Aus alten Büchern werden 3-D-kunstwerke
Die Heidenheimerin Heide Rupprecht beschäftigt sich laut eigener Aussage mit lauter Dingen, die man eigentlich gar nicht braucht. Dabei verwandelt sie unter anderem alte Bücher in kleine Kunstwerke.
Die Heidenheimerin Heide Rupprecht verwandelt ausrangierte Schmöker in kleine Kunstwerke. Sie gibt Einblick in den Prozess.
Null Komma fünf Zentimeter. Sie können den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. „Wenn ich schlampig arbeite, wird das nichts“, sagt Heide Rupprecht, während sie sorgfältig die Linien an einer Schablone abzählt. Eigentlich muss sie sich keine Sorgen machen, Heide Rupprecht hat viel Übung. In wenigen Stunden wird sich das alte Buch, das vor ihr liegt, in ein kleines Kunstwerk verwandeln. Dazu braucht sie kaum mehr als eine Schablone, eine Schere und einen Stift.
Durch gezieltes Falten und Schneiden der einzelnen Buchseiten entsteht nach und nach ein dreidimensionaler Effekt. Zahlen, Namen, Motive – wo an der sogenannten Heckkante des Buchblocks zuvor simples Papier war, bilden sich nun komplexe Kunstwerke.
Lehrstunden, Fehlversuche
„Liebe“steht da etwa, manchmal ist es ein Herz, die etwas komplexeren Motiven stellen oftmals kleine Babyfüße da, ergänzt durch Namen und Geburtsdatum des Neugeborenen. Sei 2017 versucht sich Rupprecht an der Buchkunst. Auf Bestellung und nach den Wünschen ihrer Kunden fertigt sie seither Handwerkskunst an. Nach endlosen Lehrstunden, Fehlversuchen und Recherchen hat Rupprecht inzwischen ihren eigenen Stil gefunden, doch gleichzeitig betont sie: „Man wird nie perfekt.“
Es ist nicht der erste Ausflug in die Handwerkskunst, den Rupprecht unternimmt. Jahrelang betrieb sie gemeinsam mit ihrem Mann in Heidenheim eine Tanzschule – ein Sieben-tage-job, wie Rupprecht berichtet. Zum Ausgleich und zur Entspannung fing sie an, künstlerisch tätig zu werden. Den Anfang machte Schmuck, später kamen Papierblumen dazu, danach Armbänder aus echtem Pferdehaar, die sie bei
Reitturnieren in Schnaitheim verkauft. „Schmuck aus den Haaren der eigenen Pferde war sofort ein Renner unter den Reitern“, sagt Rupprecht.
Durch Zufall kam die Heidenheimerin schließlich zur Buchkunst. „Ich finde, das ist ein wunderschönes Hobby für jemanden, der Entspannung braucht, Geduld und auch sonst nichts zu tun hat“, sagt Heide Rupprecht mit einem Augenzwinkern. „Ich beschäftige mich generell gerne mit Dingen, die man eigentlich nicht braucht.“Was nicht heißen soll, dass Rupprecht ihre eigene Handwerkskunst nicht zu schätzen weiß oder sie gar verschenkt.
„Was umsonst ist, taugt nichts“
Ganz im Gegenteil: Alles, was umsonst sei, tauge nichts, findet sie. Wenn jemand hingegen Geld für ihre Arbeit ausgebe, dann wolle er es auch wirklich. Trotzdem, so
Rupprecht, machen manche Kunden hin und wieder große Augen, wenn sie die Preisschilder sehen. Zwischen 50 und 100 Euro kosten die personalisierten Werke im Schnitt.
Für aufwendige, komplexere Arbeiten wie etwa die Namen von Zwillingen samt Geburtsdatum und Fußabdrücken braucht Rupprecht gut 30 bis 35 Stunden. Von großer Wichtigkeit ist dabei die Beschaffenheit des Buches.
„Nicht jedes eignet sich dafür“, so Rupprecht. Taschenbücher scheiden von vornherein aus, Hardcover ist ein Muss. Zu alt darf das Papier nicht sein, sonst wird es zu brüchig. Gleichzeitig dürfen die Bücher auch nicht zu dünn sein, „300 bis 600 Seiten sind ideal.“
Vor Beginn der Corona-pandemie bezog Heide Rupprecht ihr Arbeitsmaterial vor allem aus der Bücherkiste im Heidenheimer Rathaus. Heute greift sie hauptsächlich auf ausrangierte Bücher von Bekannten zurück. „Bücher, die man nicht mehr braucht oder nur einmal liest, muss man nicht unbedingt wegwerfen. Man kann auch etwas Nachhaltiges daraus machen“, findet Rupprecht.
Ein Video und noch mehr Bilder von Heide Rupprechts Buchfaltkunst gibt es auf hz.de