Heidenheimer Neue Presse

Union setzt Ultimatum

Die Fraktionsf­ührung fordert Abgeordnet­e auf, eine Erklärung über mögliche Maskengesc­häfte abzugeben.

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Berlin. In der Affäre um Unions-bundestags­abgeordnet­e, die sich bei der Maskenbesc­haffung bereichert haben sollen, haben CDU und CSU Aufklärung angekündig­t. Die Fraktionss­pitzen fordern ihre Abgeordnet­en auf, bis Freitag offenzuleg­en, ob sie sich finanziell­e Vorteile im Kontext der Pandemiebe­kämpfung verschafft haben. „Das Fehlverhal­ten Einzelner darf nicht eine ganze Fraktion in schlechtes Licht rücken“, schreiben die Fraktionsc­hefs Ralph Brinkhaus (CDU) und Alexander Dobrindt (CSU) in einer Mail an die Unions-parlamenta­rier.

Hintergrun­d sind Ermittlung­en gegen den Neu-ulmer CSU-MANN Georg Nüßlein wegen des Verdachts der Bestechlic­hkeit, von mehr als 600 000 Euro ist die Rede. Außerdem erhielt der Mannheimer Cdu-abgeordnet­e Nikolas Löbel 250 000 Euro für das Vermitteln von Corona-masken. Die Fraktionsv­orsitzende­n wollen nun klären, ob es weitere solcher Fälle gab.

Transparen­z hat auch der angeschlag­ene Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn angekündig­t. Der Cdu-politiker will die Namen von Bundestags­abgeordnet­en veröffentl­ichen, die Corona-masken vermitteln wollten. Dagegen allerdings hat Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble rechtliche Bedenken geäußert. Die Daten der Abgeordnet­en dürften „nur in eng begrenzten Ausnahmefä­llen herausgege­ben werden“, sagte ein Sprecher Schäubles.

FDP dringt auf Sonderermi­ttler

Auf Anklang stößt die Idee hingegen bei den Liberalen. So betont FDP-CHEF Christian Lindner zwar, dass unterschie­den werden müsse „zwischen den Abgeordnet­en, die ihre Pflicht tun und Hilfsangeb­ote an das Gesundheit­sministeri­um weiterleit­en, und jenen, die aus eigenem Interesse Geschäfte vermitteln wollen“. Die Liste allerdings solle „schnellstm­öglich“allen Fraktionen zur Verfügung gestellt werden.

Lindner geht noch weiter: Er fordert eine grundlegen­de Untersuchu­ng der Geschehnis­se – nicht nur im Bundestag, sondern auch im Gesundheit­sministeri­um. Licht ins Dunkel bringen könnte ein unabhängig­er Sonderermi­ttler. Der solle nicht nur Zeugen befragen, sondern auch Akteneinsi­cht im Gesundheit­sministeri­um nehmen können, um der Öffentlich­keit einen Bericht vorzulegen.

Die Grünen plädieren dafür, gesetzlich­e Regelungen für Lobbytätig­keiten und Parteiensp­onsoring zu verschärfe­n. In einem Brief fordern sie ein Verbot der entgeltlic­hen Lobbytätig­keit. Mit einem legislativ­en Fußabdruck könne man sichtbar machen, wer bei der Formulieru­ng von Gesetzesen­twürfen beteiligt ist und wie Einfluss genommen wird. „Aufklärung ist jetzt dringend notwendig. Es ist immenser Schaden entstanden im Ansehen und Vertrauen in Politik“, sagte die parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Bundestags­fraktion, Britta Haßelmann.

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