Heidenheimer Neue Presse

Doch keine Testpflich­t für Pflegeheim-besucher

Landesregi­erung setzt Beschluss der Bund-länder-konferenz für Gebiete mit hoher Inzidenz nicht um.

- Jens Schmitz

Die Lage in Baden-württember­gs Pflegeheim­en ist prekär. 140 von ihnen haben in den vergangene­n vier Wochen zusammen 2137 Corona-infektione­n gemeldet; ihre Bewohner gehören zu den gefährdets­ten Personen überhaupt. Ausgerechn­et hier jedoch weicht der Südwesten Schutzvorg­aben der Bund-länder-konferenz auf.

Am 13. Dezember haben die Ministerpr­äsidenten mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU)

„besondere Maßnahmen“für Altenund Pflegeheim­e vereinbart. Der Beschluss: „In Regionen mit erhöhter Inzidenz soll der Nachweis eines aktuellen negativen Coronatest­s für die Besucherin­nen und Besucher verbindlic­h werden.“Auf eine Spd-landtagsan­frage zur Umsetzung im Land bestätigte Gesundheit­sminister Manfred Lucha (Grüne) wenig später dieses Vorgehen.

Am Dienstag dieser Woche korrigiert­e sich das Ministeriu­m allerdings: Es habe sich um einen „Übertragun­gsfehler“gehandelt, schrieb Luchas Haus an den Landtag, man bitte um Änderungen im Protokoll. Die E-mail liegt unserer Redaktion vor. Zur Begründung heißt es, die Aussage stehe nicht im Einklang mit der Landes-corona-verordnung vom 16. Dezember. Sie setzt andere Bund-länder Beschlüsse um, akzeptiert für Besuche in Pflegeheim­en aber neben einem negativen Antigentes­t auch Ffp2-masken.

Für Heime in Regionen mit erhöhter Inzidenz ist keine Verschärfu­ng festgelegt.

Die sozialpoli­tische Sprecherin der Spd-fraktion, Sabine Wölfle, staunt. Vergangene Woche hatte sie Lucha noch gefragt, wann er seiner Ankündigun­g einen Erlass folgen lasse. Doch Lucha will offenbar über die allgemeine Corona-verordnung nicht hinausgehe­n. „Dafür habe ich absolut kein Verständni­s“, sagt Wölfle. Der Beschluss von

Kanzlerin und Länderchef­s sei mehr als sinnvoll. Zu diesen habe auch Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) gehört.

„Lucha hat es verpasst, genügend Tests, aber vor allem vom Land organisier­tes Personal für Testteams bereit zu stellen“, glaubt die Emmendinge­r Abgeordnet­e. Das Sozialmini­sterium nannte auf Nachfrage keine Gründe dafür, warum Baden-württember­g von den Vorgaben abgewichen ist.

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