Der Umwelt zuliebe eine Mietmaschine
Europas größter Hausgeräte-hersteller erweitert sein Geschäftsmodell. Der internationale Konzern mit einem Werk in Giengen profitiert in der Krise und schafft 1800 neue Stellen.
Wer sich den Kauf einer Waschmaschine sparen will, hat künftig eine Alternative: Die Bsh-hausgeräte Gmbh vermietet von Mai an ihre Produkte. „Blue Movement“soll dieser neue Geschäftszweig heißen, kündigte Carla Kriwet, die Vorsitzende der Geschäftsführung, am Dienstag in einer Online-pressekonferenz des Unternehmens an. In den Niederlanden sei das Angebot bereits auf dem Markt und werde gut angenommen. BSH gehört zur Boschgruppe und ist mit Marken wie Constructa, Gaggenau, Neff und Junker der größte Hausgerätehersteller in Europa.
Der neue Miet-service soll Verbraucher etwa neun Euro pro Monat und Gerät kosten. BSH will nach Kriwets Worten mit dem neuen Geschäftsmodell Ressourcen sparen: So könnten die Geräte während ihrer Nutzungsdauer von mehreren Kunden verwendet werden. Selbst nach zehn Jahren sollen die Produkte aufbereitet und wieder vermietet werden.
Defekte Geräte sollen am Ende ihrer Lebensdauer als Ersatzteillager dienen. Nicht nutzbare Teile will die Firma als Rohstoff für andere Produkte weiterverarbeiten. Mit diesem Ansatz sollen auch „einkommensschwache Familien“ressourceneffiziente Hausgeräte nutzen können, heißt es bei BSH.
Sollten Kunden ein Gerät zehn Jahre lang mieten, übersteigt das allerdings mit 1080 Euro den Kaufpreis der meisten Waschmaschinen. BSH erwartet von dem neuen Service ein zweistelliges Wachstum, sagte Kriwet.
Der Konzern mit Sitz in München gehört zu den Gewinnern in der Corona-krise. „2020 war für die BSH Gmbh ein Rekordjahr“, sagte Kriewet. Trotz eines Einbruchs während der ersten Welle im Frühjahr und negativer Währungseffekte stieg der Jahresumsatz um gut fünf Prozent auf 13,9 Milliarden Euro, berichtete Finanzchef Gerhard Dambach.
Weil die Menschen häufiger zu Hause waren, kauften sie mehr Geräte des Unternehmens, sagte Dambach. In Europa hatte der Konzern ein Umsatz-plus von fünf Prozent. Nur in europäischen Ländern, die wie Frankreich oder Italien stark von der Pandemie betroffen gewesen seien, habe BSH weniger Umsatz erwirtschaftet als 2019.
Anders in den USA: Dort seien vor allem große Kühlschränke
besonders gefragt gewesen. Für Geschirrspüler sieht Dambach vor allem in China großes Potenzial: Dort hätten erst zwei Prozent der Haushalte ein solches Gerät. Im vergangenen Jahr hat BSH seinen Umsatz mit Geschirrspüler in China um 34 Prozent und mit Wäschetrocknern sogar um 59 Prozent gesteigert.
Das Unternehmen sei in dem Land der stärkste nicht-chinesiche Hersteller von Hausgeräten und gewinne Marktanteile, sagte der Finanz-chef. Auch in Indien und Afrika sei das Haushalts-unternehmen gewachsen und plane, das Geschäft in den „aufstrebenden Märkten substanziell auszubauen“.
Das Wachstum schlägt sich in der Zahl der Beschäftigten nieder: Während viele Industrieunternehmen zuletzt Stellen strichen, wuchs die Belegschaft der BSH um rund 1800 auf 60 000. In Deutschland wurden rund 500 Stellen neu geschaffen. In Giengen arbeiten 2700 Menschen.
Kriwet erwarte für dieses Jahr weitere Herausforderungen, da die Pandemie noch nicht überstanden sei. Sie gab sich aber optimistisch, dass sich der positive Trend für das Unternehmen fortsetze: „Viele Menschen haben sich angewöhnt, selbst zu kochen und zu backen“, sagt die Unternehmens-chefin. „Das hört so schnell nicht wieder auf.“
Chinesen entdecken Geschirrspüler.