Heidenheimer Neue Presse

Aus alten Büchern werden 3-D-kunstwerke

Die Heidenheim­erin Heide Rupprecht beschäftig­t sich laut eigener Aussage mit lauter Dingen, die man eigentlich gar nicht braucht. Dabei verwandelt sie unter anderem alte Bücher in kleine Kunstwerke.

- Von Maximilian Haller

Die Heidenheim­erin Heide Rupprecht verwandelt ausrangier­te Schmöker in kleine Kunstwerke. Sie gibt Einblick in den Prozess.

Null Komma fünf Zentimeter. Sie können den Unterschie­d zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. „Wenn ich schlampig arbeite, wird das nichts“, sagt Heide Rupprecht, während sie sorgfältig die Linien an einer Schablone abzählt. Eigentlich muss sie sich keine Sorgen machen, Heide Rupprecht hat viel Übung. In wenigen Stunden wird sich das alte Buch, das vor ihr liegt, in ein kleines Kunstwerk verwandeln. Dazu braucht sie kaum mehr als eine Schablone, eine Schere und einen Stift.

Durch gezieltes Falten und Schneiden der einzelnen Buchseiten entsteht nach und nach ein dreidimens­ionaler Effekt. Zahlen, Namen, Motive – wo an der sogenannte­n Heckkante des Buchblocks zuvor simples Papier war, bilden sich nun komplexe Kunstwerke.

Lehrstunde­n, Fehlversuc­he

„Liebe“steht da etwa, manchmal ist es ein Herz, die etwas komplexere­n Motiven stellen oftmals kleine Babyfüße da, ergänzt durch Namen und Geburtsdat­um des Neugeboren­en. Sei 2017 versucht sich Rupprecht an der Buchkunst. Auf Bestellung und nach den Wünschen ihrer Kunden fertigt sie seither Handwerksk­unst an. Nach endlosen Lehrstunde­n, Fehlversuc­hen und Recherchen hat Rupprecht inzwischen ihren eigenen Stil gefunden, doch gleichzeit­ig betont sie: „Man wird nie perfekt.“

Es ist nicht der erste Ausflug in die Handwerksk­unst, den Rupprecht unternimmt. Jahrelang betrieb sie gemeinsam mit ihrem Mann in Heidenheim eine Tanzschule – ein Sieben-tage-job, wie Rupprecht berichtet. Zum Ausgleich und zur Entspannun­g fing sie an, künstleris­ch tätig zu werden. Den Anfang machte Schmuck, später kamen Papierblum­en dazu, danach Armbänder aus echtem Pferdehaar, die sie bei

Reitturnie­ren in Schnaithei­m verkauft. „Schmuck aus den Haaren der eigenen Pferde war sofort ein Renner unter den Reitern“, sagt Rupprecht.

Durch Zufall kam die Heidenheim­erin schließlic­h zur Buchkunst. „Ich finde, das ist ein wunderschö­nes Hobby für jemanden, der Entspannun­g braucht, Geduld und auch sonst nichts zu tun hat“, sagt Heide Rupprecht mit einem Augenzwink­ern. „Ich beschäftig­e mich generell gerne mit Dingen, die man eigentlich nicht braucht.“Was nicht heißen soll, dass Rupprecht ihre eigene Handwerksk­unst nicht zu schätzen weiß oder sie gar verschenkt.

„Was umsonst ist, taugt nichts“

Ganz im Gegenteil: Alles, was umsonst sei, tauge nichts, findet sie. Wenn jemand hingegen Geld für ihre Arbeit ausgebe, dann wolle er es auch wirklich. Trotzdem, so

Rupprecht, machen manche Kunden hin und wieder große Augen, wenn sie die Preisschil­der sehen. Zwischen 50 und 100 Euro kosten die personalis­ierten Werke im Schnitt.

Für aufwendige, komplexere Arbeiten wie etwa die Namen von Zwillingen samt Geburtsdat­um und Fußabdrück­en braucht Rupprecht gut 30 bis 35 Stunden. Von großer Wichtigkei­t ist dabei die Beschaffen­heit des Buches.

„Nicht jedes eignet sich dafür“, so Rupprecht. Taschenbüc­her scheiden von vornherein aus, Hardcover ist ein Muss. Zu alt darf das Papier nicht sein, sonst wird es zu brüchig. Gleichzeit­ig dürfen die Bücher auch nicht zu dünn sein, „300 bis 600 Seiten sind ideal.“

Vor Beginn der Corona-pandemie bezog Heide Rupprecht ihr Arbeitsmat­erial vor allem aus der Bücherkist­e im Heidenheim­er Rathaus. Heute greift sie hauptsächl­ich auf ausrangier­te Bücher von Bekannten zurück. „Bücher, die man nicht mehr braucht oder nur einmal liest, muss man nicht unbedingt wegwerfen. Man kann auch etwas Nachhaltig­es daraus machen“, findet Rupprecht.

Ein Video und noch mehr Bilder von Heide Rupprechts Buchfaltku­nst gibt es auf hz.de

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Foto: Rudi Penk Messen, schneiden, falten: Stück für Stück verwandelt Heide Rupprecht ausrangier­te Bücher in kleine Kunstwerke.

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