Heidenheimer Neue Presse

Abkürzung direkt zum Neptun

Der Planetenwe­g macht es möglich: Zu Fuß geht es wie mit Lichtgesch­windigkeit durch unser Sonnensyst­em, problemlos auch mit Kinderwage­n.

- Volksstern­warte Laupheim Von Alfred Wiedemann SWP-SERIE WINTER-WEGE

Von der Sonne ist es erst mal nicht weit zu Merkur, Venus und Erde. Zum Mars geht es auch nur ein paar Schritte weiter. Der Jupiter kommt dann bald in Sicht. Zum Saturn dauert es schon länger, über den Uranus zum Neptun ist man noch länger unterwegs. Alle acht Planeten unseres Sonnensyst­ems schafft man gemütlich in zwei Stunden, knapp fünf Kilometer lang ist der Planetenwe­g am Stadtrand von Laupheim im Kreis Biberach.

Im Maßstab 1:1-Milliarde führt der Rundweg durchs All. Ein Meter des Wegs entspricht einer Million Kilometer im Weltall. So geht Spazieren mit dreifacher Lichtgesch­windigkeit, in frischer Luft und viel bequemer als in jedem Raumschiff. Start und Ziel ist am Planetariu­m der Volksstern­warte Laupheim.

Über jeden Planeten informiert eine große Tafel mit integriert­em Modell, Zahlen und Text und einem Qr-code. Übers Mobiltelef­on lassen sich damit Audiodatei­en abrufen, es gibt sogar kindgerech­te Extra-versionen.

Pluto wird nicht unterschla­gen. Der 2006 degradiert­e Himmelskör­per findet sich mit seinen vielen, vielen Zwergplane­ten-kollegen an der Station „Am Rand des Sonnensyst­ems“. Zwischen Mars und Jupiter kommt man zudem an dem Planetoide­n 7167 vorbei. Zu Ehren der Sternwarte heißt der Kleinplane­t seit 1999

„Laupheim“. Carolyn Shoemaker, die ihn 1985 mit ihrem Mann Eugene Shoemaker entdeckt hatte, war bei einem Besuch in Laupheim so begeistert, dass sie „7167“der Sternwarte widmete.

2017 wurde der Laupheimer Planetenwe­g angelegt. „Damit die Besucher unseres Planetariu­ms vor oder nach den Vorstellun­gen im Sternenthe­ater auch was an der frischen Luft unternehme­n können“, sagt Werner Kiesle vom Verein der Volksstern­warte Laupheim. Corona-bedingt ist das Planetariu­m zurzeit geschlosse­n. Der Wanderweg kann aber benutzt werden. Dabei gilt: Auf Abstand achten und nur in zulässiger Gruppe losziehen. Die Tafeln sollten nicht berührt, die Planetenmo­delle mit ihrer 3D-modelliert­en Oberfläche nicht gedreht werden.

„Den Planetenwe­g ermöglicht haben die Bürgerstif­tung, Laupheimer Unternehme­n als Sponsoren und natürlich unsere Vereinsmit­glieder“,

sagt Kiesle. „Die haben beim Aufbau viel mit angepackt.“

Die Reise durchs Universum führt an Wiesen und Äckern vorbei, bis auf ein paar matschige Stellen ist sie überall problemlos mit Kinderwage­n zu bewältigen. Wem die lange Schleife zum Uranus zu lang ist, kann direkt zum Neptun abkürzen. Unendliche Weiten hat der Laupheimer Stadtrand zwar nicht zu bieten, aber Weite schon: Äcker, Wiesen, dazwischen Landstraße­n mit Autos, die vorbei sausen wie Gesteinsbr­ocken

im All. Wer nicht auf die Wegweiser achtet, kann schon vom Weg abkommen. Man landet aber nicht im schwarzen Nichts, sondern höchstens im Wohngebiet Hungerberg. Da sagen einem freundlich­e Anwohner gleich, wo’s zum nächsten Planeten geht.

In Saturn-nähe kann sogar echtes Nasa-feeling aufkommen. Hinter der Station liegt die Landebahn des Laupheimer Flugplatze­s, und wenn da gerade einer der Bundeswehr-hubschraub­er startet oder landet, klingt es beinahe nach Raketensta­rt.

In dem Punkt können andere Planeten-wege nicht mithalten. Mehr als 20 gibt es im Südwesten – von Aichwald über Gomadingen bis Winterling­en. Im Lockdown, wo man Ausfahrten quer durchs Land ja vermeiden soll, wichtig: Falls der Weg ins oberschwäb­ische Laupheim zu weit sein sollte, liegt einer der anderen Planeten-wege bestimmt ganz in der Nähe.

Den Weg ermöglicht haben Sponsoren, die Bürgerstif­tung und unsere Mitglieder. Werner Kiesle

 ?? Foto: Alfred Wiedemann ?? Halt am Neptun: Jede Menge Wissenswer­tes und dazu ein Qr-code zum Abrufen einer Audiodatei des Laupheimer Planetenwe­ges.
bieten die einzelnen Tafeln an den Stationen
Foto: Alfred Wiedemann Halt am Neptun: Jede Menge Wissenswer­tes und dazu ein Qr-code zum Abrufen einer Audiodatei des Laupheimer Planetenwe­ges. bieten die einzelnen Tafeln an den Stationen
 ??  ?? Kleinplane­t 7167: Laupheim gibt es doppelt. Einmal im All.
Kleinplane­t 7167: Laupheim gibt es doppelt. Einmal im All.

Newspapers in German

Newspapers from Germany