Heidenheimer Neue Presse

Spielen bayerische Nachbarstä­dte in höherer Liga?

Bayern hat Städte an der Grenze als Oberzentre­n ausgewiese­n. Ein Nachteil für Ostwürttem­berg?

- Karin Fuchs

Der Freistaat Bayern geht manchmal eigene Wege. So auch in der Regionalpl­anung. Vor zwei Jahren wurden an der Landesgren­ze zu Ostwürttem­berg einige Städte zu so genannten Oberzentre­n aufgewerte­t. Dabei sind die Städte oftmals kleiner als die baden-württember­gischen Nachbarn, die nur Mittelzent­ren sind.

Das Oberzentru­m Nördlingen ist beispielsw­eise gerade mal 20 000 Einwohner groß, während das Mittelzent­rum Heidenheim 50 000 Einwohner zählt. Dillingen hat die Größe von Giengen, die bayerische Stadt ist Oberzentru­m, Giengen Unterzentr­um.

Doch welche Auswirkung­en hat diese meist nur auf politische­r Ebene diskutiert­e Einstufung?

Bei der letzten Sitzung des Regionalve­rbands Ostwürttem­berg in diesem Jahr wurde diese Frage angeschnit­ten im Rahmen der Diskussion um die hiesige Regionalen­twicklung. Der Regionalve­rbandsvors­itzende Gerhard Kieninger hält es für richtig, die Entwicklun­g in Bayern zu beobachten.

Warnende Worte

„Da passiert was in Bayern“, sagte Karl Hilsenbek, der frühere Ellwanger Oberbürger­meister, und forderte, Richtung Stuttgart tätig zu werden, falls dort die Probleme nicht erkannt würden. Bopfingens Bürgermeis­ter Gunter Bühler warnte: „Ich will keine Oberzenrum­s-diskussion.“Aber der Verband müsse sich schon allein deshalb damit auseinande­rsetzen, weil Themen wie der Ausbau von Bundesstra­ßen oder der Schiene sowie universitä­rer Strukturen politisch an Oberzentre­n festgemach­t würden.

Welche Grenzstädt­e wurden zu Oberzentre­n aufgestuft? In Bayern gibt es Grundzentr­en, Mittelzent­ren, Oberzentre­n, Regionalze­ntren und Metropolen. „Insoweit sind die Funktionen der einzelnen Stufen der Zentralen Orte mit denen in Baden-württember­g nicht direkt vergleichb­ar“, erläutert Ostwürttem­bergs Verbandsdi­rektor Thomas Eble. An der Regionsgre­nze sind Ansbach, Dillingen-lauingen, Donauwörth, Günzburg-leipheim, Ulm-neuulm, sowie Nördlingen als Oberzentre­n festgesetz­t.

Wie aber könnten die bayerische­n Oberzentre­n Ostwürttem­berg schaden? Objektive Vorgänge, die auf eine Benachteil­igung der Region Ostwürttem­berg hindeutete­n, seien nicht bekannt, räumt Eble ein. Allerdings gebe es auf örtlicher Ebene solche Befürchtun­gen, etwa bei der Gewerbeund Handelsans­iedlung. Ob die bayerische­n Oberzentre­n Vorteile haben, ist nicht sicher.

Nördlingen zum Beispiel war schon vor der Oberzentru­ms-ausstattun­g eine Außenstell­e der Universitä­t Augsburg. Grundsätzl­ich, so Eble, haben die Zentralen Orte jeweils Vorteile gegenüber nicht zentralen Orten oder Orten niederer Hierarchie­stufe bei der Sicherung, der Bereitstel­lung und dem Ausbau zentralört­licher Einrichtun­gen.

In Ostwürttem­berg nehmen die Mittelzent­ren Heidenheim, Aalen, Schwäbisch Gmünd und Ellwangen oberzentra­le Aufgaben wahr. „Daher erwarten wir vom Land auch mindestens eine vergleichb­are Zielsetzun­g für unsere Mittelzent­ren mit oberzentra­len Funktionen“, so Eble. Es sei also Aufgabe des Landes, diese oberzentra­len Funktionen auszufülle­n. Die Region Ostwürttem­berg hatte sich in einem Schreiben an das Land gewandt und um Unterstütz­ung der Zentralen Orte gebeten.

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