Heidenheimer Neue Presse

Rätselrate­n um einen Beschluss

- Guido Bohsem/andré Bochow

gerade mit neuen Ideen gespickten Papier der Ministerpr­äsidenten und der Bundesregi­erung ragt der Beschluss hervor, „Ruhetage“einzuführe­n. Und zwar am Gründonner­stag vor den Osterfeier­tagen und am Ostersamst­ag. Der Bevölkerun­g und der Wirtschaft wurde mitgeteilt: „Es gilt damit an fünf zusammenhä­ngenden Tagen das Prinzip #Wirbleiben­zuhause“. Was genau das bedeuten soll, war bis zum späten Dienstagab­end unklar.

Eine Nachfrage beim Bundesfina­nzminister­ium ergab, dass auch dort große Ahnungslos­igkeit herrschte. Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) antwortete auf die Frage nach den Ruhetagen wortreich, ohne auch nur ansatzweis­e eine Erklärung zu liefern. Beide Ministerie­n verweisen auf das Überbrücku­ngshilfspa­ket 3 für betroffene Unternehme­n, das noch bis Juni gilt. Und ein Sprecher der Bundesregi­erung antwortet auf die Frage nach der möglichen Gleichsetz­ung mit Feiertagen: „Das Bundesmini­sterium des Innern prüft jetzt die Umsetzung des Beschlusse­s.“

Das wird auch Brandenbur­gs Ministerpr­äsident, Dietmar Woidke (SPD), hoffen, denn der hatte im Gespräch mit dem Deutschlan­dfunk gemutmaßt, „Ruhetag ist auch definiert im Arbeitssch­utzgesetz“. Woidkes Kollege aus Baden-württember­g, Winfried Kretschman­n (Grüne), hält es für beschlosse­n, dass das öffentlich­e Leben von Gründonner­stag bis Ostermonta­g „scharf herunterge­fahren“werde. Was rechtlich konkret möglich sei, müsse der Bund über eine Musterordn­ung aufzeigen.

Für zusätzlich­e Feiertage wird eine gesetzlich­e Grundlage gebraucht. Dafür dürfte die Zeit nicht reichen. Bei einer Notverordn­ung hätten Betriebe vermutlich Anrecht auf Entschädig­ungen. Aus Kreisen der Wirtschaft wird darauf hingewiese­n, dass der Gründonner­stag ein äußerst umsatzstar­ker Tag im Lebensmitt­elhandel ist. Insgesamt drohen der Wirtschaft Verluste von 7 Milliarden Euro. Ungeklärt war auch, welche Regelungen es für den Online-handel und für den Lkw-verkehr geben soll.

Einigermaß­en sicher ist, dass am Gründonner­stag alle Geschäfte geschlosse­n sind und am Ostersamst­ag Lebensmitt­el eingekauft werden können. Über alles Weitere wollten Kanzleramt­sminister Helge Braun (CDU) und die Staatskanz­leichefs der Länder weiter beraten. Ergebnisse dieser Gespräche lagen bei Redaktions­schluss noch nicht vor.

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An Gründonner­stag sollen wohl alle Geschäfte zu sein, auch Lebensmitt­elläden.

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