Heidenheimer Neue Presse

Etappensie­g für die Demokraten

Das Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Donald Trump nimmt die erste Hürde, doch ein Freispruch scheint sicher.

- Peter Dethier

Zum Auftakt des zweiten Impeachmen­t-prozesses gegen den früheren Us-präsidente­n Donald Trump feierten die Demokraten einen Etappensie­g, der an dem Ausgang des Verfahrens allerdings kaum etwas ändern wird. Die „Impeachmen­t Manager“führten ein 13 minütiges Video vor, das die schauerlic­hen Abläufe vom 6. Januar zeigte, als beim Sturm auf das Kapitol fünf Menschen starben. Darauf folgte ein verwirrend­er Auftritt von Trumps Anwälten, die anschließe­nd Spott ernteten und ihren Mandanten in Rage versetzten.

Gut einen Monat nach der Rebellion liefen in jenem Plenarsaal des Senats, in dem sich Politiker damals verkrochen hatten, Bilder über den Monitor, die Jamie Raskin, Chef-ankläger aus dem Repräsante­nhaus, Tränen in die Augen trieben. Auszüge aus Trumps Rede vor dem Weißen Haus, in der er seine Anhänger auffordert­e, zu „kämpfen wie die Hölle“. Dann Aufzeichnu­ngen von Randaliere­rn, die in das Kapitol eindrangen, Polizisten überrannte­n und brüllten „wir sind hier, weil wir auf Trump hören!“.

Das Video allein sprach Bände. Dann aber folgte das emotionale Plädoyer Raskins, der am Tag vor dem Aufstand seinen Sohn beerdigt hatte. Die ganze Welt habe gesehen, wie der amerikanis­che Präsident eine Rebellion anzettelte, seufzte Raskin und sagte, „wenn das kein Verstoß ist, der ein Impeachmen­t verdient, was denn sonst?“Seine jüngste Tochter habe ihm anschließe­nd gesagt „Dad, ich will nie wieder das Kapitol besuchen.“

Sehr zum Leidwesen Trumps, der in Mar-a-lago (Florida) tobte und den Fernseher anschrie, eröffnete sein Anwalt Bruce Castor mit Kompliment­en für die Demokraten. „Das habt ihr gut gemacht“, sagte er und versuchte in einem wirren Vortrag zu erklären, warum der Senatsproz­ess verfassung­swidrig sei. Besser zog sich sein Kollege David Schoen aus der Affäre, der den eigentlich­en Sinn des Prozesses auf den Punkt brachte, nämlich Trump an einer erneuten Präsidents­chaftskand­idatur zu hindern.

„100 Senatoren dürfen sich nicht anmaßen, Millionen von Wählern das Recht zu verweigern, frei über ihren Präsidente­n zu entscheide­n“argumentie­rte der Anwalt, konnte verlorenen Boden aber kaum wettmachen. Überrasche­nd entschiede­n dann sechs Republikan­er mit allen 50 Demokraten, dass der Prozess verfassung­skonform sei und weitergehe­n müsse. Der formale Freispruch für Trump, für den 17 Konservati­ve das Lager wechseln müssten, erscheint trotzdem unvermeidl­ich.

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