Erst Selbst-, dann Mathetest
Nur medizinisch geschultes Personal durfte bisher Corona-schnelltests durchführen. Doch inzwischen hat das Bundesgesundheitsministerium den Weg freigemacht für Selbsttests. Sie könnten dabei helfen, dass Schulen früher öffnen können, der Kino- oder Theaterbesuch möglich ist. Wichtige Fragen und Antworten:
Welche Selbsttests könnte es geben? Beim Stäbchen-test wird ein Wattestäbchen in den Nasen-rachenraum eingeführt. Das geschieht über die Nase oder den Mund. Es muss die Rachenschleimhaut, also hinter dem Zäpfchen, berührt werden. Das kann unangenehm sein, da ein Würgereiz ausgelöst werden kann. Fraglich ist deshalb, ob Laien dies so professionell an sich selbst durchführen wie medizinisch geschultes Personal. Der Vorteil: Ein Ergebnis gibt es bereits nach 15 Minuten.
Beim Gurgel-test gurgelt der Tester eine Minute lang eine Kochsalzlösung. Die Viren trennen sich von der Rachenwand und werden mit der Flüssigkeit in ein Röhrchen gespuckt. Dies wird im Labor untersucht, das Ergebnis liegt in 24 Stunden vor. Das Robert-koch-institut warnt, dass „deutlich weniger Erfahrungswerte“mit diesem Test vorliegen. Auch könnte es zu einem Verdünnungseffekt kommen, wenn man statt mit 10 Millilitern mit 30 Millilitern gurgelt.
Wie sicher sind sie? Antigentests wie der Stäbchen-test können die Pcr-tests ergänzen, sie aber nicht ersetzen. Da sind sich Experten einig. Denn Pcr-tests zeigen schon eine geringe Anzahl von Viren an, während ein Antigenschnelltest erst bei einer hohen Zahl an Erregern reagiert. Die Berliner Charité hat zusammen mit der Uniklinik Heidelberg eine Untersuchung zur Anwendung der Schnelltests durch Laien durchgeführt. 150 Corona-verdachtspatienten testeten sich selbst: Sie führten einen Tupfer zwei bis drei Zentimeter in die Nase ein und strichen in kreisenden Bewegungen entlang der Nasenwand. Das Ergebnis: Beim Eigentest wurden 29 von 39 Infizierten erkannt. Das Fachpersonal erkannte 31. Die Wissenschaftler resümierten: Selbsttests haben eine Sensitivität von 74,4 Prozent, professionell abgenommene Tests eine Sensitivität von 79,5 Prozent.
Wann kommen sie auf den Markt?
Der Verband der Diagnostica-industrie (VDGH) rechnet damit, dass die ersten Selbsttests im „Laufe des Februar“erhältlich sind. Derzeit arbeiten die Hersteller an der Zulassung in Deutschland. Doch warum dauert es so lange? Der Grund liegt in der Zertifizierung, erklärt Vdgh-sprecherin Gabriele Köhne. In der EU übernehmen private Dienstleister wie der TÜV die Zertifizierung. Sie stellen sicher, dass der Laie die Anwendung des Tests beherrschen und das Ergebnis verstehen kann. Der Hersteller muss also eine verständliche Gebrauchsanweisung
Dass die Zulassung in Deutschland so lange dauert, liegt an der Zertifizierung.
gestalten und die Anwendungstauglichkeit für Laien durch Studien nachweisen. Die Zertifizierung ist erkennbar am Ce-zeichen und einer vierstelligen Nummer. In Österreich, wo Selbsttests bereits erhältlich sind, sind nicht etwa die Ce-markierten Tests auf dem Markt, sondern die professionellen Tests. Die Österreicher haben die Profi-variante lediglich für Laien geöffnet.
Weisen die Selbsttests Mutanten
nach? Nein, sagt die Vdgh-sprecherin Gabriele Köhne. Antigen-tests können keine Mutation nachweisen, das können nur die Pcr-tests im Labor.
Was kosten Tests? Die Kosten variieren stark. In privaten Testzentren können die Tests – je nachdem, ob Antigen-schnelltest oder PCR-TEST – zwischen 30 und 160 Euro kosten. Wer sich beispielsweise am Berliner Flughafen BER testen lässt, zahlt für einen PCRTEST 69 Euro. Am Stuttgarter Flughafen dagegen zahlen Reisende 55 Euro für einen Antigen-schnelltest, jedoch 130 Euro für einen PCR-TEST.