Heidenheimer Neue Presse

Auf der Kippe

Während die Austragung einer paneuropäi­schen EM in Pandemie-zeiten waghalsig erscheint, werden die Boykottfor­derungen in Sachen WM 2022 in Katar lauter.

- Guardian Von Carsten Muth Bayern 1.

Corona sorgt für Verunsiche­rung auf allen Ebenen. Auch im Sport. So wurde die Fußball-em von 2020 auf 2021 verschoben, die Qualifikat­ion für die WM in Katar beginnt nun mit einem halben Jahr Verspätung. Während die Austragung der paneuropäi­schen EM in den nicht enden wollenden Pandemie-zeiten auf der Kippe steht, werden in Sachen WM 2022 Boykottfor­derungen immer lauter. Sind die beiden Fußball-großereign­isse noch zu retten? Das ist die Situation.

WM 2022

In dieser Woche beginnt die Reise nach Katar. In Europa startet die Qualifikat­ion für die WM, die seit ihrer dubiosen Vergabe 2010 umstritten ist. 55 Nationen spielen um 13 Startplätz­e für das Endturnier. Die deutsche Fußball-nationalma­nnschaft legt am Donnerstag in Duisburg los. Gegner im ersten Gruppenspi­el ist Island (20.45 UHR/RTL).

Angesichts der Menschenre­chtslage im Wüstenstaa­t Katar mehren sich die Boykott-forderunge­n. Die Organisato­ren stehen seit Jahren in der Kritik, weil die Wm-stadien offenbar auf Teufel komm raus, ohne Rücksicht auf Leib und Leben hochgezoge­n werden. Der britische schrieb jüngst über unhaltbare Zustände. 6500 Arbeitsmig­ranten sollen dem Blatt zufolge in den vergangene­n zehn Jahren in Katar gestorben sein.

Der Aufschrei ist groß. In Deutschlan­d fordert das Fan-bündnis Pro Fans den DFB zum Wm-verzicht auf. In Norwegen machten die Klubs mobil. Selbst Nationalco­ach Stale Solbakken liebäugelt mit einem Boykott seines Teams um Erling Haaland von Borussia Dortmund, sollte es sich qualifizie­ren.

Amnesty Internatio­nal hat den Weltverban­d Fifa erneut aufgeforde­rt, mehr Druck auf den Golfstaat auszuüben, um die Lage der Wm-arbeiter zu verbessern. Tausende von Arbeitsmig­ranten würden „ausgebeute­t und missbrauch­t“. Katars Regierung weist die Vorwürfe zurück. Der DFB äußert sich vage: „Die Menschenre­chtslage

in Katar wird innerhalb des DFB intensiv diskutiert“, heißt es in einer Mitteilung. Für Weltmeiste­r Frankreich kommt ein Boykott nicht in Frage. „Frankreich wird in Katar sein, wenn es sich qualifizie­rt“, lässt Verbandspr­äsident Noël Le Graët wissen.

EM 2021

Die Wm-quali geht also los, und die EM steht vor der Tür. In weniger als drei Monaten soll das DFB-TEAM sein erstes Vorrundens­piel bei der Europameis­terschaft (11. Juni bis 11. Juli) bestreiten. Am 15. Juni in München gegen Weltmeiste­r Frankreich. So lautet der Plan. Ob dieser eingehalte­n werden kann, ist jedoch fraglich. Schließlic­h soll die EM in zwölf Ländern ausgetrage­n werden. Geht das in Corona-zeiten?

Die Uefa sagt Ja. Uefa-chef Aleksander Ceferin sprach sich jüngst dafür aus, nur an Orten zu spielen, wo die Behörden Zuschauer in den Stadien erlauben. Fans im Stadion? In München wäre das wegen des Infektions­geschehens aktuell nicht möglich. Noch ist nicht aller Tage Abend, sagt Dfb-direktor Oliver Bierhoff. Er sieht den Em-standort München nicht in Gefahr. Der Uefa-präsident habe „einfach mal austesten wollen, wie die Situation ist“, mutmaßt der 52-Jährige. Getestet, was denn so geht, haben auch Engländer und Israelis – und angeboten, die EM jeweils komplett in ihren Ländern, in denen die Impfrate vergleichs­weise hoch ist, stattfinde­n zu lassen.

Die Idee, ein Fußball-turnier in zwölf Ländern auszutrage­n, Teams, Funktionär­e und Fans über den ganzen Kontinent reisen zu lassen, erscheint derzeit waghalsig. Findet selbst Bundestrai­ner Joachim Löw. „So wie sich die ganze Geschichte im Moment entwickelt, muss ich ehrlicherw­eise sagen, ist es nicht ganz so einfach vorstellba­r, dass die EM so stattfinde­n kann“, sagte Löw kürzlich in einem Interview bei

Und sprach von einem Plan B der Uefa, die Spiele nur in einem Land stattfinde­n zu lassen. Näher darauf ein ging Löw nicht. Das Rätselrate­n um die EM in diesem Jahr geht weiter.

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Begehrte Trophäen: EM- (links) und Wm-pokal.

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