(Noch) keine Zukunft
Zehn Jahre ist es her, dass die gelb-schwarze Bundesregierung die Kernkraft beerdigt hat. Ob es vernünftigem Regierungshandeln entspricht, nach einem Erdbeben im Pazifik innerhalb einer Woche einen so folgenreichen Schritt zu gehen, ist sicherlich eine berechtigte Frage. Im Kampf gegen den Klimawandel würde die Co2-arme Atomenergie auf jeden Fall Veränderungsdruck vom Kessel nehmen.
Andererseits stünde ohne diesen Druck erneuerbare Energie heute nicht da, wo sie steht: Fast die Hälfte des Stromverbrauchs stammte 2020 aus Wind, Sonne und Co. Den Unkenrufen zum Trotz hat Deutschland noch immer eine der stabilsten Stromversorgungen weltweit. So darf bei allen Querelen um den weiteren Ausbau nicht vergessen werden, dass die deutsche Ökostromförderung ein teuer erkaufter, aber in seinem Wert unschätzbarer Erfolg ist, der eine Welt ohne fossile Energie erst möglich gemacht hat. Die Kostenbilanz der Erneuerbaren fällt inzwischen so gut aus, dass Atomstrom nicht konkurrieren kann und in den Überlegungen der Konzerne keine Rolle mehr spielt – egal wie viele Interviews Atomfreund Bill Gates gibt. Man darf gespannt sein, wie eine künftige Regierung diesen Weg weitergeht, der vor allem zu geringeren Kosten für die Verbraucher führen muss.
Jedoch: Auch wenn Atomenergie hierzulande in absehbarer Zeit keine Rolle mehr spielen wird – aus der Forschung auszusteigen, wie es die Grünen fordern, darf keine Option sein. Denn so begrüßenswert der Erfolg der Erneuerbaren ist, die kurzsichtige Annahme, mit Windrädern und Solarmodulen wäre das Ende der Energiegeschichte erreicht, steht einem Wissenschaftsland nicht gut zu Gesicht.