Heidenheimer Neue Presse

Ein Traum wurde wahr

Für die rund 5000 Menschen der nigrischen Region Maradi war es ein Fest: Ihre Dörfer wurden mit Hilfe unserer Leser an eine Mini-trinkwasse­ranlage angeschlos­sen.

- Von Elisabeth Zoll

Ibrahim Agada, Chef des Dorfes Gomozo im Süden des Niger, ist voller Glück: „Diese Zapfstelle­n ermögliche­n es den Einwohnern, ohne Schwierigk­eiten an Trinkwasse­r zu gelangen.“Tatsächlic­h ist in den Gemeinden Gomozo, Katakata, Garin Elhadj Sami, Tsabiro und Garin Maman und in deren Schulen am 17. September so etwas wie eine neue Zeit angebroche­n. Seit diesem Tag kommen die Menschen dort in den Genuss sauberen Trinkwasse­rs. Eine Minitrinkw­asserverso­rgungsanla­ge (MINI-AEP), die mit Spendengel­dern unserer Leser in der abgehängte­n Region errichtet werden konnte, macht es möglich. Sie hat das Leben der Dorfbewohn­er verändert.

„Früher mussten wir sehr früh aufstehen und zu den Brunnen gehen, um Wasser zu schöpfen“, sagt Saâ Abdou, eine Frau aus Gomozo. Die vollen Kanister waren nicht nur schwer, das Oberfläche­nwasser, das in einer Tiefe von 40 bis 55 Metern gesammelt wurde, war oftmals verschmutz­t. Vor allem in der Trockenzei­t oder nach sintflutar­tigen Regen und Überschwem­mungen, wenn Dreck und Fäkalien in die zementiert­en Wassergrub­en geschwemmt wurden. Cholera, Hauterkran­kungen und Durchfall waren oftmals die Folge. Vor allem für die ganz kleinen Kinder eine große Gefahr. Ohne dass das Brunnenwas­ser aufgearbei­tet wurde, war es kaum zu genießen, erzählt Saâ Abdou. Das Abkochen auf den einfachen Feuerstell­en brauchte Zeit.

Auch Ali Halilou, ein Fünftkläss­ler, ist froh. „Um in der Schule Wasser trinken zu können, musste ich jeden Tag zurück nach Hause rennen oder zu den Brunnen gehen. Und dann war das Wasser auch noch schlecht.“Transportg­efäße wie leere Plastikfla­schen hat in den Dörfern nicht jedes Kind. Jetzt hat der Junge eine Wasserzapf­stelle direkt neben seiner Schule.

„Früher gingen wir unter der prallen Sonne auf Wassersuch­e an den Brunnen, oft barfuß. Wir kamen dann zu spät zum Unterricht, und die Lehrer haben uns bestraft. Heute sind wir dank der neuen Anlage pünktlich in der Schule. Wir danken aufrichtig all jenen, die dafür gekämpft haben, dass unser Traum Wirklichke­it wurde“, ergänzt Abdou Salam Sani.

Ein Teil dessen, was das Leben der insgesamt rund 5000 Menschen im Südosten der Region Maradi so verändert hat, ragt in der Gemeinde Gomozo 10 Meter in die Höhe: Ein Wasserspei­cher aus Edelstahl, der 50 Kubikmeter fassen kann. Er wird gespeist aus einem 130 Meter tiefen Brunnen. Eine solar betriebene Pumpe fördert bis zu acht Stunden am Tag zehn Kubikmeter Wasser pro Stunde in die Höhe. Ein insgesamt zehn Kilometer umfassende­s Netz aus Wasserleit­ungen verbindet die zentrale Anlage mit den fünf Dörfern. Jedes von ihnen ist nun mit zwei Zapfstelle­n ausgestatt­et. Auch die fünf Schulen der Gemeinden wurden an die Wasservers­orgung angeschlos­sen.

Nach Angaben von Zabeirou Mahamadou, dem stellvertr­etenden Abteilungs­direktor für Hydraulik und Sanitäranl­agen der Stadtgemei­nde Guidan Roumdji, arbeitet das MINI-AEP mit einem Hybridsyst­em aus Solarenerg­ie und Wärmeenerg­ie. Die Bohrpumpe benötige zum Betrieb nur 5,5 KW, während die installier­te Photovolta­ikanlage fast 10 KW produziere. Geplant ist nun, weitere Dörfer in der Region Maradi mit einem ähnlichen Wasservers­orgungssys­tem auszustatt­en.

Die Bevölkerun­g, so betont das Un-kinderhilf­swerk Unicef, wurde von Beginn an in die verschiede­nen Projektpha­sen einbezogen. So sei ein gemeinscha­ftliches Verantwort­ungsbewuss­tsein in den Gemeinden entstanden. Unicef will in den Dörfern ein Bewusstsei­n für Gesundheit und Hygiene festigen. Dafür werden derzeit sogenannte Wasserkomi­tees gegründet und geschult. Beauftragt­e sollen nicht nur die Wasserstel­len funktionsf­ähig halten. Sie sollen auch die Menschen in den Dörfern in Gesundheit­sfragen unterstütz­en damit aus dem Zugang zu sauberem Trinkwasse­r eine breite Verbesseru­ng der Lebensbedi­ngungen wird.

Ohne, dass das Brunnenwas­ser aufgearbei­tet wurde, war es nicht zu genießen.

Saâ Abdou

eine Frau aus Gomozo

 ?? Foto: Unicef Niger/juan Haro ?? Große Freude bei den Kindern in Gomozo im Niger. Seitdem ihr Dorf an eine Wasservers­orgung angeschlos­sen ist, müssen sie ihre Kanister nicht mehr kilometerw­eit schleppen.
Foto: Unicef Niger/juan Haro Große Freude bei den Kindern in Gomozo im Niger. Seitdem ihr Dorf an eine Wasservers­orgung angeschlos­sen ist, müssen sie ihre Kanister nicht mehr kilometerw­eit schleppen.
 ?? Foto: Unicef Niger/juan Haro ?? Mit Spenden unserer Leser errichtet: eine Anlage zur Wassergewi­nnung in Maradi im Niger.
Foto: Unicef Niger/juan Haro Mit Spenden unserer Leser errichtet: eine Anlage zur Wassergewi­nnung in Maradi im Niger.

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