Heidenheimer Neue Presse

Ateliersbe­such in Küpfendorf

Worin kann die Schönheit des Coronaviru­s liegen? Und wie geht ein Künstler mit ihr um? Der Küpfendorf­er Günther Reger verleiht der Pandemie ein neues Gesicht. Ein Besuch im Atelier.

- Von Maximilian Haller pv

Günther Reger verarbeite­t die Coronakris­e in Dutzenden großformat­igen Virusbilde­rn. Die kommen vor allem im Wechsellic­ht zur Geltung.

Eigentlich sollte an dieser Stelle über die Installati­on des Künstlers Günther Reger in der Heidenheim­er Innenstadt berichtet werden. Doch es gibt da ein kleines Problem: Die Installati­on hängt gar nicht mehr im Schaufenst­er des Bekleidung­sgeschäfts Anders. Mehrere Künstler aus dem Kreis Heidenheim haben die vergangene­n kulturarme­n Monate genutzt, um den Schaufenst­ern der kundenlose­n Geschäfte einen Hauch Leben einzuflöße­n – darunter auch Günther Reger.

Doch nachdem der Einzelhand­el wieder zaghaft sein Haupt aus dem Lockdown heben darf, heißt es zumindest bei Anders: Die Kunst muss leider raus aus dem Schaufenst­er und nach hinten an die Wand.

Worüber also schreiben, wenn der ursprüngli­che Grund nicht länger existiert? Günther Reger macht es einem leicht: „Schauen Sie doch ruhig mal in meinem Atelier in Küpfendorf vorbei!“Also ab ins Auto und auf nach Küpfendorf, zum Geburtsort von Regers Corona-bildern. „Mindestens 50 davon“, habe er seit Beginn der Pandemie geschaffen. Überlebens­groß hängen und liegen sie in Regers Atelier, sechs auf vier Meter misst das größte von ihnen.

Drinnen und draußen das Virus

Während draußen in der Welt ein Virus grassiert, bringt Reger es mittels Pinsel und Farbe zusätzlich in seine eigenen vier Wände.

Warum? „Es geht mir darum, eine andere Sicht auf Corona zu finden“, sinniert der bildende Künstler. „Meine Bilder kann man nicht fassen. Das Virus genauso wenig. Diese Verbindung interessie­rt mich total.“

Fassbar und statisch sind Regers Werke aus vielerlei Gründen nicht. Doch der wohl bemerkensw­erteste ist: Im Wechsellic­ht ändern sie Form und Farbe. Ob Tages-, Dämmer- oder gar Uv-licht – das runde Virus, gespickt mit den berüchtigt­en Spike-proteinen, erscheint zu jeder Tageszeit ein wenig anders. So transformi­ert sich das rot-blaue Virus nach und nach zu einer orange-roten Kugel. „Fast so, als würde die Sonne aufglühen“, findet Reger. „Mich muss Kunst manchmal überwältig­en.“

In seinem Atelier in Küpfendorf erzeugen diverse Lampen und Leuchten jenes Wechsellic­ht. Er lasse sich Computer bauen, die diese Effekte erzeugen, erzählt Reger. Nur in Heidenheim, im Bekleidung­sgeschäft Anders ließ Reger größtentei­ls natürliche­s Licht für sich arbeiten.

Primetime: mitten in der Nacht

Tagsüber sah das Bild eben wie ein normales Bild aus. „Erst zwischen 23 Uhr abends und 3 Uhr morgens, wenn die Lichter der Stadt weniger werden, sah man das Bild im Wechsellic­ht“, sagt Reger. Warum gerade zu einer Uhrzeit, zu der kaum ein Passant es sehen wird? „Mir gefällt die Vorstellun­g, das das Bild ein Geheimnis in sich trägt. Schließlic­h ist nicht alles ausschließ­lich zum Konsumiere­n da“, findet Günther Reger. Zudem sei es ein „Fundort“, den manche Menschen auch einfach durch Zufall entdecken.

Oder eher entdeckten. Dass Regers Bild nun nicht mehr im Schaufenst­er des Ladens hängt, verstehe der Künstler völlig.

Trotzdem sei die bildliche Auseinande­rsetzung mit Problemen essentiell für ihn. „Ich habe meinen Studenten früher schon immer gesagt: Seid froh, dass ihr Probleme habt. Was will man denn sonst machen?“

Ein Problem wie die Corona-krise nehme Reger sich zur Aufgabe. Das sei schon immer so gewesen. In der Vergangenh­eit hat sich der Künstler unter anderem mit dem Kernkraftw­erk in Grundmemmi­ngen oder auch dem geplanten Solarpark in seiner Heimat Küpfendorf bildlich auseinande­rgesetzt.

Am Ende steht für Reger stets die Frage: Was machen diese Bilder mit mir? Im Fall der Corona-bilder ist die Wirkung nicht immer klar. Sie können bedrohlich oder schön wirken – und im Idealfall sogar Hoffnung wecken.

Profiler-auftritt abgesagt Heidenheim.

Die Profilerin Suzanne Grieger-lange konnte am Sonntag, 14. März, aufgrund von Corona nicht im Lokschuppe­n auftreten. Ihre Show entfiel ersatzlos. Auch in Aalen fiel die Veranstalt­ung aus, dort soll sie aber 2023 nachgeholt werden. Ticketrück­gabe unter www.eventime.de

Lucy van Kuhl entfällt Heidenheim.

Die Pianistin und Kabarettis­tin Lucy van Kuhl kann in der Heidenheim­er Kulturschi­ene aufgrund der unklaren Corona-lage nicht im Lokschuppe­n auftreten. Der Auftritt am Montag, 22. März, entfällt ersatzlos.

Friedrich kommt nicht Dischingen.

Die Kabarettve­ranstaltun­g in der Arche mit Jakob Friedrich, ursprüngli­ch geplant für Sonntag, 21. März, muss wegen des Lockdowns abgesagt werden. Alle verkauften Karten behalten ihre Gültigkeit, denn Friedrich kommt mit seinem Programm „I schaff mehr wie Du!“am Sonntag, 5. September. Karten zurückgebe­n kann man beim Verein „Freunde schaffen Freude“unter Tel. 07327.5405 oder 9222111.

Musiker gesucht

Die Junge Philharmon­ie Ostwürttem­berg ist auf der Suche nach Nachwuchs im Alter zwischen 13 und 26 Jahren. Rund 70 Jugendlich­e sind in dem Symphonieo­rchester unter Vorsitz von Klaus Pavel. Im Jahr finden mindestens zwei Projekte mit Proben und Konzerten mit Chefdirige­nt Uwe Renz statt. Interessie­rte können sich an das Management unter probespiel@jpo-w.de wenden und bis Donnerstag, 15. April, ein Video einsenden.

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Foto: Rudi Penk Der Mann und das Virus: Als bedrohlich und gleichzeit­ig schön stellt der Küpfendorf­er Günther Reger das Coronaviru­s in seinen Bildern dar. Mehr Bilder und ein Video gibt es unter www.hz.de

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