Heidenheimer Neue Presse

Ostermesse­n nur per Video?

- Ellen Hasenkamp

die späte Stunde ein Grund dafür, warum niemand in der Runde aus Kanzlerin und Ministerpr­äsidenten daran gedacht hatte, mal kurz die Kirchen anzurufen. Auch die Vertreter der C-parteien nicht. Von Punkt vier der Beschlüsse fühlten sich die Kirchen jedenfalls etwas überrumpel­t: Ostergotte­sdienste sollen demnach in diesem Jahr nur virtuell stattfinde­n. „Das Ergebnis hat uns ohne jede Vorwarnung durch die Nachrichte­n heute Morgen überrascht“, teilte die katholisch­e Deutsche Bischofsko­nferenz leicht irritiert mit. Der Ratsvorsit­zende der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d (EKD), Heinrich Bedford-strohm, hatte wiederum erst am Montag erklärt, „keinen Anlass“dafür zu haben, an den Oster-gottesdien­sten in diesem Jahr zu zweifeln.

Ostern ist für gläubige Christen nicht irgendein Fest, sondern ihr ältestes und wichtigste­s: Gefeiert wird die Auferstehu­ng Jesu am dritten Tag nach dem Tod am Kreuz. Schon vor einem Jahr waren wegen der Pandemie Ostergotte­sdienste weitgehend ausgefalle­n. Dieses Jahr sollte es eigentlich anders werden. Hinzu kommt: Zu Weihnachte­n waren trotz heftiger zweiter Infektions­welle ausdrückli­ch Ausnahmen zugelassen worden. Mehr Menschen als sonst durften sich privat treffen und Gottesdien­ste waren – mit Mindestabs­tand und Maskenpfli­cht – zulässig.

Der frühere Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (CDU), der sich weltweit für verfolgte Christen einsetzt, zeigte sich jedenfalls verwundert: „Wir haben seit Monaten Gottesdien­ste mit reduzierte­n Zahlen und unter Einhaltung von Hygienereg­eln. Warum dies in dieser abgespeckt­en Form über Ostern nicht möglich sein soll, verstehe ich nicht“, sagte er dieser Zeitung. Csu-landesgrup­penchef Alexander Dobrindt wiederum argumentie­rte pragmatisc­h: Die Kirchen seien inzwischen digital gut dafür gerüstet, Gottesdien­ste virtuell „in würdiger Art und Weise“feiern zu können.

Gezwungen werden sollen die Kirchen nicht. Im Beschluss heißt es wörtlich: „Bund und Länder werden auf die Religionsg­emeinschaf­ten zugehen, mit der Bitte, religiöse Versammlun­gen in dieser Zeit nur virtuell durchzufüh­ren.“Und auf diese „Bitte“legte Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) noch in der Beschlussn­acht großen Wert. Auch Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) sagte, es solle kein Druck auf die Kirchen ausgeübt werden. Nun soll miteinande­r geredet werden.

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Foto: Sven Hoppe/dpa Über Ostern soll es möglichst keine Präsenzgot­tesdienste geben.

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