Der neue Dekan Gerd Häußler hält die erste Predigt.
Gerd Häußler ist seit Monatsbeginn neuer Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Heidenheim. Am Sonntag hält er seine erste Predigt in der neuen Heimat.
Heimat, was ist das? Für Gerd Häußler hat dieser Begriff viele Dimensionen. Aufgewachsen ist er in Sontheim an der Brenz. Dort steht nach wie vor sein Elternhaus, dort verbringt er gerne seine freien Tage – mit ausgedehnten Spaziergängen, abwechslungsreichen Radtouren oder mit Motorradfahrten über die Alb.
Zu Hause fühlt er sich auch in Italien. Seine Frau Gabriella Costabel, die ebenfalls Pfarrerin ist und einen Teilauftrag innehat beim Oberkirchenrat in Stuttgart, stammt aus dem italienischen Piemont. Regelmäßig macht das Paar in den Waldensertälern Urlaub, um Natur und regionale Küche zu genießen.
Und dann ist da noch Stuttgart. Nach dem Theologiestudium in Tübingen und Rom, dem Vikariat in Sindelfingen und Stationen in Marbach am Neckar, Mutlangen, Gerlingen und Hattenhofen bei Göppingen führte ihn sein Weg vor zehn Jahren in die baden-württembergische Landeshauptstadt. An der Lukaskirche war er nicht nur Gemeindepfarrer, sondern auch stellvertretender Dekan. Er setzte sich ein für die Vielfalt im Glauben und ein intensives ökumenisches Miteinander.
Einheimischer oder Fremder?
Nun also Ostalb. Der Wunsch, nach vielen Jahren als Gemeindepfarrer einen übergeordneten Aufgabenbereich zu übernehmen, habe ihn eher zufällig zurück an die Brenz geführt, sagt Gerd Häußler. Als für den evangelischen Kirchenbezirk Heidenheim ein neuer Dekan gesucht wurde, habe man ihm geraten, sich zu bewerben: „Schön, dass das geglückt ist. Ich bin sehr gespannt auf die Gemeinde und auch auf die Stadt. Nach 40 Jahren in der Ferne bin ich Einheimischer und Fremder zugleich. Ich staune, wie sehr sich Heidenheim verändert hat, und freue mich insbesondere auch auf das kulturelle Leben hier.“
Aufbruch und Neubeginn gehören zur Lebensgeschichte des Ehepaars Häußler, „so ein Umzug hat für uns nichts Dramatisches. Es ist halt ein Riesengeschäft.“Dementsprechend leicht sei der Abschied aus Stuttgart gefallen, Neugier und Vorfreude statt Wehmut, es liegt in der Natur des 60-Jährigen, die Dinge aus einem lebensfrohen Blickwinkel zu sehen.
Begeistert ist er von der Wohnung an der Plouquet-straße, die nur zwei Gehminuten entfernt ist von seinem neuen Büro, begeistert ist er von den Menschen, die er seit seinem Amtsantritt im Februar kennengelernt hat. „Ich stehe mit meinen Mitarbeitern in intensivem Austausch. Sie begleiten mich in das Amt hinein. Abends schwirrt mir oft der Kopf.“
Dass er sich nicht mit seinem Vorgänger Dr. Karl-heinz Schlaudraff austauschen kann, bedauert er sehr. Viele Wochen habe er sich vorgenommen, ihn in dessen Ruhestand zu besuchen, doch während des Wechsels nach Heidenheim sei dafür keine Zeit gewesen. Nun sei Schlaudraff überraschend gestorben: „Das tut mir sehr leid.“
Auf Tour durch den Landkreis
Um sich trotz Corona-pandemie mit allen Pfarrern des Kirchenbezirks bekannt zu machen, ist Gerd Häußler derzeit auf Tour durch den Landkreis. Er besucht sie an ihren Wirkungsstätten und schätzt die Gespräche, bei denen viel Raum ist für Persönliches. Neben der allgemeinen Verzagtheit in der Kirche ist freilich immer auch der Sparkurs Thema. Im April soll sich der Gesamtkirchengemeinderat mit Geldfragen beschäftigen, in einer Klausur sollen anschließend Perspektiven entwickelt werden.
„Diese Entwicklung betrifft nicht nur die Kirchen, sondern alle Bereiche des Lebens. Wichtig ist nun, die Finanzen mittelfristig im Blick zu behalten und den Veränderungsprozess gemeinsam zu gestalten“, sagt Gerd Häußler. „Viel zu lange wurde darüber geredet, was nicht gut läuft. Dadurch wird Kirche immer weniger einladend. Ich blicke vertrauensvoll und zuversichtlich nach vorne und überlasse den Rest dem Herrgott.“
Ich staune, wie sehr sich Heidenheim verändert hat, und freue mich insbesondere auch auf das kulturelle Leben hier. Gerd Häußler Dekan