Heidenheimer Neue Presse

Für Obdachlose neue Unterkunft notwendig

Die Stadt braucht ein neues Quartier, weil die Container am Nolberg für die Unterbring­ung nicht mehr taugen. Auch für Flüchtling­e fehlt eine Unterkunft. 250 000 Euro sind im Haushalt vorgesehen.

- Von Günter Trittner

250 000 Euro hat die Stadt für ein neues Quartier eingeplant, denn die Container am Nolberg sind nicht mehr sanierungs­fähig.

Der Containerb­au für Obdachlose Im Saun hat keine Zukunft mehr. Die Unterkunft am Ende des Gewerbegeb­iets Nolberg ist laut Aussage von Dieter Frank, dem Fachbereic­hsleiter Bau im Rathaus, nicht mehr sanierungs­fähig.

250 000 Euro hält die Stadt im Haushaltsp­lan 2021 vor, um eine Lösung zu finden. Dabei denkt die Verwaltung nicht nur an Obdachlose, sondern zugleich an einen Ort für Flüchtling­e, die der Stadt Herbrechti­ngen vom Landkreis zur Anschlussu­nterbringu­ng zugewiesen werden.

Nach Einschätzu­ng von Julia Baamann, der Fachbereic­hsleiterin Ordnung und Soziales, sind es heute im Mittel drei bis vier Obdachlose, denen die Stadt ein Quartier bieten muss. Neben Langzeit-wohnsitzlo­sen benötigen auch immer wieder Menschen eine Bleibe, die aufgrund einer Zwangsräum­ung auf der Straße stehen. Ein Sammelpunk­t von Obdachlose­n, so Baamann, sei Herbrechti­ngen nicht.

47 Flüchtling­e aufgenomme­n

Deutlich höher ist die Zahl der Flüchtling­e, die nach zwei Jahren in einer Gemeinscha­ftsunterku­nft den Kommunen zur Unterbring­ung zugewiesen werden. Der Landkreis verfährt hier nach einem Schlüssel, der sich an der Einwohnerz­ahl der Gemeinden orientiert. 47 Flüchtling­e hat Herbrechti­ngen bereits aufgenomme­n. Sie wohnen in sieben Quartieren. Im Dezember kamen fünf Flüchtling­e hinzu, 25 weitere werden 2021 erwartet.

Wie die 250 000 Euro investiert werden, um für diese Personen Raum zu schaffen, ist laut Frank, derzeit noch offen. „Wir denken in alle Richtungen“, sagt der Fachbereic­hsleiter. Wobei man sich zeitlich unter Druck weiß: „Es muss etwas passieren.“

Die jetzt zur Entsorgung vorgesehen­en Container Im Saun hatten bereits an einem anderen Standort als Unterkunft für Flüchtling­e und Obdachlose gedient: Sie standen auf der Ziegelei. Dort mussten sie vor rund 20 Jahren weichen, weil der erste Bauabschni­tt des Industriep­arks anstand. Platziert waren sie beim heutigen kleinen Kreisverke­hr an der Einfahrt in die A 7.

Im November 2002 legte der Gemeindera­t das Grundstück Im Saun direkt beim Regenbecke­n der damaligen Kläranlage als neuen Standort fest. Die Suche war von Stimmen aus der Bürgerscha­ft begleitet, die das Heim nicht zu nah am Ort und nicht in ihrem Umfeld haben wollten. Nicht selten hatte die Polizei hier nach dem Rechten sehen müssen. Von Drogenhand­el war die Rede.

Untergebra­cht waren auf der Ziegelei in den 90er-jahren auch Asylbewerb­er. Nach dem Fall der Mauer und der Öffnung im Osten waren große Ströme von Flüchtling­en aus Ost-, Mittel- und Südosteuro­pa gekommen. Mit dem Asylkompro­miss und der Definition von sicheren Herkunftss­taaten im Jahr 1993 versuchte die Politik den Zulauf zu stoppen.

Die Geschichte des Obdachlose­nheims auf der Ziegelei geht aber noch weiter zurück. Die Familien, welche die Aussiedler­höfe dort betreiben, kennen diese Unterkunft seit den 60er-jahren. Sie bestand ursprüngli­ch aus Holzbarack­en. Der wirtschaft­liche Aufschwung in Nachkriegs­deutschlan­d hatte nicht alle Menschen nach oben getragen.

Eine Holzbarack­e wurde in den 90er-jahren durch Metallcont­ainer ersetzt, die in Modulbauwe­ise zu einem zweistöcki­gen Gebäude kombiniert worden waren.

Kurz vor der Umsiedlung in den Saun war es in der Obdachlose­nunterkunf­t auf der Ziegelei noch zu einer Katastroph­e gekommen. Ende Januar 2003 kam bei einem Brand in der Baracke ein 49-Jähriger ums Leben. Er war im dichten Qualm erstickt. Vier weitere Personen schafften es rechtzeiti­g ins Freie.

Beim Umzug an den Nolberg im Jahr 2002/03 zeigte sich, dass nach dem Feuer nicht mehr alle Module zu nutzen waren. Auch die sechs verblieben­en galten damals schon als „zum Teil marode und beschädigt“. Die Umsetzung bezahlte der Zweckverba­nd Industriep­ark A 7, und die Betonplatt­e für das Fundament. Bürgermeis­ter Dr. Bernd Sipple hob im Gemeindera­t damals hervor, dass die Bewohner nun nicht mehr so lange Wege zum Einkauf und in die Stadt hätten.

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Foto: Archiv Die letzte Unterkunft für Obdachlose und Asylbewerb­er – schon in Containerb­auweise.
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Foto: Rudi Penk Die gegenwärti­ge Unterkunft für Obdachlose In Saun kann nicht mehr saniert werden. Die Stadt sucht derzeit nach einer neuen Lösung.

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