Die Macht des ersten Satzes
„Richte gerade mein Twttr ein.“
Mit diesem Satz und zwei fehlenden Vokalen begann vor 15 Jahren eine Erfolgsgeschichte: Der Unternehmer Jack Dorsey startete die Kurznachrichten-plattform Twitter. Inzwischen ist sie für die Selbstdarsteller der Internet-welt zum unverzichtbaren Mitteilungswerkzeug und Shitstormventilator geworden. Und der erste Tweet „just setting up my twttr“zu einem ikonischen Satz.
Zum Jubiläum ließ sich der geschäftstüchtige Dorsey seine fünf Worte nun für einen wohltätigen Zweck versilbern. Umgerechnet 2,4 Millionen Euro flossen dafür vom Startup-millionär Sina Estavi, der dafür ein digitales Zertifikat erhielt.
Das eröffnet ganz neue Welten. Wie viele erste Sätze könnten auf diese Weise Geld in die strapazierten Kassen diverser Organisationen und Staaten spülen! Mit „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“könnte die Kirche finanzielle Verluste infolge ihrer schwindenden Followerschaft auffangen. Angela Merkels „Wir schaffen das“brächte dem deutschen Staatsbudget möglicherweise eine kleine Finanzspritze. Mit „Was immer es kosten mag“zur Rettung des Euros könnte Ex-eurozentralbankchef Mario Draghi als heutiger italienischer Regierungschef für sein Land dasselbe tun.
Und für alle, die sowieso nicht an ein gutes Ende glauben, hätte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble noch ein goldenes Ass aus seiner Zeit als Bundesfinanzminister im Ärmel: „Isch over.“