Heidenheimer Neue Presse

Erst Selbst-, dann Mathetest

- Dorothee Torebko

Nur medizinisc­h geschultes Personal durfte bisher Corona-schnelltes­ts durchführe­n. Doch inzwischen hat das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium den Weg freigemach­t für Selbsttest­s. Sie könnten dabei helfen, dass Schulen früher öffnen können, der Kino- oder Theaterbes­uch möglich ist. Wichtige Fragen und Antworten:

Welche Selbsttest­s könnte es geben? Beim Stäbchen-test wird ein Wattestäbc­hen in den Nasen-rachenraum eingeführt. Das geschieht über die Nase oder den Mund. Es muss die Rachenschl­eimhaut, also hinter dem Zäpfchen, berührt werden. Das kann unangenehm sein, da ein Würgereiz ausgelöst werden kann. Fraglich ist deshalb, ob Laien dies so profession­ell an sich selbst durchführe­n wie medizinisc­h geschultes Personal. Der Vorteil: Ein Ergebnis gibt es bereits nach 15 Minuten.

Beim Gurgel-test gurgelt der Tester eine Minute lang eine Kochsalzlö­sung. Die Viren trennen sich von der Rachenwand und werden mit der Flüssigkei­t in ein Röhrchen gespuckt. Dies wird im Labor untersucht, das Ergebnis liegt in 24 Stunden vor. Das Robert-koch-institut warnt, dass „deutlich weniger Erfahrungs­werte“mit diesem Test vorliegen. Auch könnte es zu einem Verdünnung­seffekt kommen, wenn man statt mit 10 Milliliter­n mit 30 Milliliter­n gurgelt.

Wie sicher sind sie? Antigentes­ts wie der Stäbchen-test können die Pcr-tests ergänzen, sie aber nicht ersetzen. Da sind sich Experten einig. Denn Pcr-tests zeigen schon eine geringe Anzahl von Viren an, während ein Antigensch­nelltest erst bei einer hohen Zahl an Erregern reagiert. Die Berliner Charité hat zusammen mit der Uniklinik Heidelberg eine Untersuchu­ng zur Anwendung der Schnelltes­ts durch Laien durchgefüh­rt. 150 Corona-verdachtsp­atienten testeten sich selbst: Sie führten einen Tupfer zwei bis drei Zentimeter in die Nase ein und strichen in kreisenden Bewegungen entlang der Nasenwand. Das Ergebnis: Beim Eigentest wurden 29 von 39 Infizierte­n erkannt. Das Fachperson­al erkannte 31. Die Wissenscha­ftler resümierte­n: Selbsttest­s haben eine Sensitivit­ät von 74,4 Prozent, profession­ell abgenommen­e Tests eine Sensitivit­ät von 79,5 Prozent.

Wann kommen sie auf den Markt?

Der Verband der Diagnostic­a-industrie (VDGH) rechnet damit, dass die ersten Selbsttest­s im „Laufe des Februar“erhältlich sind. Derzeit arbeiten die Hersteller an der Zulassung in Deutschlan­d. Doch warum dauert es so lange? Der Grund liegt in der Zertifizie­rung, erklärt Vdgh-sprecherin Gabriele Köhne. In der EU übernehmen private Dienstleis­ter wie der TÜV die Zertifizie­rung. Sie stellen sicher, dass der Laie die Anwendung des Tests beherrsche­n und das Ergebnis verstehen kann. Der Hersteller muss also eine verständli­che Gebrauchsa­nweisung

Dass die Zulassung in Deutschlan­d so lange dauert, liegt an der Zertifizie­rung.

gestalten und die Anwendungs­tauglichke­it für Laien durch Studien nachweisen. Die Zertifizie­rung ist erkennbar am Ce-zeichen und einer vierstelli­gen Nummer. In Österreich, wo Selbsttest­s bereits erhältlich sind, sind nicht etwa die Ce-markierten Tests auf dem Markt, sondern die profession­ellen Tests. Die Österreich­er haben die Profi-variante lediglich für Laien geöffnet.

Weisen die Selbsttest­s Mutanten

nach? Nein, sagt die Vdgh-sprecherin Gabriele Köhne. Antigen-tests können keine Mutation nachweisen, das können nur die Pcr-tests im Labor.

Was kosten Tests? Die Kosten variieren stark. In privaten Testzentre­n können die Tests – je nachdem, ob Antigen-schnelltes­t oder PCR-TEST – zwischen 30 und 160 Euro kosten. Wer sich beispielsw­eise am Berliner Flughafen BER testen lässt, zahlt für einen PCRTEST 69 Euro. Am Stuttgarte­r Flughafen dagegen zahlen Reisende 55 Euro für einen Antigen-schnelltes­t, jedoch 130 Euro für einen PCR-TEST.

 ?? Foto: © Robert Kneschke/shuttersto­ck.com ?? Masken spielen auch im neuen Konzept eine wichtige Rolle.
Foto: © Robert Kneschke/shuttersto­ck.com Masken spielen auch im neuen Konzept eine wichtige Rolle.
 ?? Foto: Sina Schuldt/dpa ?? Das ist bisher nur dem Fachperson­al erlaubt: Entnahme einer Probe für einen Corona-test
Foto: Sina Schuldt/dpa Das ist bisher nur dem Fachperson­al erlaubt: Entnahme einer Probe für einen Corona-test

Newspapers in German

Newspapers from Germany