Liebe Not,
uns ist nicht völlig klar, warum es eine Not geben kann, die uns lieb ist, aber es ist nun einmal so, dass man Dich hat. Ja, man hat seine liebe Not, so will es die rätselhafte deutsche Sprache. Können wir jetzt auch nicht ändern.
Nicht ändern können wir auch, dass man in den Zentren unserer Heimatorte gerade seine liebe Not hat. Nehmen wir nur mal Heidenheims Hauptstraße. Normalerweise belebter als die meisten anderen Straßenzüge der Gegend, doch derzeit ist wirklich an jedem Schlittenhang mehr los. Ist ja auch logisch, denn was will man an der Hauptstraße? Kein Supermarkt, keine Tankstelle, nur Läden, Läden, Läden. Und die haben nun einmal zu, auch wenn man nun wieder etwas bestellen und abholen darf, was höchste Zeit war.
Kein Wunder, dass kaum jemand durch die Gassen huscht. Doch diejenigen, die das tun, haben mit noch ganz anderen Problemen ihre liebe Not. Was, wenn man mal muss mitten in der Stadt?
In Heidenheim ist das üblicherweise kein Problem. Es gibt nette Toiletten und öffentliche Einrichtungen, hier und da nimmt man auch gerne einen Espresso, wenn man dafür . . .
Geht aber alles nicht, denn alles hat zu. Und wer zu hat, dessen Toilette ist nicht mehr nett, sondern unerreichbar. Und wo es zu ist, kann man nicht mal für einen Espresso.
Die Folgen sind schlimm. Dramatische Szenen spielen sich an manchen Geschäften Der Ladeninhaber packt ein paar Bestellungen ein, die Seniorin hämmert ans Schaufenster. „Wir haben leider geschlossen!“„Mir egal, ich muss dringend, sonst gibt es eine Katastrophe!“
Was nun? Verletzt Nothilfe dieser Art den Shutdown? Gibt es Ausnahmen für Bedürftige über 80 oder unter 14? Wenigstens aus einem anderen Haushalt? Man will nicht in der Haut derer stecken, die solche Entscheidungen treffen müssen.
Der Vergleich ist nicht appetitlich, aber passend schwäbisch: Verheba mr’s no. Das gilt für Corona und alle Folgen. Irgendwann ist die liebe Not dann auch wieder vorbei. Versprochen.
Aber Du liest das ja eh wieder nicht.