Ladehemmung vor dem gegnerischen Tor
Gegen Zweitliga-spitzenreiter VFL Bochum gab es für den 1. FC Heidenheim gestern Abend eine unnötige 0:2-Niederlage.
Nach dem Spiel, als der Druck von ihm abzufallen schien, streckte Tim Kleindienst für einen Moment den Kopf mit geschlossenen Augen nach oben – und schnaufte durch. Dem 25-Jährigen war bewusst: Normalerweise mache ich das Ding! Gemeint ist die Szene in der 75. Minute, als der Fch-stürmer freistehend aus kurzer Distanz an Bochums Ersatztorhüter Patrick Drewes scheiterte. Und das beim Stand von 0:1. Den fast schon zwingenden Ausgleich hätte sich Heidenheim zu diesem Zeitpunkt verdient gehabt. Denn es war nicht die einzige sehr gute Tormöglichkeit der Gastgeber.
Am Ende zählte die Statistik 15 Heidenheimer Torschüsse und nur 11 auf Bochumer Seite. „Es ist ein bisschen komisch. In den letzten zwei Spielen waren wir sehr effektiv. Heute haben wir aus vielen guten Chancen kein Tor gemacht“, stellte Frank Schmidt fest. Seine Mannschaft sei dem Tabellenführer nicht unterlegen gewesen, fügte der Fch-trainer an. Und mehr noch: Wir haben uns selber geschlagen.“
Handbruch bei Vfl-torwart
Dabei begann die Partie mit einem Aufreger: Bei einem Heidenheimer Angriff trat Kleindienst unbeabsichtigt Manuel Riemann auf die Hand. Der Bochumer Stamm-torhüter musste mit Verdacht auf einen Mittelhandbruch in der 9. Minute ausgewechselt werden und wurde gleich ins Klinikum gebracht. Kleindienst selbst entschuldigte sich nach Spielende in einem Interview bei „Sky“bei Riemann. „Das tut mir leid für ihn, das war nicht beabsichtigt“, erklärte der Fch-angreifer.
Der frühe Torwartwechsel schockte die Gäste allerdings nicht. Im Gegenteil, Ersatzkeeper Patrick Drewes bekam von seinem Trainer, Thomas Reis, sogar ein Sonderlob, da er sehr viel Sicherheit ausgestrahlt habe.
Ziemlich unsicher wirkte dagegen der FCH beim 0:1. Nach einem weiten Freistoß von Robert Zulj traf dessen Namensvetter Robert Tesche in der 33. Minute per Kopf. Bis zu diesem Zeitpunkt sei der FCH die bessere Mannschaft gewesen, betonte Schmidt, um seine Unverständnis über das Zustandekommen des ersten Gegentreffers zum Ausdruck zu bringen: Zum einen war der Ball lange unterwegs und sprang zudem auch noch auf, ehe Tesche ihn per Kopf ins Tor beförderte. „Das darf uns nicht passieren, das hat uns beeindruckt“, stellte der Heidenheimer Coach fest. Was ebenfalls negativ ins Gewicht fiel: Vor dem Freistoß erlaubte sich der FCH einen leichtfertigen Ballverlust.
Im weiteren Verlauf versuchten die Gastgeber einiges, um den Ausgleich zu erzielen. Schmidt wechselte mehrmals die taktische Formation und probierte es unter anderem mit einer Dreierkette in der Abwehr. Vorne vergaben die Heidenheimer aber gute Möglichkeiten – und kassierten letztlich in der 82. Minute das 0:2.
Schmidt hat sich geärgert
Während Bochums Coach Reis von einem „Sahnekonter“sprach, wird sein Trainerkollege das Zustandekommen des Gegentreffers seinen Schützlingen wohl mehrmals vorspielen. Das Verhalten beim 0:2 habe ihn richtig geärgert, sagte Schmidt. Der 47-Jährige bemängelte eine Leichtfertigkeit bei seinen Spielern. „Das sind nicht wir. Das darf uns nicht passieren auf diesem Niveau und wird intern deutlich angesprochen.“Insgesamt habe sein Team ein gutes Spiel gezeigt. „Fußball wird aber durch Kleinigkeiten, durch Fehler und das Ausnutzen von Fehlern entschieden“, erklärte der Fch-coach. „Da war uns Bochum als gestandene Mannschaft am Ende klar überlegen.“Das Pferd sei aber nur so hoch gesprungen wie es musste, benutzte Schmidt ein Bild aus einer anderen Sportart.
Fehler dürfe man bei ihm machen, fügte er an. „Manche Fehler passieren mir aber zu oft. Das hat mit Einstellung und Körpersprache zu tun“, sagte Schmidt mit Blick auf „den einen oder anderen jungen Spieler“. Bis Samstag gilt es die Fehler abzustellen. Dann ist der FCH zu Gast in Nürnberg.