Heidenheimer Neue Presse

Hähnchensc­henkel mit Salz – und Salmonelle­n

Gute Keulen müssen nicht teuer sein, Keime gibt es aber in vielen Produkten dazu.

- Caroline Strang

Ein bisschen Salz, Paprika, Zitrone und Rosmarin dran und ab in den Ofen: Die Schenkel sind neben der Brust der beliebtest­e Teil des Hähnchens. Geflügel wird hierzuland­e generell gerne gegessen, im Jahr 2019 verzehrte jeder Deutsche im Schnitt 13,8 Kilo. Doch immer wieder fällt Geflügelfl­eisch bei Proben durch, weil es Krankheits­erreger oder resistente Keime enthält.

Die Stiftung Warentest hat für die aktuellen Ausgabe 17 verpackte Hähnchensc­henkel von verschiede­nen Handelsmar­ken unter die Lupe genommen. Eines roch schon beim Öffnen so faulig, dass den Prüfern die Verkostung erlassen wurde – das Bio-produkt von Freiland Pute, das in Bioläden vertrieben wird. Insgesamt erwies sich nur jede dritte frische Keule im Test als gut.

Auf den Preis kam es dabei nicht wirklich an. Gute Keulen gibt es für 3 bis 15 Euro pro Kilo, stellten die Tester fest, darunter waren die von Lidl sowie Rewe Ja und Biofino, das bei Edeka verkauft wird.

Vier Produkte wurden nur mit „ausreichen­d“bewertet: zwei Angebote von Aldi Nord, die Keulen „Gut Langenhof “von Norma und „Gut & Günstig“von Edeka. In zwei davon wurden unter anderem Salmonelle­n gefunden. Die können Durchfall, Erbrechen und Fieber auslösen und vor allem Babys, Kleinkinde­rn und älteren Menschen gefährlich werden.

Daneben stellten die Tester in verschiede­nen Proben Campylobac­ter fest, die ähnliche Symptome wie Salmonelle­n verursache­n. Außerdem steckten in zehn Produkten antibiotik­aresistent­e Keime wie MRSA und Verderbnis­keime wie Pseudomona­den.

Gerade die antibiotik­aresistent­en Keime, die bei einer späteren Infektion die Heilung behindern können, haben schon mehrfach Schlagzeil­en gemacht. So war mehr als jede zweite Hähnchenfl­eischprobe aus den drei größten Geflügelko­nzernen Europas, einem davon mit Sitz in Deutschlan­d, damit belastet, wie eine im vergangene­n Herbst veröffentl­ichten Studie im Auftrag der Umweltund Verbrauche­rschutzorg­anisation

Germanwatc­h und von „Ärzte gegen Massentier­haltung“ergab. Im Schnitt schleppte mehr als jedes dritte Hähnchen (35 Prozent) sogar antibiotik­aresistent­e Krankheits­erreger mit Resistenze­n gegen Notfall-antibiotik­a (Reserveant­ibiotika) in die Lebensmitt­elkette ein.

Reinhild Benning, Expertin für Tierhaltun­g bei Germanwatc­h, zeigte sich schockiert. „Gerade in Zeiten der Corona-pandemie benötigen Covid-patientinn­en und Patienten oft wegen bakteriell­er Begleiterk­rankungen wirksame Antibiotik­a“, sagte sie. Kontaminie­rtes Geflügelfl­eisch könne dazu beitragen, dass sogar die letzten wirksamen Antibiotik­a versagen.

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Nelea33/shuttersto­ck.com Foto: © Hähnchen aus dem Ofen.

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