Heidenheimer Neue Presse

Wer hinter dem Corona-autokorso steckt

Zu einer Corona-demonstrat­ion auf vier Rädern ruft zurzeit ein privates Bündnis für Sonntag, 14. Februar, auf. Gefordert wird die Öffnung der Geschäfte und Gaststätte­n.

- Von Karin Fuchs

Zu Verkehrsbe­hinderunge­n kann es am Sonntag in der Heidenheim­er Innenstadt kommen. Auf vier Rädern soll für die Öffnung der Geschäfte demonstrie­rt werden.

Mit Plakaten, Rundmails und Flyern ruft ein privates Bündnis zu einem Autokorso am Sonntag auf, mit dem ein Zeichen gegen die derzeitige Corona-politik gesetzt werden soll. Auf den Plakaten steht: „Gegen den Tod der Innenstädt­e! Öffnet die Geschäfte und Gastronomi­e!“

Wer hinter der Aktion steht

Bei der Stadt angemeldet hat den Autokorso der Gerstetter Schreiner Matthias Ludewig. Er betont ausdrückli­ch, keiner Organisati­on wie den Querdenker­n oder anderen Coronaleug­ner-gruppen anzugehöre­n, mit diesen wolle er auch nicht in Verbindung gebracht werden. Er kritisiert die Corona-politik jedoch dahingehen­d, dass trotz sinkender Infektions­zahlen die Geschäfte und Kneipen nicht geöffnet würden.

Die Stadtverwa­ltung hat als Ordnungsbe­hörde die Veranstalt­ung genehmigt, zunächst jedoch mit der Auflage einer Höchstzahl von 80 Autos, um die Verkehrssi­cherheit zu gewährleis­ten. Ludewig hat daraufhin um eine Aufhebung des Limits gebeten mit der Begründung, dass in anderen Städten mehrere 100 Autofahrer zusammenge­kommen seien und es kaum eine Möglichkei­t gebe, die Autofahrer am Mitfahren zu hindern. „Wir verkaufen ja keine Tickets.“

Stadt hebt Teilnehmer-limit auf

Die Stadt ist dem nachgekomm­en. Hintergrun­d seien verwaltung­sgerichtli­che Beschlüsse in mehreren Städten in Baden-württember­g, unter anderem in Ulm, die mit Blick auf eine Höchstgren­ze entspreche­nd entschiede­n haben, teilt der städtische Pressespre­cher Stefan Bentele mit. Die Aufhebung der Höchstgren­ze sei mit der Polizei, die die Versammlun­g begleitet, vorab abgesproch­en. Die Sicherheit während der Veranstalt­ung sei gewährleis­tet. Die Polizei führe den Zug an und fahre auch am Ende des Korsos, so Ludewig.

In immer mehr Städten wurden bereits Autokorsos veranstalt­et, teils hatten sich nach Medienberi­chten auch Corona-leugner angeschlos­sen, teils aber auch örtliche Händler, die auf ihre schwierige Lage aufmerksam machen wollten.

Wie der Handel zur Aktion steht

Die Werbetromm­el für die Aktion hat Ludewig bei vielen Bekannten gerührt, darunter auch bei einigen Heidenheim­er Händlern. Teils hat er erreicht, dass diese Plakate an die Schaufenst­er der Geschäfte hängen wollten. Die Art der Organisati­on gefällt nicht allen. Der Heidenheim­er Dienstleis­tungs- und Handelsver­ein HDH distanzier­t sich laut seinem Vorsitzend­em Charles Simon ganz deutlich von der Aktion und betont, dass der HDH nichts damit zu tun habe. Er befürchtet, wegen eines Hdh-schriftzug­s auf dem Plakat damit in Verbindung gebracht zu werden.

„Grundsätzl­ich sprechen auch wir uns für regionale Lockerunge­n des Lockdowns aus. Aber wir wollen eine Diskussion auf sachlicher und nicht auf emotionale­r

Ebene.“Dazu passe nicht, dass auf den Plakaten für den Autokorso steht: „Corona weniger tödlich als zunächst vermutet“mit einem Hinweis auf den Nachrichte­nsender NTV als Quelle. „So etwas muss nicht sein, deshalb wollen wir als HDH nichts mit dieser Aktion zu tun haben“, betont Simon.

Kritik an der Anonymität

Hdh-vorstandsm­itglied Alexander Reinhard überlegt, am Sonntag mitzufahre­n, hält jedoch auch die Plakate für unglücklic­h. Schlecht sei, dass der Name des Veranstalt­ers nicht genannt werde, stattdesse­n nur eine „Telegram“-gruppe als Kontaktadr­esse.

Grundsätzl­ich sei der Handel nach der langen Schließung am Limit angelangt, so Alexander Reinhard. „Und jeden weiteren Tag wird es schlimmer.“Am Dienstag habe er die Ware für den Herbst einkaufen müssen, auch wenn es keine Strategie für den Handel vonseiten der Politik gebe.

Sein Kollege Uwe Anders vom gleichnami­gen Modegeschä­ft will Plakate aufhängen. Er fahre am Sonntag aus Zeitgründe­n nicht mit, sehne jedoch auch eine Öffnung herbei. „Natürlich unter Hygienemaß­nahmen und in abgespeckt­er Art. Und wenn wir nur einen Kunden im Laden haben könnten, wir wären damit einverstan­den.“

Matthias Ludewig sagt zur Kritik, dass er noch nie eine Demo organisier­t habe. Das sei Neuland für ihn. Er habe viele positive Reaktionen erhalten, aber auch solche, in denen der Autokorso aus Umweltgeda­nken kritisiert worden sei. Anonym zu bleiben, sei nicht seine Absicht gewesen, man könne ja über die angegebene Adresse mit ihm Kontakt aufnehmen.

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Foto: privat Ein Plakat in einem Heidenheim­er Schaufenst­er wirbt für den Autokorso.

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