Zweifel an Lockdown-politik
Die regionale Wirtschaft verabschiedet hinsichtlich der Corona-pandemie und der kritischen Lage eine Position mit klaren Forderungen an die Politik. Dabei soll für ein konstruktives Vorgehen nicht der Inzidenzwert allein die Hauptrolle spielen.
Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg (IHK) hat in ihrer digitalen Sitzung mit großer Mehrheit eine Position zur Corona-krise verabschiedet. Demnach fordern die regionalen Unternehmen die Bundes- und Landespolitik auf, alle Spielräume und innovativen Ansätze, die zu weiteren Öffnungsschritten führen können, schnell zu nutzen und planbar umzusetzen. Zudem wurden Personalien zu verschiedenen Ihk-ausschüssen beschlossen.
Lage für viele sehr kritisch
Unter dem Tenor „Branchen im Krisenmodus“stand in der Sitzung der Austausch zur aktuellen Situation. Dabei wurde bestätigt, dass die Situation in zahlreichen Branchen dramatisch ist. Viele Kleinunternehmen und weite Teil des Non-food-handels, viele Dienstleister, Hotels und Gastronomie, die Reise- und Veranstaltungsbranche befinden sich unverschuldet in einer äußerst kritischen Lage. Auch die Situation in der Industrie ist ausgesprochen fragil.
650 Betriebe insolvenzgefährdet
Gemäß einer Sonderumfrage der IHK sind aktuell in Ostwürttemberg rund zwei Prozent oder 650 Betriebe insolvenzgefährdet. Ihk-präsident Markus Maier: „Alles in allem höchst besorgniserregende Zahlen und dramatische Aussichten für viele.“
Die Ihk-vollversammlung fordert daher für weitere Öffnungsschritte vorrangig einen zügigen Impffortschritt und eine wirksame Teststrategie. Beim Thema Impfen gelte es, alle möglichen Partner, insbesondere auch die
Betriebsärzte, mit einzubeziehen.
Nicht nur die Inzidenz
Die Wirtschaft fordert mehrheitlich, die Steuerung der verantwortbaren Öffnungsschritte nicht alleine an Inzidenzwerten zu messen, sondern weitere Kriterien zu berücksichtigen. Markus Maier: „Im Hinblick auf den Bund-länder-gipfel darf die einseitige Strategie nicht länger dazu führen, dass ganze Branchen wieder schließen müssen. Die Mindestforderung ist, dass hinter Click & Meet als Basisöffnungsmöglichkeit in keinem Fall mehr zurückgegangen werden sollte.“
Innovative Ansätze gefordert
Die Wirtschaft wünscht sich, dass alle Spielräume und innovativen Ansätze für weitere verantwortbare Öffnungen genutzt werden. Dies gilt insbesondere auch für Branchen, die bisher keinerlei Öffnungsperspektive haben. Große Sorge bereitet der Vollversammlung auch die Situation in der dualen Ausbildung und an den Hochschulen. Über viele Monate war die praxisnahe duale Ausbildung nur sehr eingeschränkt möglich. Auch der Wegfall von praktischen Übungen oder der Laborarbeit im Rahmen technischer Studiengänge wird sehr kritisch bewertet.
Hoher Beratungsbedarf
Betont der durch
wurde die Unterstützung Mitgliedsunternehmen die Ihk-serviceangebote rund um Corona. So gab es bisher ca. 10 000 telefonische Beratungen zu Hilfsprogrammen oder Schließungen, und es erfolgten rund 60 000 Zugriffe auf die Corona-sonderseiten auf der Homepage der Kammer. Aktuell werden jetzt auch kostenfreie Webinare zum Thema „Corona-tests im Unternehmen“angeboten.
In der Sitzung gab es weitere Themen: Die Vollversammlung tauschte sich zur neuesten Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts sowie zum Entwurf eines neuen Ihk-gesetzes aus.