Jetzt wird’s ernst
Das Virus war’s, sagen viele Kritiker nun. Lediglich der pandemiebedingte Wirtschaftseinbruch habe dafür gesorgt, dass die Bundesregierung ihre Klimaziele eingehalten hat. Ohne Sars-cov-2 wäre man krachend gescheitert. Das ist Unsinn. Es stimmt zwar, dass man ohne den Corona-effekt knapp unter den 40 Prozent Einsparung im Vergleich zu 1990 geblieben wäre. Für die weltweit viertgrößte Industrienation wäre selbst das allerdings noch eine beachtliche Leistung – vor allem wenn man berücksichtigt, dass die Emissionen anderswo auf der Welt immer weiter steigen. Nichtsdestotrotz wird in den kommenden Jahren kein Weg an weiteren Anstrengungen vorbei führen. Dafür werden allein schon die verschärften Klimaziele der EU sorgen.
Geräuschlos wird das nicht vonstatten gehen, bedenkt man, wie schwer sich die große Koalition schon mit dem Pflücken der tief hängenden Früchte der Energiewende getan hat. Was jetzt kommt, wird noch mehr Ächzen und Krächzen verursachen. Wurde der Löwenanteil des CO2 bisher weitgehend unbemerkt vom Bürger eingespart (abgesehen von denen, die ein Windrad vor der Nase oder ein Solarpanel auf dem Dach haben), wird die Energiewende in Zukunft verstärkt in das Leben der Verbraucher eindringen, in ihre Keller (Wärmepumpe) und Garagen (E-auto).
Eines darf eine Bundesregierung dabei allerdings nicht ignorieren: Gelingt es nicht, Klimaschutz auch im Ausland auf den Weg zu bringen, werden alle deutschen Anstrengungen gegen die Erderwärmung vergebens gewesen sein. Werden Verbraucher und Wirtschaft hierzulande aber über Gebühr belastet, wird kein Land der Welt den deutschen Weg kopieren.