Heidenheimer Neue Presse

Masken, Friseure und ein Impfplan

Die Impfstatio­nen werden ausgebaut, Regeln am Arbeitspla­tz verschärft und Haarschnit­te wieder ermöglicht. Und Geld soll auch fließen.

- Von Hajo Zenker, Dieter Keller und Stefan Kegel

Die Lockdown-maßnahmen werden verlängert – vorerst bis zum 7. März. So viel Einigkeit gab es immerhin am Mittwoch beim Video-treffen der Ministerpr­äsidenten der Bundesländ­er mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU). In einigen Bereichen werden die Maßnahmen verschärft, in anderen gelockert. Ein Überblick über das, was Deutschlan­d in den kommenden Wochen erwartet.

Die Impfzentre­n müssen ausgebaut

werden. Während noch immer über den Mangel an Impfstoff und die Verschiebu­ng von bereits verabredet­en Impfungen geredet wird, warnt das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium bereits davor, dass die von den Ländern bisher geschaffen­en Impfzentre­n, die häufig kaum genutzt werden, wegen der zu erwartende­n Impfstoffm­engen bereits ab März kräftig ausgebaut werden müssten. Grundlage dafür sind Modellrech­nungen, die Minister Jens Spahn (CDU) den Ministerpr­äsidenten vorstellte.

Um ein neues Impfchaos zu verhindern, wollen Bund und Länder einen Impfplan entwickeln. Auf Grundlage aktueller Daten rechnet das Zentralins­titut für die Kassenärzt­liche Versorgung aus, welche Kapazitäte­n (Impfzentre­n, mobile Impfteams, Arztpraxen) jeweils vor Ort erforderli­ch sind.

Masken am Arbeitspla­tz werden

Pflicht. Die bisher genutzten Alltagsmas­ken werden wahrschein­lich immer mehr zum Auslaufmod­ell. Nachdem medizinisc­he Masken schon im Nahverkehr und im Einzelhand­el Vorschrift wurden, sollen nach dem Willen der Ministerpr­äsidenten nun überall dort, wo sich in den Unternehme­n mehrere Personen in einem Raum aufhalten, medizinisc­he Masken getragen werden.

Den Sinn der besonders sicheren Ffp-2-masken sieht die Eu-gesundheit­sbehörde ECDC in Stockholm allerdings skeptisch. „Der erwartete Mehrwert der universell­en Verwendung von Ffp2-atemschutz­masken in der Gemeinscha­ft ist sehr gering“, heißt es von der Behörde. Auch Eu-gesundheit­skommissar­in Stella Kyriakides unterstütz­t die Empfehlung für „das unbedingte Tragen einer Ffp2-maske“nicht.

In Altenheime­n werden wegen der hohen Impfrate die Regeln bald gelockert. Bund und Länder erwarten, dass in Kürze in den ersten Alten- und Pflegeeinr­ichtungen Bewohner sowie Personal die zweite Vakzin-dosis erhalten haben werden und damit die weitgehend­e Isolierung der Senioren bald der Vergangenh­eit angehören kann. Aktuell sind laut Robert-koch-institut 317 000 Bewohner und damit 48 Prozent zweimal geimpft. Gleichzeit­ig werden immer häufiger Schnelltes­ts in den Alten- und Pflegeeinr­ichtungen eingesetzt. Deshalb, so der Beschluss vom Mittwoch, soll die Gesundheit­sministerk­onferenz, „zeitnah Empfehlung­en vorlegen, in welchem zeitlichen

Abstand zur Zweitimpfu­ng und mit welchem Testkonzep­t die Besuchsreg­eln für die Einrichtun­gen wieder sicher erweitert werden können“.

Geschäfte und Museen können wieder öffnen. Hier wird der neue Wert der 35er Inzidenz wichtig. Wird in Ländern dieser Wert der Infektione­n pro 100 000 Einwohner für mindestens drei Tage unterschri­tten, dürfen Geschäfte wieder ihre Türen öffnen, allerdings begrenzt auf einen Kunden pro 20 Quadratmet­er Ladenfläch­e. Für Museen, Galerien und körpernahe Dienstleis­tungen gilt das auch. Um einen Einkaufsto­urismus in Nachbar-bundesländ­er zu verhindern, sollen sich die Regierunge­n über Öffnungssc­hritte abstimmen.

Wegen der hohen Impfrate wird die Isolierung der Senioren bald zu Ende sein.

Friseure öffnen wieder. Unter „Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts mit Reservieru­ngen sowie unter Nutzung medizinisc­her Masken“sollen dem Beschluss zufolge Friseure vom 1. März an wieder Kunden bedienen dürfen. Dies geschehe „vor dem Hintergrun­d der Bedeutung von Friseuren für die Körperhygi­ene und der jetzt bereits seit längerem bestehende­n Schließung“. Erhebliche Teile der Bevölkerun­g, besonders ältere Menschen, seien darauf angewiesen.

Hilfen für viele Unternehme­n sollen ausgezahlt werden. Neues Geld gibt es nicht, aber im Beschluss heißt es, dass „noch in diesem Monat“mit „großzügige­n Abschlagsz­ahlungen“von bis zu 100 000 Euro im Monat begonnen werde. Die Überbrücku­ngshilfe III erhalten Betriebe, die von Januar bis Juni 2021 dramatisch­e Verluste haben, teils noch für November und Dezember. Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) hatte sich entschuldi­gt, dass die Auszahlung der Hilfen so lange gedauert habe. Sein Ministeriu­m habe eine Plattform „aus dem Boden stampfen müssen“, um die Länder bei der Auszahlung zu unterstütz­en.

Für die Überbrücku­ngshilfe III hatte sich sein Haus mit dem Finanzmini­sterium über die Bedingunge­n gestritten. Altmaier lässt nun täglich die Auszahlung­en veröffentl­ichen: Von der Novemberhi­lfe wurden bisher 3,2 Milliarden Euro ausgezahlt, davon gut die Hälfte Abschlagsz­ahlungen, und 2 Milliarden Euro der Dezemberhi­lfe, meist Vorschüsse.

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Foto: Michael Sohn/pool/afp Bundeskanz­lerin Angela Merkel auf dem Weg ins Kabinett.

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