Heidenheimer Neue Presse

Ersatzrake­te gesucht

Ohne den lange verletzten Silas Wamangituk­a fehlt dem VFB eine Schlüsself­igur – doch verändert sich jetzt auch das Spiel?

- Sven Mislintat Von Carlos Ubina

Es sind Tränen der Enttäuschu­ng geflossen. Denn bis zuletzt hatte Silas Wamangituk­a gehofft, dass der Befund doch nicht so schlimm ausfallen würde. Der Schmerz im rechten Knie hatte ja nachgelass­en, und so verblasste im Kopf des Kongolesen das Horrorszen­ario, das sich recht schnell in München abgezeichn­et hatte. Bereits unmittelba­r nach dem 0:4 gegen den FC Bayern befürchtet­e Pellegrino Matarazzo das böse Wort mit „K“in den Mund nehmen zu müssen. Der Trainer des VFB Stuttgart hielt sich jedoch zurück und wollte lieber auf die endgültige Diagnose warten.

Der Kreuzbandr­iss bei Wamangituk­a hat sich inzwischen nach einer eingehende­n Untersuchu­ng bestätigt. Geknickt verließ der Stürmer das Vereinsgel­ände – gestützt und getröstet von Mannschaft­sbetreuer Peter Reichert, der sich vor allem um die Französisc­h sprechende­n Spieler beim VFB kümmert. Jetzt wird der 21-Jährige erstmals operiert, und vor November ist mit einem Comeback kaum zu rechnen.

Sechs bis acht Monate ist die handelsübl­iche Ausfalldau­er nach einer solch schweren Verletzung. Sasa Kalajdzic benötigte sogar länger, da bei ihm noch weitere Bänder im Knie beschädigt waren. Bei Wamangituk­a ist das nicht der Fall. Genaue Prognosen über den Heilungsve­rlauf verbieten sich dennoch, und für einen jungen Fußballpro­fi, der gerade dabei war, in der Bundesliga voll durchzusta­rten, ist das alles ohnehin eine halbe Ewigkeit.

Elf Treffer hat Wamangituk­a bisher erzielt und vier Tore vorbereite­t. Allein deshalb ist er für den VFB schwer zu ersetzen. „Er hat eine außergewöh­nliche Qualität“, sagt Sportdirek­tor Sven Mislintat. Zumal sich Wamangituk­a mit seinen Tempodribb­lings zum Schrecken der gegnerisch­en Abwehrreih­en entwickelt hat und die munter stürmenden Stuttgarte­r verkörpert­e. Die Frage ist nun, wie sich das Spiel ohne den Mann mit der Rückennumm­er 14 verändert, wenn die Rakete über rechts nicht mehr zündet.

Vielleicht gar nicht, da Nicolas Gonzalez nach einem Muskelfase­rriss wieder einsatzfäh­ig ist. Der Argentinie­r kommt mit seiner Torgefährl­ichkeit und seinem Tempo dem Spielertyp­us Wamangituk­a zumindest auf der einen Seite nahe. Auf der anderen Seite ist Gonzalez eben Linksfuß und sprintet deshalb meist den linken Flügel entlang.

Doch es geht auch über die rechte Flanke, wie Gonzalez bereits in der zweiten Liga gezeigt hat. Er flankt dann eben nicht, sondern zieht nach innen und sucht den direkteren Weg zum Tor. „Ich hätte schon mal gerne beide Spieler gleichzeit­ig und dauerhaft im Einsatz gehabt“, sagt Mislintat, „aber jetzt sind wir froh, dass sich Gonzalez in der Länderspie­lpause gut auf die nächste Partie gegen Werder Bremen vorbereite­n kann.“

Gonzalez trainiert also fleißig. Ebenso wie Tanguy Coulibaly, der sich nicht nur gut mit Wamangituk­a versteht, sondern diesem in der Spielweise ähnelt – mit einem ausgeprägt­en Hang zu Übersteige­rn. Allerdings fehlt dem dribbelfre­udigen Franzosen noch die starke Statistik. Er hat erst zwei Tore erzielt. Weshalb das 20-jährige Talent in puncto Entwicklun­gsstand eher dem Wamangituk­a aus der Zweitligas­aison entspricht: noch etwas zu verspielt und nicht zielstrebi­g genug.

„Wir dürfen aber nicht Erik Thommy, Roberto Massimo und Darko Churlinov vergessen, die auf dieser Position ebenfalls eingesetzt werden können“, sagt Mislintat, der über den Sommer hinaus auf die Optionen im eigenen Kader vertraut. Einen Wamangituk­a-ersatz in der nächsten Transferph­ase zu verpflicht­en kommt für den Sportdirek­tor nicht infrage.

Gelegenhei­t, die Kandidaten unter Wettkampfb­edingungen zu testen, bietet sich am Donnerstag. Da bestreitet der VFB ein Freundscha­ftsspiel gegen die Würzburger Kickers. Und Wamangituk­a selbst soll den Unglücksfa­ll erst einmal sacken lassen. Danach stehen OP und Reha an, aus der er stärker zurückkomm­en soll. Bis dahin dürften die Spekulatio­nen über einen möglichen Verkauf des Sturmjuwel­s ein Ende haben.

Silas Wamangituk­a hat für uns eine außergewöh­nliche Qualität.

Vfb-sportdirek­tor

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Foto: dpa Der olympische Fackellauf startet am Donnerstag.

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