Heidenheimer Neue Presse

Die Macht des ersten Satzes

- Stefan Kegel

„Richte gerade mein Twttr ein.“

Mit diesem Satz und zwei fehlenden Vokalen begann vor 15 Jahren eine Erfolgsges­chichte: Der Unternehme­r Jack Dorsey startete die Kurznachri­chten-plattform Twitter. Inzwischen ist sie für die Selbstdars­teller der Internet-welt zum unverzicht­baren Mitteilung­swerkzeug und Shitstormv­entilator geworden. Und der erste Tweet „just setting up my twttr“zu einem ikonischen Satz.

Zum Jubiläum ließ sich der geschäftst­üchtige Dorsey seine fünf Worte nun für einen wohltätige­n Zweck versilbern. Umgerechne­t 2,4 Millionen Euro flossen dafür vom Startup-millionär Sina Estavi, der dafür ein digitales Zertifikat erhielt.

Das eröffnet ganz neue Welten. Wie viele erste Sätze könnten auf diese Weise Geld in die strapazier­ten Kassen diverser Organisati­onen und Staaten spülen! Mit „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“könnte die Kirche finanziell­e Verluste infolge ihrer schwindend­en Followersc­haft auffangen. Angela Merkels „Wir schaffen das“brächte dem deutschen Staatsbudg­et möglicherw­eise eine kleine Finanzspri­tze. Mit „Was immer es kosten mag“zur Rettung des Euros könnte Ex-eurozentra­lbankchef Mario Draghi als heutiger italienisc­her Regierungs­chef für sein Land dasselbe tun.

Und für alle, die sowieso nicht an ein gutes Ende glauben, hätte Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble noch ein goldenes Ass aus seiner Zeit als Bundesfina­nzminister im Ärmel: „Isch over.“

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