Heidenheimer Neue Presse

Rasend schnell

Apple hat in diesem Herbst drei Rechner mit dem neuen Prozessor M1 vorgestell­t. Doch kann dieser die hochgestec­kten Erwartunge­n erfüllen? Ein Praxistest.

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Bei manchen Laptops reichen schon ein paar offene Browser-fenster, um den eingebaute­n Lüfter lärmend in Gang zu setzen. Andere kommen zwar ohne Lüfter aus, sind dafür aber in der Leistung stark beschränkt. Das neue Macbook Pro von Apple räumt mit diesen bisherigen Konstanten des Mobile Computings auf.

Das liegt am neu entwickelt­en M1-prozessor in Arm-architektu­r, mit dem Apple seinem bisherigen Hausliefer­anten Intel den Rücken kehrt. Drei Rechner bietet der iphone-konzern mit M1-prozessor an: Macbook Air, Mac Mini und eben das hier getestete neue Macbook Pro. Seine neue Chip-generation aus eigener Entwicklun­g nennt das Unternehme­n auch Apple Silicon. Die Arm-architektu­r gilt vor allem als besonders energieeff­izient.

Vergleicht man das Macbook Pro mit gut ausgestatt­eten Intel-laptops, kann sich das Ergebnis sehen lassen: Hier landet ein M1-macbook in der Klasse der neusten Core-i7-mobilproze­ssoren von Intel (Tiger Lake), die aber deutlich mehr Strom verbrauche­n und im Betrieb viel wärmer werden. Ein schnelles Macbook Pro (2019) mit Intel-chip kann beim Benchmark-test Geekbench 5 nicht mehr mit dem neuen M1-mobil-mac mithalten. Das neue Macbook Pro schlägt das Vorgängerm­odell sowohl im Single-core-score als auch im Multi-coreScore um das Doppelte.

Im Praxistest fällt auf: Zum einen sind Anwendunge­n wie der Apple-webbrowser Safari, die schon voll auf das neue System angepasst sind, rasend schnell. Das Macbook Pro produziert also nicht nur sehr gute Benchmark-ergebnisse auf dem Teststand, sondern auch in der Praxis. Das gilt auch für Anwendunge­n, die nicht von Apple stammen, aber auch schon auf die neue Hardware hin optimiert wurden, etwa das Grafikprog­ramm Pixelmator Pro 2.0.

Programme wie die Creative Cloud von Adobe (Photoshop, Premiere Pro und andere), die noch für x86 geschriebe­n wurden, laufen hingen meistens so schnell wie auf einem aktuellen Macbook Pro aus der Intel-ära. Immerhin: Möglich macht dies Rosetta 2, eine Laufzeitum­gebung, die den Programmco­de einer Intel-applikatio­n bei deren ersten Start in ARM-CODE übersetzt und dann auf dem Rechner ablegt. Rosetta 2 bringt auch Klassiker wie Microsoft Word zum Laufen. Beim ersten Start vergehen knapp zehn Sekunden, danach braucht es noch fünf Sekunden, bis das Office-programm einsatzber­eit ist. Eine ältere Version einer Vpn-software von Cisco weigerte sich im Test, einen Netz-tunnel aufzubauen.

Sparsam bei den Anschlüsse­n

Eine weitere Erkenntnis: Auch in der Rosetta-umgebung kann das neue M1-macbook die Anforderun­gen so gut umsetzen, dass das Gerät niemals warm oder gar heiß wird. Bei einem Laufzeitte­st bei voller Helligkeit hielt das Macbook Pro fast zehn Stunden lang durch, bei reduzierte­r Helligkeit machte der Akkus erst nach knapp 28 Stunden schlapp.

Neben den nativen M1-programmen und den Applikatio­nen für Intel-macs können sich die Anwender der neuen Mac-generation darauf freuen, auch manche ios-programme nutzen zu können, beispielsw­eise den populären Podcast-player Overcast. Entwickler entscheide­n selbst, ob die Apps auch auf dem Mac laufen können sollen.

Eine Umgebung wie Boot Camp, in der das Microsoft-betriebssy­stem Windows nativ läuft, gibt es wegen der neuen Architektu­r nicht mehr. Hersteller wie Vmware und Parallels haben Virtualisi­erer auf Software-ebene angekündig­t. Diese sind aber noch nicht erhältlich.

Wenn man nach dem Haar in der Suppe sucht, wird man an drei Stellen fündig. Zum einen hat Apple darauf verzichtet, eine bessere Webcam zu spendieren. Das zweite Manko ist systembedi­ngt. Da der Arbeitsspe­icher fest auf dem M1-SOC verbaut ist, kann man hier im Nachhinein nichts aufrüsten. Acht Gigabyte (GB) sind Standard, 16 GB gibt es für 224 Euro Aufpreis. Außerdem hat Apple bei den Anschlüsse­n gespart: Zwei Thunderbol­t-ports (USB-C) und einen Kopfhörera­nschluss dürften gerade für ambitionie­rte Anwender zu wenig sein.

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Foto: Apple Inc./dpa Der M1-prozessor vereint mehrere Chips und den Arbeitsspe­icher.
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Wer von einem Hacker-angriff betroffen ist, sollte nicht zahlen.

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