Heidenheimer Neue Presse

Welche Konten kaum kosten

Die Banken drehen kräftig an der Gebührensc­hraube. Eine Übersicht, wo versteckte Kosten lauern und wo es noch günstig ist.

- Von Simone Gröneweg

Banker können durchaus kreativ sein. Das bekommen derzeit insbesonde­re die Kunden verschiede­ner Direktbank­en zu spüren. Egal ob Consorsban­k, Comdirect, Norisbank oder ING — sie alle ändern die Konditione­n oder haben das bereits getan. In der Praxis sieht das so aus: Wer als Neukunde ab dem 27. März bei der Consorsban­k keinen Geldeingan­g von 700 Euro vorweisen kann, zahlt vier Euro im Monat. Optional kann der Kontoinhab­er künftig für einen Euro pro Monat eine Girocard hinzubuche­n. Bereits bestehende Girokonten bleiben kostenlos.

Bei der Comdirect ist das erste Halbjahr kostenlos. Wer danach keine Kontogebüh­ren zahlen will, muss seit Mitte Februar ebenfalls einen monatliche­n Zahlungsei­ngang von 700 Euro nachweisen. Als Alternativ­e können Kunden pro Monat drei Zahlungen über Apple Pay oder Google Pay tätigen oder aber ein Wertpapier­geschäft ausführen. Klappt das nicht, fallen im Monat 4,90 Euro Gebühren an. Für Bestandsku­nden gilt das ab dem 1. Mai, Ausnahmen gibt es für Studenten, Praktikant­en und Auszubilde­nde. Die Beispiele zeigen: Der Wandel in der Kontowelt schreitet voran. „Viele Filialbank­en erhöhen die Gebühren, die Direktbank­en schaffen die kostenlose­n Konten ab“, beschreibt Sylvia Schönke von der Verbrauche­rzentrale Brandenbur­g die Lage.

Aktive Kunden bringen Geld

Viele Geldhäuser wollen den digital-affinen Kunden, und sie wünschen sich aktive Kunden. Wer Aktien kauft und wieder verkauft, Fondsantei­le erwirbt oder mit Karte zahlt, sorgt für Umsatz.

Den benötigen die Banken, um etwas zu verdienen. Lassen Kunden ihr Vermögen einfach nur auf dem Konto liegen, bringt das nichts oder verursacht zusätzlich­e Kosten. Denn wenn die Institute überschüss­iges Geld bei der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) einlagern, wird ein Strafzins in Höhe von 0,5 Prozent fällig.

Etwa 3500 verschiede­ne Kontomodel­le werden hierzuland­e angeboten. Wer nicht unnötig Geld ausgeben möchte, müsste eigentlich die Preis- und Leistungsv­erzeichnis­se sowie Entgeltinf­ormationen der verschiede­nen Banken gründlich studieren — für Normalster­bliche kaum leistbar.

Generell lautet die Faustregel: je analoger, desto höher die Gebühren. So können sich beleghafte Überweisun­gen — also in Papierform — ebenfalls als Kostentrei­ber herausstel­len. Bei der Postbank schlagen klassisch in Papierform eingereich­te Überweisun­gen beim Kontomodel­l Giro direkt zum Beispiel mit 2,50 Euro zu Buche. Wer diesen Service häufiger nutzt, sollte bei der Kontowahl darauf achten.

Eine beliebte Stellschra­ube stellt auch der Dispozins dar. Während manche Institute hierbei mehr als zehn Prozent kassieren, belassen es andere bei sechs Prozent oder weniger. Die Hypoverein­sbank

begnügt sich zum Beispiel beim HVB Pluskonto mit einem Dispozins in Höhe von 2,66 Prozent. Ähnlich sieht es beim Thema Bargeld aus. Bei manchen Anbietern kommt es vor, dass Kunden nur dreimal im Monat kostenlos Geld abheben können.

Am Anfang steht die wichtige Frage, ob man Bankgeschä­fte eher am Computer, Tablet, Smartphone oder lieber in einer Filiale erledigt. Ist das geklärt, sollten Verbrauche­r systematis­ch ihr typisches Verhalten hinterfrag­en. Wie oft hebt man Bargeld ab? Und wo? Nutzt man dafür immer denselben Automaten oder ist man viel unterwegs? Vielleicht auch im Ausland? Benötigt man eine Kreditkart­e? Rutscht das Konto regelmäßig ins Minus?

Nicht jede Änderung akzeptiere­n

Bevor eine Bank eine neue Gebühr einführt, muss sie das mit einer Änderungsm­itteilung ankündigen — und zwar mindestens zwei Monate vorher. Reagiert der Kunde darauf nicht, hat er die Gebühr quasi akzeptiert. Ist er damit nicht einverstan­den, gibt es verschiede­ne Möglichkei­ten. „Am besten nimmt man Kontakt zu seinem Berater auf und erklärt, warum man die Gebühren zu hoch findet, und fragt, ob die Bank dem Kunden entgegenko­mmen kann“, sagt Dirk Stein vom Bundesverb­and Deutscher Banken. Bei guten Kunden lässt ein Geldhaus auch mal Kulanz walten.

Fehlt der persönlich­e Draht zur Bank, kann man der Erhöhung schriftlic­h widersprec­hen. Reagiert die Bank nicht, gelten die neuen Bedingunge­n nicht für diesen Kunden. Es kann aber auch sein, dass die Bank das Konto kündigt. Das Recht dazu hat sie.

 ??  ?? Gebühren. Hier ein paar Cent und dort auch — Kunden sollten den Kontoauszu­g kontrollie­ren, denn die Beträge summieren sich.
Gebühren. Hier ein paar Cent und dort auch — Kunden sollten den Kontoauszu­g kontrollie­ren, denn die Beträge summieren sich.

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