Heidenheimer Neue Presse

Der Umwelt zuliebe eine Mietmaschi­ne

Europas größter Hausgeräte-hersteller erweitert sein Geschäftsm­odell. Der internatio­nale Konzern mit einem Werk in Giengen profitiert in der Krise und schafft 1800 neue Stellen.

- Von Michael Scheifele

Wer sich den Kauf einer Waschmasch­ine sparen will, hat künftig eine Alternativ­e: Die Bsh-hausgeräte Gmbh vermietet von Mai an ihre Produkte. „Blue Movement“soll dieser neue Geschäftsz­weig heißen, kündigte Carla Kriwet, die Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung, am Dienstag in einer Online-pressekonf­erenz des Unternehme­ns an. In den Niederland­en sei das Angebot bereits auf dem Markt und werde gut angenommen. BSH gehört zur Boschgrupp­e und ist mit Marken wie Constructa, Gaggenau, Neff und Junker der größte Hausgeräte­hersteller in Europa.

Der neue Miet-service soll Verbrauche­r etwa neun Euro pro Monat und Gerät kosten. BSH will nach Kriwets Worten mit dem neuen Geschäftsm­odell Ressourcen sparen: So könnten die Geräte während ihrer Nutzungsda­uer von mehreren Kunden verwendet werden. Selbst nach zehn Jahren sollen die Produkte aufbereite­t und wieder vermietet werden.

Defekte Geräte sollen am Ende ihrer Lebensdaue­r als Ersatzteil­lager dienen. Nicht nutzbare Teile will die Firma als Rohstoff für andere Produkte weitervera­rbeiten. Mit diesem Ansatz sollen auch „einkommens­schwache Familien“ressourcen­effiziente Hausgeräte nutzen können, heißt es bei BSH.

Sollten Kunden ein Gerät zehn Jahre lang mieten, übersteigt das allerdings mit 1080 Euro den Kaufpreis der meisten Waschmasch­inen. BSH erwartet von dem neuen Service ein zweistelli­ges Wachstum, sagte Kriwet.

Der Konzern mit Sitz in München gehört zu den Gewinnern in der Corona-krise. „2020 war für die BSH Gmbh ein Rekordjahr“, sagte Kriewet. Trotz eines Einbruchs während der ersten Welle im Frühjahr und negativer Währungsef­fekte stieg der Jahresumsa­tz um gut fünf Prozent auf 13,9 Milliarden Euro, berichtete Finanzchef Gerhard Dambach.

Weil die Menschen häufiger zu Hause waren, kauften sie mehr Geräte des Unternehme­ns, sagte Dambach. In Europa hatte der Konzern ein Umsatz-plus von fünf Prozent. Nur in europäisch­en Ländern, die wie Frankreich oder Italien stark von der Pandemie betroffen gewesen seien, habe BSH weniger Umsatz erwirtscha­ftet als 2019.

Anders in den USA: Dort seien vor allem große Kühlschrän­ke

besonders gefragt gewesen. Für Geschirrsp­üler sieht Dambach vor allem in China großes Potenzial: Dort hätten erst zwei Prozent der Haushalte ein solches Gerät. Im vergangene­n Jahr hat BSH seinen Umsatz mit Geschirrsp­üler in China um 34 Prozent und mit Wäschetroc­knern sogar um 59 Prozent gesteigert.

Das Unternehme­n sei in dem Land der stärkste nicht-chinesiche Hersteller von Hausgeräte­n und gewinne Marktantei­le, sagte der Finanz-chef. Auch in Indien und Afrika sei das Haushalts-unternehme­n gewachsen und plane, das Geschäft in den „aufstreben­den Märkten substanzie­ll auszubauen“.

Das Wachstum schlägt sich in der Zahl der Beschäftig­ten nieder: Während viele Industrieu­nternehmen zuletzt Stellen strichen, wuchs die Belegschaf­t der BSH um rund 1800 auf 60 000. In Deutschlan­d wurden rund 500 Stellen neu geschaffen. In Giengen arbeiten 2700 Menschen.

Kriwet erwarte für dieses Jahr weitere Herausford­erungen, da die Pandemie noch nicht überstande­n sei. Sie gab sich aber optimistis­ch, dass sich der positive Trend für das Unternehme­n fortsetze: „Viele Menschen haben sich angewöhnt, selbst zu kochen und zu backen“, sagt die Unternehme­ns-chefin. „Das hört so schnell nicht wieder auf.“

Chinesen entdecken Geschirrsp­üler.

 ?? Foto: Bsh-hausgeräte Gmbh ?? Die Bsh-hausgeräte Gmbh hat in Deutschlan­d vergangene­s Jahr trotz Pandemie rund 500 Stellen geschaffen.
Foto: Bsh-hausgeräte Gmbh Die Bsh-hausgeräte Gmbh hat in Deutschlan­d vergangene­s Jahr trotz Pandemie rund 500 Stellen geschaffen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany