Angriffszüge wie aus einem Guss
Nicolas Gonzalez, Silas Wamangituka, Gonzalo Castro und Daniel Didavi schießen den Aufsteiger zu einem 4:1 beim FC Augsburg.
Am Ende war es ein Schaulaufen, das die Männer in ihren grünen Trikots genüsslich zelebrierten. Der 4:1 (2:0)-Erfolg beim FC Augsburg war längst unter Dach und Fach, als die Mannschaft von Pellegrino Matarazzo in den Schlussminuten Konterchancen fahrlässig verspielte, ehe der eingewechselte Daniel Didavi noch einmal den Fuß hinhielt. Mit seinem Treffer zum 4:1 (86.) setzte er den Schlusspunkt.
Nach zuvor zwei Niederlagen hat sich der Aufsteiger eindrucksvoll zurückgemeldet und fest im Mittelfeld etabliert. Waldemar Anton sprach hinterher von einem „super Spiel. Wir haben gut kombiniert und waren giftig in den Zweikämpfen – das war der Schlüssel.“Matarazzo analysierte sachlich: „Unterm Strich war es eine gute Leistung. Was mir gefallen hat, war, dass wir nach dem Anschlusstreffer nicht lange gebraucht haben, um uns zu stabilisieren.“
Dabei war der VFB mit keinen guten Erinnerungen angereist. Denn selten gab es in Bayrisch-schwaben etwas zu holen. Beim letzten Aufeinandertreffen wurde der VFB mit 6:0 vermöbelt. Thomas Hitzlsperger nahm danach seine erste Trainerentlassung vor und gab Markus Weinzierl den Laufpass. Der Vorstandschef stand auch jetzt wieder im Mittelpunkt. Sein Rosenkrieg mit Präsident Claus Vogt bestimmt die Schlagzeilen.
Während Hitzlsperger und Vogt am Sonntag auf Tauchstation gingen, wollen sich Sportdirektor Mislintat und die Mannschaft aufs Sportliche konzentrieren (siehe Info-kasten). In Augsburger durfte der VFB bereits nach acht Minuten jubeln. Mateo Klimowicz wurde im Strafraum am Fuß touchiert – Elfmeter. Eine strittige Szene, mit der die Augsburger heftig haderten.
Gonzales eiskalt vom Punkt
Fca-coach Heiko Herrlich sprach hinterher vom „Knackpunkt des Spiels“. Nicolas Gonzalez scherte das nicht. Der Argentinier traf mit seinem siebten verwandelten Strafstoß in Serie zur Führung. Die aber schnell ins Wanken geriet, weil die Gastgeber mit Wut im Bauch den VFB unter Druck setzten.
Nicht immer sicher wirkte die Abwehr bei hohen Bällen und über die rechte Seite von Pascal Stenzel. Nach vorne ging dafür die Post ab. Wie am Schnürchen liefen die Konter in Richtung des Augsburger Tores. Stark, wie Orel Mangala im Mittelfeld Bälle eroberte und verteilte. Wie Mateo
Klimowicz, der für Sasa Kalajdzic von Beginn an ran durfte, mit seinen Dribblings immer wieder mehrere Gegenspieler abschüttelte. Wie Außenbahnspieler Borna Sosa den Druck hochhielt. Und wie Gonzalez in vorderster Reihe nicht zu stoppen war. Überfordert zeigte sich der FCA von Tempo und Spielwitz der starken Gäste aus Stuttgart.
Lehrbuchhaft war der Angriff nach 29 Minuten: Ein langer Ball von Marc Oliver Kempf landete im Lauf von Sosa. Der Kroate passte in den Rücken der Abwehr auf Silas Wamangituka, der wenig Mühe mit dem 2:0 hatte. Drei Kontakte, ein Treffer – ein Tor zum Zungeschnalzen für die Vfbfans, die sich ob des Führungsstreits zuletzt so sehr die Haare gerauft hatten.
Es war eine starke Reaktion, welche die Mannschaft zeigte. Auch auf die jüngsten 0:1-Niederlagen gegen Wolfsburg und Leipzig. Die Sorge vor einem Absturz erwies sich als unbegründet. „Der Sieg tut uns nach den zwei Niederlagen gut“, sagte Matarazzo.
Vielleicht sollten wir zu Hause auch mal im Hotel übernachten. Vfb-trainer Pellegrino Matarazzo
denkt über die Heimschwäche nach
„Er gibt uns eine breite Brust und eine positive Aussicht.“
Auch wenn die Vfb-elf schlafmützig aus der Halbzeit kam. 30 Sekunden dauerte es, ehe die Fuggerstädter den Anschluss durch Marco Richter hergestellt hatten. Auf einmal mussten die Gäste zittern und ihren vielen vergebenen Chancen nachtrauern. Bis sie den Videoschiedsrichter auf ihrer Seite hatten. 61. Minute: Eine Flanke von Gonzalez verwertet Gonzalo Castro direkt. Schiedsrichter Daniel Schlager entscheidet auf Abseits. Erst nach der Kontrolle dürfen Castro und Co. jubeln – der Treffer zählt. Es war die Vorentscheidung in diesem Spiel, der Rest war Schaulaufen.
Durch den Sieg klettert der Aufsteiger auf Platz zehn – und auf Platz eins der Auswärtstabelle. Am Samstag bietet sich die neuerliche Chance auf den ersten Heimsieg. Auch wenn Mönchengladbach eine hohe Hürde darstellt. Und Matarazzo noch über den Zusammenhang von Auswärtsstärke und Heimschwäche rätselt. Seine Überlegung: „Vielleicht sollten wir zu Hause auch mal im Hotel übernachten.“