Das Jahr der Chancen
Die Märkte stehen vor einem Jahr der Erholung, so die Experten in den aktuellen Kapitalmarktumfragen. Wo Anleger Renditen finden. Von
Das Jahr 2020 hatte es in sich: erst der dramatische Einbruch der Börsen im März, als Corona die Märkte fast über Nacht mit voller Wucht traf, dann die fulminante Rally, die insbesondere die Aktien sogenannter Lockdowngewinner auf neue Rekorde trieb.
Vor dem Jahresausklang prägt ein anderer Begriff das Geschehen: die Impfstoffrally. Die ersten Zulassungen sind bereits erfolgt. Die Hoffnung auf den Anfang vom Ende der Pandemie trieb die Us-börsen auf neue Rekordstände. Die Frage nun: Setzt sich die Rally 2021 fort?
Finanzexperten sehen für das kommende Börsenjahr vergleichsweise hohes Kurspotenzial. Im Schnitt rechnen die Anlagestrategen der 16 Kreditinstitute und Analysehäuser, die an einer kürzlich veröffentlichten Umfrage teilgenommen haben, mit einem Dax-stand von 14467 Punkten am Jahresende 2021. Das entspricht einem Kurspotenzial von rund neun Prozent. Unter den Strategen herrscht insofern einheitlich Zuversicht für 2021, da alle Prognosen über dem jetzigen Stand des Leitindex liegen.
Die mutigste Vorhersage reicht bis 15 500 Punkte, die defensivste liegt bei 14 000 Zählern und deutet auf gut fünf Prozent Potenzial. „Wir sehen aktuell mehr Chancen als Risiken“, sagt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank. „Die wirtschaftliche Erholung sollte sich nach dem schwierigen Winterhalbjahr fortsetzen.“
Nicht nur die Aussicht auf ein Ende der Corona-krise belebt die Märkte. Der Amtswechsel im Weißen Haus lässt nach Einschätzung
vieler Beobachter die Unsicherheit nach den teils erratischen Entscheidungen von Amtsinhaber Donald Trump schwinden. Nachfolger Joe Biden stehe für Berechenbarkeit. In der Auseinandersetzung mit China dürfte Biden zwar hart bleiben, aber einen anderen Ansatz als offene Konfrontation wählen.
Aussichtsreiches Asien
Ein gutes Jahr dürfte den Schwellenländern bevorstehen. Ihnen werden besonders hohe Wachstumsraten
zugetraut. Das gilt vor allem für asiatische Länder. Der Internationale Währungsfonds rechnet für 2021 mit einem Wachstum von acht Prozent. Asien profitiert davon, die Pandemie rasch zurückgedrängt zu haben. Vor allem die Konjunkturlokomotive China kam früh wieder in Gang. Das kürzlich geschlossene asiatische Freihandelsabkommen dürfte diese Entwicklung noch zusätzlich befördern.
Bei den Rohstoffen ist das Bild eher gemischt. Beim Rohölpreis erwarten die Experten 2021 lediglich einen moderaten Anstieg, anders als etwa bei Gold, dem fast acht Prozent Wertzuwachs zugetraut wird. Das Edelmetall könnte als sicherer Hafen gefragt sein, sollte die Inflation zurückkehren. Die gestiegene Verschuldung vieler Staaten und die Bereitschaft der Notenbanken, höhere Inflation zu tolerieren, könnte das Vertrauen in die Stabilität des Geldes untergraben und so die Nachfrage nach Gold verstärken, argumentieren die Experten.