Heidenheimer Neue Presse

Mehr Schutz für Insekten

Ein neues Gesetzespa­ket stößt bei Bauern auf Widerstand.

- zum Streit um den Insektensc­hutz Igor Steinle

Begleitet von Protesten der Bauern und Umweltschü­tzer hat die Regierung Regeln zum Insektensc­hutz beschlosse­n. Nach langem Tauziehen verabschie­dete das Kabinett ein Gesetzespa­ket der Ressorts von Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) und Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner (CDU). Es regelt den Einsatz von Pestiziden und weist Schutzgebi­ete aus, um das Insektenst­erben zu reduzieren. Von Umweltschü­tzern kam Zuspruch, viele Bauern fürchten hingegen um ihre Existenz.

Bei dem ganzen Protestlär­m vergisst man manchmal, worum es geht. In Deutschlan­d sind die Vogelarten der Agrarlands­chaft laut Leopoldina zwischen 1998 und 2009 um mehr als 36 Prozent zurückgega­ngen. Die TU München hat einen Rückgang bei Insekten in Art um ein Drittel, in Masse um bis zu 67 Prozent festgestel­lt. Laut dem Weltbiodiv­ersitätsra­t droht in den kommenden Jahrzehnte­n der Verlust einer Million weiterer Arten. Angesichts der (gerechtfer­tigten) medialen Omnipräsen­z der Erderwärmu­ng gerät das Artensterb­en aber oft in den Hintergrun­d. Dabei sind die Folgen nicht weniger dramatisch.

Die Ursache für den Schwund ist – hier haben die, die sagen, dass die Landwirtsc­haft nicht allein verantwort­lich ist, recht – der Mensch, der Flächen versiegelt und in den Lebensraum der Tiere eindringt. Das ist übrigens auch der Grund, warum es nach Ansicht der Biologen in Zukunft öfter zu Pandemien kommen kann.

In Mitteleuro­pa aber, und auch hier herrscht weitgehend­er Konsens, ist die intensive Landwirtsc­haft mit allen ihren Folgen hauptveran­twortlich für den Arten- und Insektenrü­ckgang. Das bedeutet aber eines ganz klar nicht: Dass die Bauern schuld seien.

Die Bauern stecken in der Bredouille, immer mehr und billiger produziere­n zu müssen, um im weltweiten Wettbewerb mithalten zu können. Auf der anderen Seite setzt sie die Politik unter Druck, Umweltaufl­agen zu erfüllen, mit denen ihre Margen noch kleiner werden. Wenn die Bauern anders wirtschaft­en sollen, benötigen sie unser aller Unterstütz­ung. Und zwar, indem sich das Eu-subvention­ssystem nachhaltig ändert. Und vor allem, indem wir alle bereit sind, mehr Geld für unser Essen auszugeben.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany