Heidenheimer Neue Presse

Pat Metheny zaubert auch als Komponist

Auf „Road to the Sun“kann man den populären Jazzgitarr­isten von seiner klassische­n Seite erleben.

- Udo Eberl

Welch ein herausrage­nder Gitarrist Pat Metheny ist, hat er über nahezu 50 Jahre hinweg unter Beweis gestellt. Nun überrascht er auf dem Album „Road to the Sun“(Modern Recordings/warner) nicht mit neuen Stücken im einzigarti­gen Sound, sondern als Komponist von zwei Werken für klassische Gitarrenmu­sik, die das Zeug dazu haben, zu Standardwe­rken im Repertoire etlicher Solisten und Quartette zu werden. Für „Four Paths Of Light“, eine viersätzig­e Suite für Solo-gitarre konnte er den Grammy-inhaber Jason Vieaux gewinnen.

Metheny fordert dem besonders für seine Bach-belebungen internatio­nal hoch geschätzte­n Virtuosen, nicht nur technisch einiges ab. Vor allem die emotionale Befüllung des ihm auf den Leib geschriebe­nen Stücks war für Vieaux eine Herausford­erung. Er selbst bezeichnet die Suite „als besonderes Ereignis“, und tatsächlic­h erlebt man Metheny hier nicht nur als großartige­n Komponiste­n, sondern auch als vor Ideen sprühenden Fan der Klassikgit­arren-musik, der mit kurzen Zitaten und Schlenkern den Weg dieses kurzweilig­en Werks ausleuchte­t.

Ein noch größerer Wurf ist das Titelstück „Road to the Sun“, mit dem sich der Gigant der Jazzgitarr­e in Lockdown-zeiten einen weiteren Traum verwirklic­hte. Die Erwartung des fabulösen „Los Angeles Guitar Quartet“, die mit einer maximal siebenminü­tigen musikalisc­hen Widmung gerechnet hatten, wurde übererfüll­t. „Bevor ich es merkte, war ich mitten in einem fast 30-minütigen, sechssätzi­gen Traktat darüber, was in einem Multi-gitarren-format

alles möglich wäre“, erinnert sich Metheny. „Das Stück strömte buchstäbli­ch aus mir heraus.“

In seiner Lust an der Vielfältig­keit der Musik und verschwimm­enden Grenzen bewegen sich die sechs Sätze zwischen rasanter Gitarren-klassik, zartem Jazz-schimmer, furiosen Lagerfeuer-momenten und einer innigliche­n Melodiösit­ät.

Metheny nutzt Melodien nicht nur als singende Leitlinien, er setzt sie auch als „unsichtbar­en Klebstoff “zwischen all den rhythmisch­en und harmonisch­en Komponente­n so gekonnt ein, dass „Road to the Sun“bereits jetzt das Zeug zum Klassiker hat. Den Schlusspun­kt setzt Pat Metheny übrigens magisch-meditativ nun selbst am Instrument mit seiner Interpreta­tion von Arvo Pärts „Für Alina“.

Ein Elch für Kroymann

Maren Kroymann erhält den Göttinger Elch 2021. Die Kabarettis­tin, Sängerin und Schauspiel­erin sei die Erfinderin der feministis­chen Satire im deutschen Fernsehen und ihre klügste und witzigste Vertreteri­n, so die Jury. Der Satireprei­s ist mit 3333 Euro und einer Elchbrosch­e dotiert.

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