Der Blick zum Himmel lohnt sich
Auf dem Greifvogel-erlebnispfad in Weil im Schönbuch erfährt man viel über Falke, Habicht, Uhu und Co.
Weil im Schönbuch. Der Hahn kräht sich die Seele aus dem Leib. Immer wieder posaunt der weiße Gockel sein Kikeriki über die Streuobstwiese, während die Hühnerschar weiterscharrt. Was soll der Krach? Vielleicht ist der Schreihals auf den stillen Beobachter
aufmerksam geworden. Ein großer Greifvogel sitzt auf einer Stromleitung, wahrscheinlich ein Mäusebussard. Bald wird es dem Zaungast aber zu bunt. Er fliegt davon. Heute gibt es kein Hühnchen zum Abendessen.
Leer ausgehen wird er dennoch nicht. „Bei uns gibt es wahnsinnig viele Mäuse“, sagt Vanessa
Müller. Die 36-Jährige kennt sich mit den Gaumenfreuden von Greifvögeln aus. Sie ist die Inhaberin der Garuda-falknerei in Weil im Schönbuch (Kreis Böblingen) und arbeitet intensiv mit Raubvögeln. Um möglichst viele Menschen für die Jäger zu begeistern, wurde am Ortsrand von Weil im Schönbuch 2017 der Greifvogel-erlebnispfad in Betrieb genommen. 5,3 Kilometer ist der lang, das kann man gut in anderthalb bis zwei Stunden schaffen.
Auf großen Schautafeln liest man unterwegs Wissenswertes über Flügelspannweite, Brutzeit oder Leibspeise von Uhu, Fischadler, Sperber und Co. Ampeln zeigen an, wie häufig es die Arten hierzulande gibt. Grün heißt kaum gefährdet, rot stark bedroht. Wem die Details nicht reichen, der klickt sich mit dem Handy über Qr-codes ins Netz. Die Tafeln hat die Gemeinde aufgestellt, die Infos darauf stammen aus der Garuda-falknerei. Dort startet der Spaziergang auch. „Die Leute sind sehr, sehr interessiert“, sagt Vanessa Müller. Viele Wanderer kombinierten den Greifvogel-erlebnispfad mit Falknerstunden. Die finden auch im Lockdown statt, sind aber auf jeweils einen Haushalt begrenzt.
Die Rundtour führt auf asphaltierten Wegen zunächst durch Felder und Streuobstwiesen, entlang einer Kleingartenanlage und dann in den Wald. Auf dem kurzen abschüssigen Waldweg ist gutes Schuhwerk gefragt. Wieder im Freien geht es eine längere Zeit durch ein offenes Tal, vorbei an einem originellen Baumhaushotel und dem idyllischen Totenbach. Die Strecke, auf der es nur am Schluss etwas bergauf geht, ist gut beschildert. Ein Greifvogel-symbol zeigt den Weg.
Mit Eulen wird man sich tagsüber wohl schwertun, auf der Wanderung aber gar keine Greifvögel zu finden, ist schier unmöglich. Vor allem Turmfalken sieht man immer wieder auf der Stelle flatternd den Boden nach Mäusen absuchen. Werden sie fündig, schießen sie blitzschnell nach unten und packen zu.
Aber auch wenn wider Erwarten gar nichts geht am Himmel: An anderen Tieren mangelt es entlang des Weges auch nicht. Auf großen Koppeln stehen Pferde. Und Hühner gibt es ja auch noch. Samt eines mitteilsamen Gockels.