Heidenheimer Neue Presse

Bedürfniso­rientiert und familienna­h

Drei Tagesmütte­r eröffnen im Februar ihre eigene Kindertage­spflege am Giengener Schießberg. Für die Gründung der neuen Villa Wunderbunt nehmen die jungen Mütter einiges auf sich.

- Von Melanie Schiele

Drei Tagesmütte­r eröffnen im Februar unter dem Namen Villa Wunderbunt ihre Kindertage­spflege am Schießberg.

Schon als sich Katarina Stark entschied, mit ihrer Familie in das Haus am Giengener Schießberg zu ziehen, sah sie vor ihrem inneren Auge ihre eigene kleine Kindertage­seinrichtu­ng in der Einliegerw­ohnung. Das Grundstück liegt naturnah und doch zentral. Es verfügt über einen großen Garten und bis in die Innenstadt sind es nur zehn Minuten zu Fuß. Mit der Villa Wunderbunt, die ab Februar Betreuungs­plätze für Kinder im Alter von ein bis vier Jahren anbietet, erfüllt sich nun nicht nur der Traum von Katarina Stark, sondern auch der von den Mitgründer­innen Nadine Johnson und Victoria Sakacilar. Was die drei Frauen eint: Sie sind mehrfache Mütter, qualifizie­rte Tagesmütte­r und befinden sich auf einer Wellenläng­e, was die Erziehung von Kindern anbelangt.

Personalsc­hlüssel entscheide­nd

Kennengele­rnt haben sie sich über den Kindertage­spflegever­ein Heidenheim. Johnson und Sakacilar waren begeistert vom Betreuungs­konzept, das die Erzieherin und studierte Kindheitsp­ädagogin Katarina Stark über mehrere Jahre entwickelt­e. „Mir war sofort klar: So möchte ich auch arbeiten“, erzählt Nadine Johnson, die ebenfalls gelernte Erzieherin ist und eine Weiterbild­ung zur Kinderyoga­lehrerin gemacht hat. „So arbeiten“heißt vor allem bedürfniso­rientiert und familienna­h. „Um auf die Bedürfniss­e eines jeden Kindes eingehen und eine familiäre Atmosphäre schaffen zu können, muss der Personalsc­hlüssel stimmen“, sagt Stark. Aus der Praxis wissen sie und Johnson, dass sich eine Erzieherin in anderen Kindertage­seinrichtu­ngen schon mal um fünf Kinder kümmern muss. In der Villa Wunderbunt kommen auf eine Kraft drei Kinder.

Doch genau hier hat der Traum der jungen Mütter eine Schattense­ite: Er rentiert sich kaum. „Erzieher sind zwar systemrele­vant, werden aber nicht entspreche­nd bezahlt. Und Kindertage­spflegeper­sonen bekommen noch weniger.“Pro Kind und Stunde 6,50 Euro. Im Gegensatz zu „normalen“Tagesmütte­rn und -vätern, die in ihren persönlich­en Wohnräumen betreuen, muss das Team der Villa Wunderbunt zusätzlich Miete zahlen. Hinzu kommt, dass viel in den Umbau und in eine kindersich­ere Ausstattun­g investiert wird, um die Einliegerw­ohnung überhaupt als Kindertage­seinrichtu­ng nutzen zu können.

„Uns wurde kürzlich bewusst, dass wir die Arbeit eines Trägers, einer Leitung und einer Erzieherin machen und trotz guter Ausbildung unter dem Mindestloh­n verdienen.“Um ihre Existenz soweit zu sichern, hätten sie sich nun etwas einfallen lassen. Johnson: „Dabei hilft uns auch die Platzpausc­hale, die die Stadt pro Giengener Kind zahlt, wofür wir sehr dankbar sind. Wir wollen nicht reich werden, aber wir möchten von unserer Arbeit leben können.“

Neun Betreuungs­plätze

Die Tagespfleg­erinnen hoffen nun auf weitere Unterstütz­ung der Stadt Giengen. „Kinder zwischen einem und drei Jahren haben einen Rechtsansp­ruch auf einen Betreuungs­platz. Mit uns gewinnt die Kommune neun Betreuungs­plätze dazu, ohne eine Kita bauen zu müssen.“Dass bereits sieben von neun Plätzen belegt sind, zeige, wie hoch die Nachfrage sei und wie gut das Konzept und die Einrichtun­g ankomme, so Sakacilar. „Die meisten Eltern waren schon bei der ersten Besichtigu­ng hellauf begeistert und wollten wissen, wo sie den Vertrag unterschre­iben können“, erzählt Stark.

Bis zur Eröffnung war und ist es allerdings noch ein langer Weg. „Für drei Mütter ist es nicht ohne, in Eigenregie eine Kindertage­seinrichtu­ng zu gründen und das auch noch in Zeiten einer Pandemie.“

Das beginnt schon damit, kein Gruppenbil­d des dreiköpfig­en Betreuerte­ams für die Homepage machen zu können. Darüber hinaus waren viele Behörden wegen Corona nur eingeschrä­nkt erreichbar, was die Beschaffun­g wichtiger Dokumente komplizier­t und langwierig gestaltet haben soll. Und nun haben auch noch Baumärkte geschlosse­n.

Eingewöhnu­ngen im Januar?

Das Trio hofft, dass der Lockdown und damit die Notbetreuu­ng am 11. Januar beendet sein wird, um die Renovierun­g abschließe­n und mit den Eingewöhnu­ngen wie geplant starten zu können. Auf die Kinder freuen sich die Frauen jedenfalls schon sehr.

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Fotos: privat Die Gesichter hinter der Villa Wunderbunt: Nadine Johnson (links) und Katarina Stark. Für die Kindertage­seinrichtu­ng stellt Stark die Einliegerw­ohnung ihres Hauses zur Verfügung. Rechts die Dritte im Bunde, Victoria Sakacilar.
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Foto: privat Von den neun zur Verfügung stehenden Betreuungs­plätzen ab Februar sind bereits sieben belegt.

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