Sattes Grün: Die Wüste lebt
Julian Nagelsmann hatte nach dem 1:0-Sieg seines RB Leipzig beim VFB Stuttgart Anfang Januar gut scherzen. „Ich hab’ zum Linienrichter gesagt, er soll da nicht drüberlaufen, ich hab’ da gerade frische Kartoffeln gepflanzt“, beschrieb der Trainer die Platzverhältnisse an der Seitenlinie in der Mercedes-benz-arena. Tiefe Furchen und Löcher, Schnee, Matsch, Plätze unter Wasser – die Profis hierzulande haben in den Stadien derzeit wenig Freude. Außer die Bayern-spieler. Der Rasen in der Arena „Ahmad Bin Ali“in Doha, wo das Halbfinale der Klub-wm gespielt wurde, sei „ein Traum“gewesen, schwärmte Joshua Kimmich.
Sattes Grün im trockenen Wüstenstaat Katar, wo im nächsten Jahr die Fußball-wm ausgetragen wird, wo die Temperaturen im Sommer schon mal die 50-Grad-marke kratzen – das grenzt an ein biblisches Wunder. Ist es aber nicht. Um die Wüste leben zu lassen, wird kräftig nachgeholfen. Auf 800 000 Quadratmetern wächst bereits jetzt der Rasen für die acht Wm-stadien und die 41 Trainingsplätze. Zur Bewässerung der Flächen werden bis zu 5000 Kubikmeter Wasser pro Tag benötigt. Noch mal, zur Verdeutlichung: Das sind fünf Millionen Liter Wasser. Pro Tag.
Gleichzeitig zählen einige benachbarte arabische Golfstaaten zu den 17 Ländern, die sich laut dem Wasserrisiko-atlas dem „Day Zero“nähern: dem Zeitpunkt, zu dem fließendes Wasser nicht mehr verfügbar sein wird. Welch ein Wahnsinn.