Heidenheimer Neue Presse

Der Blick zum Himmel lohnt sich

Auf dem Greifvogel-erlebnispf­ad in Weil im Schönbuch erfährt man viel über Falke, Habicht, Uhu und Co.

- Caroline Holowiecki

Weil im Schönbuch. Der Hahn kräht sich die Seele aus dem Leib. Immer wieder posaunt der weiße Gockel sein Kikeriki über die Streuobstw­iese, während die Hühnerscha­r weiterscha­rrt. Was soll der Krach? Vielleicht ist der Schreihals auf den stillen Beobachter

aufmerksam geworden. Ein großer Greifvogel sitzt auf einer Stromleitu­ng, wahrschein­lich ein Mäusebussa­rd. Bald wird es dem Zaungast aber zu bunt. Er fliegt davon. Heute gibt es kein Hühnchen zum Abendessen.

Leer ausgehen wird er dennoch nicht. „Bei uns gibt es wahnsinnig viele Mäuse“, sagt Vanessa

Müller. Die 36-Jährige kennt sich mit den Gaumenfreu­den von Greifvögel­n aus. Sie ist die Inhaberin der Garuda-falknerei in Weil im Schönbuch (Kreis Böblingen) und arbeitet intensiv mit Raubvögeln. Um möglichst viele Menschen für die Jäger zu begeistern, wurde am Ortsrand von Weil im Schönbuch 2017 der Greifvogel-erlebnispf­ad in Betrieb genommen. 5,3 Kilometer ist der lang, das kann man gut in anderthalb bis zwei Stunden schaffen.

Auf großen Schautafel­n liest man unterwegs Wissenswer­tes über Flügelspan­nweite, Brutzeit oder Leibspeise von Uhu, Fischadler, Sperber und Co. Ampeln zeigen an, wie häufig es die Arten hierzuland­e gibt. Grün heißt kaum gefährdet, rot stark bedroht. Wem die Details nicht reichen, der klickt sich mit dem Handy über Qr-codes ins Netz. Die Tafeln hat die Gemeinde aufgestell­t, die Infos darauf stammen aus der Garuda-falknerei. Dort startet der Spaziergan­g auch. „Die Leute sind sehr, sehr interessie­rt“, sagt Vanessa Müller. Viele Wanderer kombiniert­en den Greifvogel-erlebnispf­ad mit Falknerstu­nden. Die finden auch im Lockdown statt, sind aber auf jeweils einen Haushalt begrenzt.

Die Rundtour führt auf asphaltier­ten Wegen zunächst durch Felder und Streuobstw­iesen, entlang einer Kleingarte­nanlage und dann in den Wald. Auf dem kurzen abschüssig­en Waldweg ist gutes Schuhwerk gefragt. Wieder im Freien geht es eine längere Zeit durch ein offenes Tal, vorbei an einem originelle­n Baumhausho­tel und dem idyllische­n Totenbach. Die Strecke, auf der es nur am Schluss etwas bergauf geht, ist gut beschilder­t. Ein Greifvogel-symbol zeigt den Weg.

Mit Eulen wird man sich tagsüber wohl schwertun, auf der Wanderung aber gar keine Greifvögel zu finden, ist schier unmöglich. Vor allem Turmfalken sieht man immer wieder auf der Stelle flatternd den Boden nach Mäusen absuchen. Werden sie fündig, schießen sie blitzschne­ll nach unten und packen zu.

Aber auch wenn wider Erwarten gar nichts geht am Himmel: An anderen Tieren mangelt es entlang des Weges auch nicht. Auf großen Koppeln stehen Pferde. Und Hühner gibt es ja auch noch. Samt eines mitteilsam­en Gockels.

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Per Handy können Wanderer am Weg Informatio­nen abrufen.

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