Ein Traum wurde wahr
Für die rund 5000 Menschen der nigrischen Region Maradi war es ein Fest: Ihre Dörfer wurden mit Hilfe unserer Leser an eine Mini-trinkwasseranlage angeschlossen.
Ibrahim Agada, Chef des Dorfes Gomozo im Süden des Niger, ist voller Glück: „Diese Zapfstellen ermöglichen es den Einwohnern, ohne Schwierigkeiten an Trinkwasser zu gelangen.“Tatsächlich ist in den Gemeinden Gomozo, Katakata, Garin Elhadj Sami, Tsabiro und Garin Maman und in deren Schulen am 17. September so etwas wie eine neue Zeit angebrochen. Seit diesem Tag kommen die Menschen dort in den Genuss sauberen Trinkwassers. Eine Minitrinkwasserversorgungsanlage (MINI-AEP), die mit Spendengeldern unserer Leser in der abgehängten Region errichtet werden konnte, macht es möglich. Sie hat das Leben der Dorfbewohner verändert.
„Früher mussten wir sehr früh aufstehen und zu den Brunnen gehen, um Wasser zu schöpfen“, sagt Saâ Abdou, eine Frau aus Gomozo. Die vollen Kanister waren nicht nur schwer, das Oberflächenwasser, das in einer Tiefe von 40 bis 55 Metern gesammelt wurde, war oftmals verschmutzt. Vor allem in der Trockenzeit oder nach sintflutartigen Regen und Überschwemmungen, wenn Dreck und Fäkalien in die zementierten Wassergruben geschwemmt wurden. Cholera, Hauterkrankungen und Durchfall waren oftmals die Folge. Vor allem für die ganz kleinen Kinder eine große Gefahr. Ohne dass das Brunnenwasser aufgearbeitet wurde, war es kaum zu genießen, erzählt Saâ Abdou. Das Abkochen auf den einfachen Feuerstellen brauchte Zeit.
Auch Ali Halilou, ein Fünftklässler, ist froh. „Um in der Schule Wasser trinken zu können, musste ich jeden Tag zurück nach Hause rennen oder zu den Brunnen gehen. Und dann war das Wasser auch noch schlecht.“Transportgefäße wie leere Plastikflaschen hat in den Dörfern nicht jedes Kind. Jetzt hat der Junge eine Wasserzapfstelle direkt neben seiner Schule.
„Früher gingen wir unter der prallen Sonne auf Wassersuche an den Brunnen, oft barfuß. Wir kamen dann zu spät zum Unterricht, und die Lehrer haben uns bestraft. Heute sind wir dank der neuen Anlage pünktlich in der Schule. Wir danken aufrichtig all jenen, die dafür gekämpft haben, dass unser Traum Wirklichkeit wurde“, ergänzt Abdou Salam Sani.
Ein Teil dessen, was das Leben der insgesamt rund 5000 Menschen im Südosten der Region Maradi so verändert hat, ragt in der Gemeinde Gomozo 10 Meter in die Höhe: Ein Wasserspeicher aus Edelstahl, der 50 Kubikmeter fassen kann. Er wird gespeist aus einem 130 Meter tiefen Brunnen. Eine solar betriebene Pumpe fördert bis zu acht Stunden am Tag zehn Kubikmeter Wasser pro Stunde in die Höhe. Ein insgesamt zehn Kilometer umfassendes Netz aus Wasserleitungen verbindet die zentrale Anlage mit den fünf Dörfern. Jedes von ihnen ist nun mit zwei Zapfstellen ausgestattet. Auch die fünf Schulen der Gemeinden wurden an die Wasserversorgung angeschlossen.
Nach Angaben von Zabeirou Mahamadou, dem stellvertretenden Abteilungsdirektor für Hydraulik und Sanitäranlagen der Stadtgemeinde Guidan Roumdji, arbeitet das MINI-AEP mit einem Hybridsystem aus Solarenergie und Wärmeenergie. Die Bohrpumpe benötige zum Betrieb nur 5,5 KW, während die installierte Photovoltaikanlage fast 10 KW produziere. Geplant ist nun, weitere Dörfer in der Region Maradi mit einem ähnlichen Wasserversorgungssystem auszustatten.
Die Bevölkerung, so betont das Un-kinderhilfswerk Unicef, wurde von Beginn an in die verschiedenen Projektphasen einbezogen. So sei ein gemeinschaftliches Verantwortungsbewusstsein in den Gemeinden entstanden. Unicef will in den Dörfern ein Bewusstsein für Gesundheit und Hygiene festigen. Dafür werden derzeit sogenannte Wasserkomitees gegründet und geschult. Beauftragte sollen nicht nur die Wasserstellen funktionsfähig halten. Sie sollen auch die Menschen in den Dörfern in Gesundheitsfragen unterstützen damit aus dem Zugang zu sauberem Trinkwasser eine breite Verbesserung der Lebensbedingungen wird.
Ohne, dass das Brunnenwasser aufgearbeitet wurde, war es nicht zu genießen.
Saâ Abdou
eine Frau aus Gomozo