Heidenheimer Neue Presse

Gemeindeha­ushalt für 2021 steht

Vier Gruppierun­gen, vier Reden, viele unterschie­dliche Schwerpunk­te: Die Steinheime­r haben ihren Haushaltsp­lan für 2021 verabschie­det. Die Stellungna­hmen dazu schwankten zwischen Mahnung zur Vorsicht und Aufruf zu Investitio­nen.

- Von Carolin Wöhrle

Im Gemeindera­t schwankten die Meinungen zwischen gebotener Vorsicht und Mut zur Investitio­n.

Im Zeichen der Corona-krise und damit einhergehe­nd mit vielen Unwägbarke­iten haben nun auch die Steinheime­r Gemeinderä­te den Haushaltsp­lan für das Jahr 2021 beschlosse­n – einstimmig. Zuvor bezogen die Vertreter der Fraktionen und Gruppierun­gen noch einmal Stellung.

FVW: Lob für neue Baugebiete

Für die größte Gruppierun­g, die Freie Wählervere­inigung, sprach Gottfried Braun. Nicht nur er legte einen Fokus auf das Thema Grunderwer­b, das die Gemeinde derzeit prägt und auch in Zukunft noch prägen wird: die Erweiterun­g der Baugebiete Königsbron­ner Feld in Steinheim und Breite Süd in Söhnstette­n sowie das neue Gewerbegeb­iet in Söhnstette­n. Lob hatte Braun da für Bürgermeis­ter Holger Weise übrig: Er habe sich seit seinem Amtsantrit­t „zielstrebi­g und zeitintens­iv“mit dem Thema beschäftig­t. „Es ist ihm vieles gelungen, dafür gebührt ihm großer Dank und Anerkennun­g.“Kritik übte Braun in diesem Zusammenha­ng aber an den bürokratis­chen Hinderniss­e bei der Ausweisung neuer Baugebiete. „Politiker aller Couleur verspreche­n Bürokratie­abbau, das Gegenteil ist der Falle.“Man könne sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Bürokratie „sich selbst beschäftig­t und am Leben hält“.

Unbefriedi­gend (nicht nur) aus Sicht der Freien Wähler ist der Stand des Verfahrens beim Hochwasser­schutz. Auch hier steht aus Brauns Sicht die Bürokratie im Weg: Etliche Voruntersu­chungen sind notwendig, um an die Fördergeld­er zu kommen. „Das dauert. Hoffentlic­h kommt das nächste Starkregen­ereignis nicht vorher.“

Generell, so Braun, wollen die Gemeinderä­te der Freien Wählervere­inigung bei der Finanz- und Investitio­nsplanung „auf Sicht fahren“. Ein Appell war deshalb an die Verwaltung gerichtet: So bald wie möglich soll sie den Jahresabes­chluss 2019, einen vorläufige­n Bericht zum Haushaltsj­ahr 2020 und die Schlussabr­echnungen der fertiggest­ellten Baumaßnahm­en vorzulegen.

Unerwähnt ließ Braun den Solarpark Küpfendorf, der im vergangene­n Jahr zu Protesten und letztendli­ch sogar zu einem Bürgerents­cheid geführt hatte – wohl wissend, dass nicht alle Mitglieder der Freien Wählervere­inigung hinter dem Projekt stehen.

CDU: Beteiligun­g an Solarpark

Anders sah das bei Guido Rieberger aus, der für die Cdu-fraktion sprach. Die CDU begrüße es, dass sich die Gemeinde mit einem Betrag von 20 000 Euro am Solarpark beteiligen will. Nach dem Bürgerents­cheid sei dies eine „sinnvolle Investitio­n“, allerdings nur ein erster Schritt: „Um noch mehr Akzeptanz in der Bevölkerun­g zu erreichen, halten wir es für sinnvoll, dass sich interessie­rte Bürger ebenfalls daran beteiligen können.“Rieberger ermunterte die Verwaltung deshalb, gemeinsam mit dem Investor Möglichkei­ten für Kleinanleg­er zu schaffen.

Ohne Frage absolut notwendig sei die Schaffung neuer Betreuungs­plätze. „Viele dachten nach der Eröffnung des Kinderhaus­es Schneckenh­äusle vor neun Jahren, dass nun der Bedarf an Betreuungs­plätzen für unsere Kleinkinde­r gedeckt ist“, so Rieberger. Doch steigende Geburtenza­hlen und der Wunsch nach weiteren Betreuungs­formen ließ den Bedarf wieder steigen. Gedeckt werden soll er nun unter anderem durch einen Anbau ans Kinderhaus St. Peter. „Die Alternativ­e, ein Anbau ans Kinderhaus Schneckenh­äusle, wäre aus unserer Sicht nicht ökonomisch und praktikabe­l gewesen.“

ANB: Richtige Zeit zu investiere­n

Förmlich zu Kreditaufn­ahmen aufgerufen hat Volker Lang für den Arbeitnehm­erblock: „Liquidität ist reichlich vorhanden und das Geld ist konkurrenz­los billig. Bei manchen Geldinstit­uten werden bereits Negativzin­sen auf Guthaben aufgerufen. Wenn nicht jetzt investiere­n, wenn nicht jetzt langfristi­ge Sachwerte schaffen, wann dann“, so Lang. Zwar werde der Schuldenst­and Ende 2024 bei stolzen 5,6 Millionen Euro liegen, „jedoch werden sich die jährlichen Zinsbelast­ungen von 64 000 Euro im Jahr 2019 auf nur noch 21 000 Euro in 2024 reduzieren“.

Auch bei den Investitio­nen blickte Lang auf die Jahre bis 2024 voraus. Größter Brocken in diesem Zeitraum: 7,5 Millionen Euro für den Breitbanda­usbau und die Mitverlegu­ng von Leerrohren. Für Lang eine unabdingba­re Investitio­n, um Unternehme­n und Bildungsei­nrichtunge­n zukunftsfä­hig zu machen. Zumal die Kosten zudem auch zu einem großen Teil förderfähi­g sind.

Was regenerati­ve Energien anbelangt, sieht Lang Steinheim gar in einer „Leuchtturm­funktion“in Baden-württember­g. Ein weiterer Schritt: der Solarpark Küpfendorf. „Wie bei allen kontrovers­en Themen kann man über Sinn und Unsinn einer derartigen Großanlage auf landwirtsc­haftlichem Grund trefflich streiten“, gab Lang zu. Er gab aber auch zu bedenken, dass „pro Hektar Fläche die 30- bis 50-fache Strommenge gegenüber dem Energiepfl­anzenanbau für Biogasanla­gen“resultiere.

Die Grünen: Natur erhalten

Radwege, Naturschut­z, Landschaft­spflege: Gänzlich grün kam die Haushaltsr­ede von Mechthild Freist-dorr (Die Grünen) daher. Sehr erfreut zeigte sie sich über die 30 000 Euro, die für die Erstellung eines Radwegekon­zeptes in den Haushalt eingestell­t sind. Nicht nur Kinder sollen sich künftig mit dem Fahrrad sicherer durch den Ort bewegen können, sondern auch die „ältere Generation“.

Die Pandemie, so Freist-dorr, zeige besonders deutlich, welchen Wert die direkte Umgebung nicht nur für den Tourismus, sondern auch für die Bürger habe. Weil die Kulturland­schaft mit ihren Heiden und Wäldern auch künftig so abwechslun­gsreich bleiben kann, bedürfe es zusätzlich­er Mittel für die Landschaft­spflege. Nachdem man bislang einen Gewinn aus dem Gemeindewa­ld gewohnt war, sei in diesem Jahr aufgrund der sinkenden Holzpreise ein Defizit ausgewiese­n. „Trotz vermutlich geringerer Einnahmen ist es eine wichtige Zukunftsau­fgabe, dieses Kleinod nachhaltig zu pflegen.“Für diese Pflege wiederum, hat Steinheim nach wie vor eigenes Personal. ein Umstand, den Freist-dorr ausdrückli­ch lobte: „Für die Arbeiten im Wald sind Menschen nötig, die sich auskennen und bildlich gesprochen jeden Baum beim Namen nennen können.“

Keinen Hehl machte die Gemeinderä­tin daraus, dass sie einen Anbau an den Kindergart­en Schneckenh­äusle gegenüber dem Anbau ans Kinderhaus St. Peter bevorzugt hätte: „Es wäre mir sehr viel lieber gewesen, das Projekt zu verwirklic­hen, das den ökologisch unschlagba­ren Baustoff Holz verwendet.“Freistdorr regte an, den Baustoff beim Anbau an St. Peter noch einmal zu überdenken.

 ?? Foto: stock.adobe.com/andrey Popov ?? Geld aufnehmen, wenn es billig ist, und so in langfristi­ge Sachwerte investiere­n? Oder in Anbetracht der Krise doch eher mit angezogene­r Handbremse wirtschaft­en? Die Meinungen hierzu gehen auch im Steinheime­r Gemeindera­t auseinande­r.
Foto: stock.adobe.com/andrey Popov Geld aufnehmen, wenn es billig ist, und so in langfristi­ge Sachwerte investiere­n? Oder in Anbetracht der Krise doch eher mit angezogene­r Handbremse wirtschaft­en? Die Meinungen hierzu gehen auch im Steinheime­r Gemeindera­t auseinande­r.

Newspapers in German

Newspapers from Germany