Heidenheimer Neue Presse

Über Schulöffnu­ngen sollen die Länder selbst entscheide­n

- Michael Gabel

überrasche­nd: Die Bundesländ­er sollen selbststän­dig darüber entscheide­n dürfen, ab wann sie in ihren Schulen wieder zum regulären Betrieb übergehen wollen. Das erklärte Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch nach der Videokonfe­renz mit den Ministerpr­äsidenten der Bundesländ­er. Dieser Schritt dürfte ihr schwer gefallen sein. Denn vor allem sie selbst hatte beim Übergang der Schulen in den Regelbetri­eb immer wieder ein bundesweit abgestimmt­es Vorgehen gefordert.

Um Öffnungen weitgehend gefahrlos zu ermögliche­n, sollen an den Bildungsei­nrichtunge­n vermehrt Schnelltes­ts durchgefüh­rt werden. Darauf hatte besonders Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (SPD) gedrungen, die an dem Treffen im Bundeskanz­leramt teilnahm. Einig war man sich ebenso darüber, dass das Tragen von Masken, regelmäßig­es Lüften und Hygienemaß­nahmen weiterhin notwendig seien.

Sachsen will am Montag starten

Nun könnte beispielsw­eise Sachsen, das vor Kurzem konkrete Öffnungssc­hritte angekündig­t hatte, den Regelbetri­eb bereits am kommenden Montag wieder aufnehmen. Auch die Kultusmini­sterkonfer­enz

hatte gefordert, dass zumindest die unteren Jahrgänge der Schüler von Beginn der kommenden Woche an wieder „in den eingeschrä­nkten Regelbetri­eb gemäß den Vorschrift­en des jeweiligen Landes, zum Beispiel in den Wechsel zwischen Fern- und Präsenzunt­erricht“übergehen dürfen. Als Grund wurden die gegenwärti­g stark sinkenden Zahlen von Corona-infizierte­n genannt.

Was Baden-württember­g plant

Die baden-württember­gische Landesregi­erung plant nun, die Grundschul­en am Montag nach der Faschingsw­oche, also am 22. Februar, wieder schrittwei­se zu öffnen. Derzeit ist im Land die Präsenzpfl­icht an den Schulen ausgesetzt. Für Schülerinn­en und Schüler der ersten bis siebten Klasse sowie für Kitakinder gibt es lediglich eine Notbetreuu­ng. Nur Schülerinn­en und Schülern, die vor einer Abschlussp­rüfung stehen, kann ergänzend zum Fernunterr­icht auch Präsenzunt­erricht angeboten werden.

Vor den Bund-länder-beratungen hatte der Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebu­nds in eindringli­chen Worten davor gewarnt, die Schulen und Kitas auf unabsehbar­e Zeit geschlosse­n zu halten.

„Die Nerven der Eltern liegen blank. Da muss etwas geschehen“, sagte Gerd Landsberg. Er halte eine Aufteilung zwischen Präsenzund Online-unterricht in der gegenwärti­gen Situation für sinnvoll.

Aber es gibt auch Stimmen, die vor einer zu frühen Lockerung an den Schulen warnen. So bezeichnet­e es der Vorsitzend­e der Ministerpr­äsidentenk­onferenz, Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD), zwar als „angemessen und richtig“, jetzt einen Einstieg in den Präsenzunt­erricht an Grundschul­en zu finden. Dennoch sei große Vorsicht angebracht. „Zwar lösen Schulen keine großen Infektions­ketten aus, aber sie tragen zum Infektions­geschehen auch mit bei“, betonte Müller. Insofern müsse man bei Schulöffnu­ngen sehr sensibel vorgehen. „Es geht nicht nur um die Kinder, es geht um die Lehrerinne­n und Lehrer, um Eltern, die sich möglicherw­eise am Rande des Schulgesch­ehens bewegen.“Dies alles müsse man beim Thema Kontaktver­meidung mitbedenke­n. Die Einigung zwischen Bund und Ländern sieht nun vor, Lehrer und Erzieher früher zu impfen als bisher geplant.

Der Präsident der Deutschen Interdiszi­plinären Vereinigun­g für Intensiv- und Notfallmed­izin, Gernot Marx, beschrieb angesichts der Debatte die Gefahr, „dass sich durch die Mutationen unbemerkt eine dritte Welle aufbaut“. Deshalb müsse man den Lockdown an den Schulen „in dem jetzt bestehende­n Umfang mindestens bis Anfang März fortführen“. Der Präsenzunt­erricht an den Schulen solle weiter ausgesetzt und Kitas sollten, von Ausnahmen abgesehen, geschlosse­n bleiben.

Es gibt auch Stimmen, die vor einer zu frühen Lockerung bei der Bildung warnen.

Lehrerverb­and skeptisch Skeptisch äußerte sich auch der Präsident des Deutschen Lehrerveba­nds, Heinz-peter Meidinger. Er warnte ebenfalls „vor den schwer kalkulierb­aren Gefahren durch die Virusmutat­ion“. Deshalb müsse man bei der Öffnung der Schulen vorsichtig vorgehen. Er empfehle, lieber noch zu warten als zu früh zu viel zu riskieren.

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