Heidenheimer Neue Presse

„Es gibt keine roten Linien“

Können die Grünen sich eine Ampelkoali­tion vorstellen? Das hängt stark von Fdp-landtagsfr­aktionsche­f Rülke ab.

- Jens Schmitz

Stuttgart. Eine grün-rot-gelbe „Ampel“ist eine der zentralen Koalitions-optionen für die künftige Landesregi­erung. Doch ist sie auch realistisc­h? Fdp-frontmann Hans-ulrich Rülke möchte regieren; ob die Grünen ein Dreierbünd­nis wagen oder doch lieber die CDU als Partner behalten, wird nicht zuletzt an ihm selbst festgemach­t.

Herr Rülke, jetzt beginnen die Sondierung­sgespräche mit den Grünen. 2016 hatten Sie Koalitions­verhandlun­gen mit dieser Partei noch ausgeschlo­ssen. Was ist diesmal anders?

Hans-ulrich Rülke: Diesmal ist anders, dass sich die Grünen bei der Zukunft der Automobil- und Zulieferin­dustrie in Baden-württember­g bewegt haben. Sie sind auf den Erhalt und das Umweltfreu­ndlich-machen des Verbrennun­gsmotors zugegangen. Der Ministerpr­äsident ist ja für Kaufprämie­n für umweltfreu­ndliche Verbrenner eingetrete­n. Und Verkehrsmi­nister Winfried Hermann wirbt mittlerwei­le für synthetisc­he Kraftstoff­e. Das ist eine Annäherung an unsere Position.

Bei manchen Grünen gibt es Vorbehalte gegen Ihre Person. Haben Sie sich eine Charmeoffe­nsive überlegt?

Wenn es Vorbehalte mir gegenüber gäbe, hätte man uns wahrschein­lich nicht eingeladen.

Der scheidende Umweltmini­ster Franz Unterstell­er hat sich öffentlich gesorgt, dass Sie auch in einer Regierung den Lautsprech­er geben.

Herr Unterstell­er braucht sich da keine Sorgen zu machen, denn er scheidet ja aus der Politik aus.

In der Corona-krise fordern Sie seit Monaten Öffnungen; der Ministerpr­äsident steht eher für einen vorsichtig­en Kurs. Wie wollen Sie ihm ein gemeinsame­s Krisenmana­gement schmackhaf­t machen?

Das werden die Gespräche ergeben. Wenn ich einen Plan hätte, würde ich ihn dem Ministerpr­äsidenten nicht über die Presse mitteilen.

Die Grünen haben deutlich gemacht, dass der Klimaschut­z für sie das wichtigste Verhandlun­gsthema sein wird. Würden Sie sagen, dass Ihre Partei besser zu grünen Vorstellun­gen passt als die Union?

Ich weiß nicht, was die Union zum Klimaschut­z sagt. Mir ist da nichts bekannt. Uns geht es um die Verbindung von Ökonomie und Umweltschu­tz.

Sie haben kurz vor der Wahl noch eine Fotovoltai­kpflicht auf neuen Wohngebäud­en abgelehnt. Ist so etwas Verhandlun­gsmasse?

Es gibt keine roten Linien. Und wenn ich richtig informiert bin, hat die CDU das bisher verhindert.

Im Bereich Bildung trennt Sie viel von der SPD, etwa beim Thema Gemeinscha­ftsschule. Wie könnte man so etwas überbrücke­n?

Wir wollen nicht die Gemeinscha­ftsschule rückabwick­eln, aber einen stärkeren Schwerpunk­t auf die berufliche Bildung setzen, insbesonde­re Richtung Realschule­n. Ob das machbar ist, wird sich zeigen.

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Foto: Kay Nietfeld/dpa Geht offen in die Sondierung­en: Hans-ulrich Rülke (FDP).

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