mit einem Kreuz, auf dem „Family“steht. Es ist ein Ausdruck für das enge Verhältnis innerhalb der Verwandtschaft. „Ich gehe nicht jeden Sonntag in die Kirche. Ich glaube aber trotzdem dran, dass oben einer aufpasst und der meine Familie beschützen soll“, sagt der 24-Jährige.
Seine Eltern seien, das kann jetzt kaum verwundern, anfangs nicht begeistert gewesen. Die üblichen Sätze wie: „Was ist, wenn es dir mal nicht mehr gefällt?“, seien gefallen. Über dem Kreuz sind allerdings Wolken abgebildet. Und auf ihnen ist das Sterbedatum von Steffen Grupps Opa zu sehen. Das wiederum habe seiner Mutter gefallen. Und auch sein Vater habe angemerkt: „Klar sieht es gut aus.“
Im Vorfeld habe er sich viele Gedanken gemacht, sagt Steffen Grupp. Zum Beispiel hat er auch mit dem damaligen Freund und heutigem Ehemann seiner Zwillingsschwester
Celine über Tattoos gesprochen, da dieser bereits tätowiert war. Denn er habe durchaus etwas Angst gehabt, räumt Steffen Grupp ein: Tut es weh? Wie schlimm tut es weh?
Mittlerweile hat er mehrere Tattoos. „Dabei dachte ich: Nach dem ersten Tattoo ist Schicht im Schacht“, sagt er. Doch im Laufe der Zeit kamen immer mehr Ideen und Wünsche dazu. Dabei ist ihm klar: Er möchte sich nicht sinnlos etwas auf den Körper draufklatschen lassen, wie er es ausdrückt. „Ohne einen sehr guten Grund wäre es nur rausgeschmissenes Geld. Sonst sage ich in ein paar Jahren: Du Depp! Was hast du dir da stechen lassen?“
Auf dem linken Oberarm steht ein Spruch für seine Zwillingsschwester Celine: „Egal wie schnell die Zeit vergeht, egal an welchem Ort du bist, du wirst immer ein Teil von mir sein.“Passend dazu ist über dem Spruch ein Teil der Weltkarte tätowiert. Vorne auf der linken Brust ist zudem ein auseinanderbrechendes Uhrwerk und daneben das Zwillingszeichen zu sehen. „Als wir 17, 18 waren habe ich viel auf sie aufgepasst“, beschreibt Steffen Grupp das Verhältnis zu seiner Zwillingsschwester. „Das hat sie damals nicht so cool gefunden. Aber wir haben ein überragendes Verhältnis.“
Mit einem tätowierten Körper fällt man auf. Was Steffen Grupp besonders bei Urlauben auf Mallorca bewusst wird. Er werde dann öfter auf seine Tattoos angesprochen, manche Motive werden dann von anderen Urlaubern auch abfotografiert. „Manche brauchen selber Input“, sagt er. Dabei sei es mittlerweile selten, dass man als Einziger ein bestimmtes Motiv habe.
Wie es bei ihm selber weitergeht, habe er bereits im Kopf, sagt Grupp. Am unteren Rückenbereich soll ein Schutzengel mit ausgebreiteten Flügeln hinzukommen. Wie bei vielen seiner Tattoos denkt er auch hier an seine Familie . . .
Dabei dachte ich: Nach dem ersten Tattoo ist Schicht im Schacht.
Mit dem Fußballspielen begann Steffen Grupp bei der TSG Schnaitheim. Danach war er auch beim VFR Aalen und dem FCH, bevor er in die A-jugend nach Königsbronn wechselte. Anschließend kehrte er zur TSG Schnaitheim zurück, wo er in der zweiten Mannschaft („Schnoida zwei“) als Stürmer zum Einsatz kommt. „Im Torabschluss hapert’s manchmal“, scherzt der Zerspanungsmechaniker (Hüttenwerke Königsbronn).