Ein Herz für Bienen
Dass die Heidenheimerin Jeanette Zippel ein Herz für Bienen hat, ist bekannt. Nun musste die Künstlerin nach Stuttgart ausrücken, um eine zerstörte Skulptur in dem von ihr bereits 1993 auf dem Wartberg gestalteten Bienengarten zu restaurieren.
Die Heidenheimer Künstlerin Jeanette Zippel musste eine zerstörte Skulptur im Bienengarten auf dem Stuttgarter Wartberg restaurieren.
Vandalismus gegen Bienen? Das gibt’s öfter, als man denkt. Menschliche Zerstörungswut macht eben vor nichts Halt. Davon ein Lied singen kann auch die Heidenheimer Künstlerin Jeanette Zippel, die unlängst einen Einsatz auf dem Stuttgarter Wartberg hatte, um den dort von ihr gestalteten Bienengarten wieder in den von Mensch und Bienen gewohnten Zustand zu versetzen, nachdem dort zuvor im Sommer eine von insgesamt sechs Wildbienenskulpturen und somit nicht nur Kunst, sondern auch Lebensraum zerstört worden war.
Der Stuttgarter Bienengarten war 1993 der erste seiner Art und entstand im Zuge der Internationalen Gartenbauausstellung in Stuttgart. Und Jeanette Zippel agierte damit ihrer Zeit weit voraus.
Denn als sie sich an ihren ersten Bienengarten machte, mit Kunst in die Natur ging, ökologische und kulturelle Aspekte miteinander verschmolz und dabei das Prinzip der belebten Skulptur einführte, ging sie nicht nur bislang unbegangene Pfade, sondern war insofern auch der Zeit weit voraus, als damals so gut wie niemand auch nur einen Gedanken an den Lebensraum von Wildbienen verschwendete. Heute hingegen sind sogenannte, freilich mit dem Zippel’schen Ansatz allerhöchstens am Rande vergleichbare Insektenhotels beinahe schon in jedem Vorgarten zu finden.
Von Heidenheim bis Teneriffa
Aber auch große, von Jeanette Zippel gestaltete und mit den charakteristischen Skulpturen versehene Gärten sind weiter dazugekommen, nicht nur in Deutschland, etwa im Heidenheimer Brenzpark, an der Nördlinger
Stadtmauer oder im Patientengarten des Stuttgarter Robertbosch-krankenhauses, sondern unter anderem auch auf Teneriffa oder in Bozen. Hinzu kommt noch eine Reihe von Einzelskulpturen.
Doch zurück nach Stuttgart, wo alles begann und nun ein weiteres Kapitel dieser Bienengeschichte aufgeschlagen wurde.
Zwangsläufig, wie wir gelernt haben, und nicht ohne traurigen Anlass. Aber gut, besser schlecht: Man konnte den gewissermaßen zu einem Sechstel zerstörten Bienengarten ja kaum so belassen. Dabei war dieser erst 2019 umfassend instandgesetzt worden. Worum sich Zerstörungswut nicht kümmert. Zum Opfer gefallen war ihr die aus Lehm gestaltete Skulptur des Sextetts. Die anderen fünf, aus Eiche, Ziegel und verschiedenen Sandsteinen gefertigt, hatten, samt ihren Bewohnern, den Angriff unbeschadet überstanden.
Die zerstörte Lehmskulptur wurde nun durch eine von Jeanette Zippel aus robusterem Kalkstein gearbeitete ersetzt, die außer Nistlöchern für Wildbienen noch nach der Frostperiode anzubringende Lehmverfüllungen vorsieht, wodurch zusätzliche Nistplätze für sehr seltene, steilhangbewohnende Wildbienen angeboten werden.
Über 25 000 Nistplätze
Damit ist das Skulpturenensemble auf dem Wartberg wieder komplett und wird im kommenden Jahr erneut mit an die 25 000 Nistplätzen für Wildbienen locken.
Während zumindest die sichtbaren Spuren von Vandalismus also halbwegs leicht zu beseitigen waren, geht Corona nach wie vor nicht spurlos insbesondere auch an der Kultur und an Künstlern vorüber. Eine große Ausstellung in der städtischen Galerie in Ostfildern, in der sich Jeanette Zippel in der illustren Gesellschaft anderer namhafter Künstler tummelte, war im November schon wieder geschlossen worden, nachdem sie im Oktober kaum eröffnet worden war. Ob sie bis März, wenn sie abgehängt werden soll, noch einmal geöffnet werden kann, steht in den Sternen. Bei Jeanette Zippels Rauminstallation in Ostfildern geht es selbstverständlich wieder um Bienen, diesmal um die faszinierende Struktur des Wabenbaus.
Freude vermitteln
Lustigerweise besteht das Grundgerüst der Installation aus den Kartonhülsen von Toilettenpapierrollen, war allerdings, ganz unabhängig von Corona und damit verbundenen Hamsterkäufen, bereits im November 2019 entstanden.
„Ansonsten schaue ich, wie ich weiterarbeiten kann“, sagt die Künstlerin, die im vergangenen Sommer noch zahlreiche Malkurse geben konnte und danach, „obwohl mir die Arbeit im öffentlichen Raum sehr, sehr fehlt“, den Kursbetrieb auf online umgestellt hat, was bisher ganz gut gelaufen sei. „Zur Zeit ist es mir besonders wichtig, mit dem, was ich mache und anbiete, den Menschen Freude zu vermitteln, damit sie auf andere Gedanken kommen und die Anspannung von ihnen abfallen kann.“