Barrieren in den Köpfen einreißen
Zum heutigen Tag der Menschen mit Behinderungen findet in Heidenheim ein virtueller Protesttag statt. Der Kreisverband des Sozialverbands VDK weist auf zu viele Hindernisse im Kreis hin.
Der europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am Mittwoch, 5. Mai, findet in Heidenheim, bedingt durch die Corona-pandemie kontaktlos statt. Ziel des im Jahr 1992 ins Leben gerufenen Aktionstags ist es, die rechtliche Grundlage für die Gleichstellung behinderter Menschen, gegenüber Menschen ohne Einschränkungen, zu schaffen. Es soll damit auf die vorhandenen Diskriminierungen und Benachteiligungen von Menschen mit Einschränkungen aufmerksam gemacht werden. Das diesjährige Motto lautet „Deine Stimme für Inklusion – mach mit!“
Bilder über Led-tafeln
Das Aktionsteam, bestehend aus der Stiftung Haus Lindenhof, der Lebenshilfe und der Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB), hat unter der Regie von Iris Mack, Behindertenbeauftragte
des Landkreises Heidenheim, im Rahmen der Aktionswoche Pflege, eine Projektidee für den virtuellen Aktionstag entwickelt. Es wurden Bilder sowie Slogans kombiniert, die aktuell an verschiedenen Led-tafeln in ganz Heidenheim ersichtlich sind.
Botschaft auf den zweiten Blick
Die Aktion soll Aufmerksamkeit erregen und auf die Belange der Menschen mit Behinderung hinweisen. Mit Sprüchen wie „Ihr könnt mich mal“, „Mir reicht’s“oder „Hört auf“sind die Slogans bewusst provokant gewählt. Die genaue Bedeutung ergibt sich beim zweiten Hinsehen: So stehen die Sprüche für „Ihr könnt mich mal besser unterstützen“, „Lasst mich teilhaben und mitreden“, „Mir reicht’s noch lange nicht mit der Gleichstellung“und „Hört auf mich“– so soll ein ernstgemeinter Appell an alle gerichtet werden.
Mitmachen auf Social-media
Mit der Aktion sollen die Menschen als Individuen mit ihren Schwächen und Stärken und die Verschiedenheit als Bereicherung in den Fokus gerückt werden. Noch bis Ende des Monats sind die Bilder über die Led-wände in Heidenheim zu sehen. Wer dabei helfen will, den Protesttag bekanntzumachen und die Forderungen
von Menschen mit Behinderung nach mehr Rechten unterstützen will, kann am 5. Mai seine Stimme für Inklusion einsetzen und das Visual der Aktion in den Social-media-kanälen unter dem Hashtag #5.Mai! teilen.
Auch in Zeiten der Corona-krise könnten alle Menschen etwas für die Beseitigung von Barrieren tun, teilt auch der Kreisverband des Sozialverbands VDK mit. Abstand
halten dürfe nicht bedeuten, dass sich Menschen nicht mehr helfen und unterstützen.
Zu viele Barrieren im Kreis
Im Landkreis Heidenheim gebe es immer noch zu viele inklusionsfreie Zonen, so der Sozialverband: „Von einer inklusiven Gesellschaft, in der Menschen mit und ohne Behinderungen selbstverständlich leben können, sind wir noch weit entfernt.“Ein Landkreis voller Barrieren bleibe für alle Menschen mit Behinderung, aber auch für ältere Menschen und Familien mit Kinder-wagen, auf ungewisse Zeit Alltag. „Barrierefreiheit heißt für uns deshalb vor allem auch, die Barrieren in den Köpfen und Herzen aller Menschen einzureißen. Menschen ohne Behinderungen können sich oft gar nicht vorstellen, wie wichtig Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen ist. Ohne Barrierefreiheit gibt es keine Teilhabe. Für ein Leben ohne Hindernisse lohnt es sich, einzustehen.“
Zu wenig Inklusion an Schulen
Teilhabe könne nur mit umfassender Barrierefreiheit verwirklicht werden, so der Kreisverbandsvorsitzende Wolfgang Klook: „Ob Restaurant oder Arztpraxis, bisher sind private Anbieter nicht gesetzlich zu Barrierefreiheit verpflichtet. Das muss sich ändern.“Mit der Inklusion an Schulen gehe es nur langsam voran: „Wir befinden uns in einem Prozess, der sich zwar stetig verbessert, der Weg zu mehr Teilhabe für Menschen mit Behinderung ist aber noch lange nicht zu Ende. Teilhabe ist ein Menschenrecht, das nicht verhandelbar ist. Mangelnde Barrierefreiheit ist eine klare Diskriminierung von Menschen mit Behinderung.“
Nachhaltige Mobilität
Einstimmig hat der Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt des Kreistags bei seiner jüngsten Sitzung beschlossen, das Klimaschutzmanagement auf Kreisebene fortzuführen. Seit drei Jahren gibt es im Landratsamt Heidenheim die Stelle für Klimaschutzmanagement. Sie wurde bisher zu 65 Prozent vom Bund gefördert. Bei der jetzt vorgesehenen Verlängerung um weitere zwei Jahre fällt die Förderquote auf 60 Prozent, was einem Zuschuss von 95 000 Euro entspricht. Als Aufgaben für die kommenden Jahre wurden im Ausschuss Photovoltaik-ausbau und nachhaltige Mobilität angesprochen. Außerdem soll ein Schwerpunkt beim kommunalen Energiemanagement liegen.