Heidenheimer Neue Presse

Deutschlan­d erfüllt seine Klimaziele

Die Bundesrepu­blik hat den Ausstoß von Kohlendiox­id deutlich reduziert. Ausgerechn­et Corona half dabei – sehr zum Vorteil von Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer.

- Claudia Kling

Berlin. Deutschlan­d erreicht seine Klimaziele für 2020. Allerdings nur, weil die Corona-pandemie dazu geführt hat, dass weniger Auto gefahren und Strom verbraucht wurde. Das war die weniger erfreulich­e Botschaft, die Umweltmini­sterin Svenja Schulze und Dirk Messner, Präsident des Umweltbund­esamtes (UBA) am Dienstag verkündete­n. Im vergangene­n Jahr wurden 40,8 Prozent weniger Treibhausg­ase ausgestoße­n als im Jahr 1990. Damit wurde das 40-Prozent-ziel, das vor wenigen Jahren in weiter Ferne schien, doch noch eingehalte­n.

Von der Krise hat vor allem der von Andreas Scheuer (CSU) verantwort­ete Verkehrsse­ktor profitiert, seit Jahren das Sorgenkind in der Klimapolit­ik. Da wegen des Lockdowns weniger Autos und Lastwagen unterwegs waren und auch deutlich weniger geflogen wurde, gingen die Treibhausg­asemission­en um 11,4 Prozent zurück. Doch ein wirklich positives Signal konnte Messner darin nicht erkennen: „Ich vermute, dass der Minister versteht, dass dringend etwas getan werden muss“, sagt er. Um den Ausbau der Elektromob­ilität zu beschleuni­gen, empfahl er ein Aus für Verbrenner spätestens 2030.

Verbände nicht zufrieden

Umweltmini­sterin Schulze verwies vor allem auf Erfolge in der Energiewir­tschaft. Dort seien „strukturel­le Veränderun­gen“erreicht worden, vor allem mit dem Kohleausst­ieg, dem Ausbau der erneuerbar­en Energie auf 45 Prozent und den steigenden Preisen für Co2-zertifikat­e im europäisch­en Emissionsh­andel. Dennoch gebe es zum Ausruhen keinen Grund. Wenn Deutschlan­d die vereinbart­en Ziele erreichen wolle, müssten bis 2030 rund 65 Prozent weniger Treibhausg­ase als 1990 ausgestoße­n werden.

Dass das von der Großen Koalition verabschie­dete Klimaschut­zgesetz auch in die Ministerie­n hineinwirk­t, wird in diesem Jahr erstmals Horst Seehofer (CSU) erfahren. Denn der Gebäudesek­tor, der in seine Zuständigk­eit fällt, wird als einziger der fünf Bereiche die Klimaziele für 2020 nicht erreichen. Dies hat zur Folge, dass Seehofer gemeinsam mit dem Wirtschaft­sministeri­um ein Sofortprog­ramm zur Minderung der Co2-emissionen vorlegen muss. Schulze und Messner sehen darin eine entscheide­nde Stellschra­ube in der Klimapolit­ik.

Umweltverb­ände, aber auch das Deutsche Institut für Wirtschaft­sforschung (DIW) sehen in der Klimabilan­z der Bundesregi­erung keinen großen Fortschrit­t. Wegen der Corona-effekte seien die „jetzigen Emissionsm­inderungen kein Erfolg aktiver Klimaschut­zpolitik“, sagte Diw-ökonomin Claudia Kemfert. Notwendig sei, den Ausbau der erneuerbar­en Energien mindestens zu verdoppeln und gleichzeit­ig Strom einzuspare­n.

Kommentar

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Foto: Kay Nietfeld/dpa Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) und Dirk Messner, Uba-präsident.

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