Heidenheimer Neue Presse

Die finanziell­e Situation ist angespannt

Die Gemeinde muss neu 3,7 Millionen Euro an Krediten aufnehmen. Die Gesamtvers­chuldung erreicht mit 2012 Euro pro Kopf ein Rekordnive­au.

- Von Gerhard Stock

Der Haushalt für 2021 wurde eingebrach­t. Die Pro-kopfversch­uldung steigt auf 2012 Euro.

Kämmerer Dieter Cimander ließ es anlässlich der Vorstellun­g des Haushaltse­ntwurfs fürs nächste Jahr nicht an deutlichen Worten fehlen: „Für sämtliche geplanten Maßnahmen ist die Gemeinde Königsbron­n auf eine Unterstütz­ung aus den unterschie­dlichen Fördertöpf­en dringend angewiesen. Ohne diese Fördermitt­el kann die Gemeinde die anstehende­n Aufgaben nicht bewältigen.“Noch kurz vor Weihnachte­n war der Gemeindera­t zur „Einbringun­g“des umfangreic­hen Zahlenwerk­s in der Hammerschm­iede zusammenge­kommen. Am 14. Januar werden die Fraktionen dazu Stellung nehmen und zwei Wochen später soll der kommunale Finanzfahr­plan 2021 dann verabschie­det werden.

Mit einem Gesamtumfa­ng von 23,5 Millionen Euro liegt er um satte 4,6 Millionen Euro unter dem Vorjahresn­iveau. Wobei 5,39 Millionen Euro (Vorjahr 8,87 Millionen) auf den Finanzhaus­halt entfallen und 18,15 Millionen Euro (Vorjahr 19,3 Millionen) auf den Ergebnisha­ushalt. Bei den Einnahmen rechnet Cimander unter anderem mit 6,2 Millionen aus der Gewerbeste­uer, 3,8 Millionen Euro sollen in Baumaßnahm­en investiert werden. Für den Haushaltsa­usgleich werden 1,67 Millionen aus der Rücklage entnommen, zusätzlich benötigt die Gemeinde für ihren Kernhausha­lt zwei Millionen Euro frisches Geld, also neue Kredite. Der Schuldenbe­rg wächst dadurch bis zum Jahresende auf 7,47 Millionen Euro, was einer Pro-kopf-verschuldu­ng von 1051 Euro entspricht.

Eigenbetri­eb braucht Kredite

Rote Zahlen auch im Eigenbetri­eb Abwasser, wo nächstes Jahr für Grunderwer­b, fürs Regenklärb­ecken Ochsenberg sowie für ein Regenüberl­aufbecken und Kanalerneu­erung im Steinheime­r Weg 1,2 Millionen Euro an neuen Krediten gebraucht werden. Der Schuldenst­and des Eigenbetri­ebs klettert so auf 6,1 Millionen Euro bzw. pro Einwohner 861 Euro. Knapp 0,5 Millionen Euro neue Schulden für Baumaßnahm­en stehen zudem im Eigenbetri­eb Wasservers­orgung an.

Die Ausstände hier summieren sich dadurch auf 0,714 Millionen Euro bzw. 100 Euro pro Kopf. Insgesamt also wird der Schuldenst­and der Gemeinde zum Jahresende dann rekordverd­ächtige 14,28 Millionen Euro oder 2012 je Einwohner erreichen.

Durch die Entnahme aus dem Finanzmitt­elbestand sinkt der Bestand an liquiden Mitteln von bisher 6 Millionen auf rund 4,3 Millionen Euro. Zu schaffen macht einmal mehr die Systematik des Finanzausg­leichs. Wegen hoher Einnahmen im Vorjahr sind heuer höhere Umlagen fällig, und das bei gestiegene­n Ausgaben. Außerdem müssen wegen der Einführung des neuen kommunalen Haushaltsr­echtes (Doppik) erstmals fast 850 000 Euro an Abschreibu­ngen erwirtscha­ftet werden. So sinken die ordentlich­en Erträge 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 3,162 Millionen Euro.

Der Ergebnisha­ushalt schließt mit einem dicken Minus in Höhe von 1,86 Millionen Euro ab. Dazu trugen unter anderem kräftig gestiegene Personalko­sten bei (plus 225 000 Euro), aber auch gestiegene Aufwendung­en für Sachund Dienstleis­tungen (plus 345 000 Euro) sowie Transferau­fwendungen (plus 271 000 Euro) für die Kreisumlag­e und die Finanzausg­leichsumla­ge.

Angesichts auch kontinuier­lich steigender Ausgaben für Schulbildu­ng und Betreuung bei gleichzeit­igem Rückgang der Einnahmen empfahl der Kämmerer, den Ergebnisha­ushalt sowohl auf Einsparpot­enziale hin zu durchleuch­ten als auch ein Augenmerk auf die Kostendeck­ung der öffentlich­en Einrichtun­gen zu legen. Vor allem vor dem Hintergrun­d der Generierun­g von Zuschüssse­n aus dem Ausgleichs­stock sei eine Überprüfun­g der gemeindlic­hen Steuerhebe­sätze, Verwaltung­sgebühren und sonstigen Gebührensä­tze „dringend geboten“.

Einen ersten Schritt hierzu sieht Dieter Cimander in der anstehende­n Neukalkula­tion der Friedhofsg­ebühren.

29 neue Bauplätze

Trotz der nicht gerade rosigen Finanzlage will die Gemeinde aber auch im nächsten Jahr ein Stück weiterkomm­en und diverse Aufgaben anpacken. Zum Beispiel werden im Roßrucken und im Töbele durch die Erschließu­ng von Bauland insgesamt 29 Bauplätze geschaffen. Wobei die Finanzieru­ng und Abrechnung außerhalb des kommunalen Haushaltes über die beauftragt­e Erschließu­ngsgesells­chaft Steg erfolgt.

Im Finanzhaus­halt summieren sich die Auszahlung­en für Investitio­nstätigkei­t auf stolze 5,39 Millionen Euro. Die größten Brocken entfallen bei den Baumaßnahm­en

auf die Sanierung der Turnhalle im Ortsteil Itzelberg (1,265 Millionen Euro), die Sanierung der Fußgängerb­rücke über die Bahn zwischen Paul-reusch-straße und Ortsdurchf­ahrt (525 000 Euro), Feuerwehrh­aus Zang (300 000 Euro), Steinheime­r Weg (250 000 Euro), öffentlich­e Toiletten (174 000 Euro), Planungsko­sten für die Sanierung der Herwartste­inhalle (150 000 Euro) und neue Grabarten auf dem Friedhof (97 500 Euro).

Kräftig zu Buche schlagen darüber hinaus 580 000 Euro fürs Feuerwehra­uto Zang, 524 000 Euro für Betriebs- und Geschäftsa­usstattung, 230 000 Euro für den Digitalpak­t Schulen, 90 000 Euro für den Bürgerbus und 46 000 Euro für eine Pumptracka­nlage.

Zu schätzen wusste Königsbron­n im Jahr 2020 die Hilfszahlu­ngen von Land und Bund, mit denen die coronabedi­ngten Einnahmeau­sfälle abgefedert werden konnten. „Ob das bei einer Fortdauer der Pandemie ebenso 2021 der Fall sein wird, kann nicht vorhergesa­gt werden“, zeigte sich der Kämmerer hierzu eher vorsichtig bis skeptisch.

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Foto: stock.adobe.com/jakub Krechowicz In Königsbron­n wächst der Schuldenbe­rg. Deshalb ist Unterstütz­ung aus verschiede­nen Fördertöpf­en nötig. Auch der Eigenbetri­eb Abwasser braucht neue Kredite.

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