Abkürzung direkt zum Neptun
Der Planetenweg macht es möglich: Zu Fuß geht es wie mit Lichtgeschwindigkeit durch unser Sonnensystem, problemlos auch mit Kinderwagen.
Von der Sonne ist es erst mal nicht weit zu Merkur, Venus und Erde. Zum Mars geht es auch nur ein paar Schritte weiter. Der Jupiter kommt dann bald in Sicht. Zum Saturn dauert es schon länger, über den Uranus zum Neptun ist man noch länger unterwegs. Alle acht Planeten unseres Sonnensystems schafft man gemütlich in zwei Stunden, knapp fünf Kilometer lang ist der Planetenweg am Stadtrand von Laupheim im Kreis Biberach.
Im Maßstab 1:1-Milliarde führt der Rundweg durchs All. Ein Meter des Wegs entspricht einer Million Kilometer im Weltall. So geht Spazieren mit dreifacher Lichtgeschwindigkeit, in frischer Luft und viel bequemer als in jedem Raumschiff. Start und Ziel ist am Planetarium der Volkssternwarte Laupheim.
Über jeden Planeten informiert eine große Tafel mit integriertem Modell, Zahlen und Text und einem Qr-code. Übers Mobiltelefon lassen sich damit Audiodateien abrufen, es gibt sogar kindgerechte Extra-versionen.
Pluto wird nicht unterschlagen. Der 2006 degradierte Himmelskörper findet sich mit seinen vielen, vielen Zwergplaneten-kollegen an der Station „Am Rand des Sonnensystems“. Zwischen Mars und Jupiter kommt man zudem an dem Planetoiden 7167 vorbei. Zu Ehren der Sternwarte heißt der Kleinplanet seit 1999
„Laupheim“. Carolyn Shoemaker, die ihn 1985 mit ihrem Mann Eugene Shoemaker entdeckt hatte, war bei einem Besuch in Laupheim so begeistert, dass sie „7167“der Sternwarte widmete.
2017 wurde der Laupheimer Planetenweg angelegt. „Damit die Besucher unseres Planetariums vor oder nach den Vorstellungen im Sternentheater auch was an der frischen Luft unternehmen können“, sagt Werner Kiesle vom Verein der Volkssternwarte Laupheim. Corona-bedingt ist das Planetarium zurzeit geschlossen. Der Wanderweg kann aber benutzt werden. Dabei gilt: Auf Abstand achten und nur in zulässiger Gruppe losziehen. Die Tafeln sollten nicht berührt, die Planetenmodelle mit ihrer 3D-modellierten Oberfläche nicht gedreht werden.
„Den Planetenweg ermöglicht haben die Bürgerstiftung, Laupheimer Unternehmen als Sponsoren und natürlich unsere Vereinsmitglieder“,
sagt Kiesle. „Die haben beim Aufbau viel mit angepackt.“
Die Reise durchs Universum führt an Wiesen und Äckern vorbei, bis auf ein paar matschige Stellen ist sie überall problemlos mit Kinderwagen zu bewältigen. Wem die lange Schleife zum Uranus zu lang ist, kann direkt zum Neptun abkürzen. Unendliche Weiten hat der Laupheimer Stadtrand zwar nicht zu bieten, aber Weite schon: Äcker, Wiesen, dazwischen Landstraßen mit Autos, die vorbei sausen wie Gesteinsbrocken
im All. Wer nicht auf die Wegweiser achtet, kann schon vom Weg abkommen. Man landet aber nicht im schwarzen Nichts, sondern höchstens im Wohngebiet Hungerberg. Da sagen einem freundliche Anwohner gleich, wo’s zum nächsten Planeten geht.
In Saturn-nähe kann sogar echtes Nasa-feeling aufkommen. Hinter der Station liegt die Landebahn des Laupheimer Flugplatzes, und wenn da gerade einer der Bundeswehr-hubschrauber startet oder landet, klingt es beinahe nach Raketenstart.
In dem Punkt können andere Planeten-wege nicht mithalten. Mehr als 20 gibt es im Südwesten – von Aichwald über Gomadingen bis Winterlingen. Im Lockdown, wo man Ausfahrten quer durchs Land ja vermeiden soll, wichtig: Falls der Weg ins oberschwäbische Laupheim zu weit sein sollte, liegt einer der anderen Planeten-wege bestimmt ganz in der Nähe.
Den Weg ermöglicht haben Sponsoren, die Bürgerstiftung und unsere Mitglieder. Werner Kiesle