Überfälliges Pfand
Logisch war es noch nie, dass zwar für das billigste Wasser in Plastik-einwegflaschen 25 Cent Pfand fällig sind, nicht dagegen für Orangen- und andere Obstsäfte, egal wie teuer sie sind. Das war vielmehr das Ergebnis erfolgreicher Lobbyarbeit der Anbieter. Diese unterschiedliche Behandlung stammt noch aus der Zeit, als der Grüne Jürgen Trittin Bundesumweltminister war, was sie weder besser noch sinnvoller macht, im Gegenteil.
Dass die vielen Ausnahmen von der Pfandpflicht endlich abgeschafft werden, ist überfällig, wie der wachsende Berg an Plastikmüll zeigt. Dies wird erst in knapp zwei Jahren wirksam, bei Milch sogar erst in drei, was Herstellern und Handel genug Zeit geben sollte, sich darauf einzustellen. Der Verpackungsmüll lässt sich allerdings nur dann reduzieren, wenn mehr Getränke in Mehrwegverpackungen gekauft werden. Dafür dürfen sie nicht mehr teurer sein, wie das heute gerade bei Wasser und Säften oft der Fall ist. Das sollten die Anbieter schleunigst ändern, ehe sich der Gesetzgeber weitere Eingriffe ausdenken muss.
Das gilt ebenso für die Verpackungen von Außer-haus-essen. Dass hier eine Mehrweg-verpackung als Alternative überhaupt vorgeschrieben werden muss, ist ein Armutszeugnis für alle Anbieter. Sicher ist das mühsamer als die Wegwerf-variante. Aber sie haben für die Vorbereitung Zeit bis Anfang 2023. Dagegen die Coronapandemie ins Feld zu führen, klingt nach einer billigen Ausrede. Die sollte bis dahin überwunden sein. Man kann nicht mehr Umweltschutz fordern und dann kneifen, wenn es konkret wird. Wobei auch die Verbraucher gefragt sind, Mehrwegvarianten tatsächlich zu nutzen, selbst wenn sie mehr Aufwand erfordern.