Liebe Böller,
Ihr seid die Eintagsfliegen in Sachen Temperamentsausbruch: Kaum ist die Lunte gezündet, gehört das Vergnügen auch schon wieder der Vergangenheit an. Grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden, denn erfahrungsgemäß sind die vergänglichen Freuden oftmals die beeindruckendsten. Und die bösen Geister, die zum Jahreswechsel mit viel Getöse vertrieben werden sollen, machen sich angesichts der Geräuschkulisse bestimmt innerhalb von Sekunden aus dem Staub.
Aber jetzt das: Vergangene Woche hat Bundesinnenminister Horst Seehofer den Verkauf von Silvesterfeuerwerk für dieses Jahr komplett verboten. Das soll verhindern, dass sich jemand einen Finger wegsprengt oder das Haupthaar verkohlt und deshalb in einem der wegen Corona ohnehin schon arg belasteten Krankenhäuser behandelt werden muss. Man kann das nachvollziehen, und es nimmt deshalb auch wunder, welches Politikum der eine oder andere aus Seehofers Machtwort macht.
Klar, die Knallerei gehört für viele zur Begrüßung des neuen Jahres wie das gemeinsame Glas Sekt mit den Nachbarn auf der Straße. Und blöderweise wurde ja schon vor Wochen das als Alternativprogramm angekündigte Musikfeuerwerk auf dem Schlossberg abgesagt, um größeren Menschenansammlungen vorzubeugen.
Aber was sollen erst die Feuerwerkshersteller sagen, die jetzt auf ihrer Ware sitzen bleiben? Und die Geschäftsleute, die ihre Verkaufsprospekte schon vor dem Verbot gedruckt hatten? Im Vergleich dazu ist der private Feuerwerker doch fein raus: Ehe der Schuss nach hinten losgeht, in diesem Jahr einfach mal die Finger von der Zündschnur lassen und das Spektakel aus der Fernsehkonserve bestaunen!
Falls dann alles so hinhaut wie erhofft, ist an Silvester 2021 vielleicht auf einen (Donner-) Schlag alles beinahe wieder wie früher. Mit Krach, Fontänen und Leuchtkugeln. Und in großer Runde. Denn, liebe Böller, Eintagsfliegen neigen bekanntermaßen zu Massenschwärmen. Aber Ihr lest das ja eh nicht.