Im Zeichen der Blume
Nach Schließungen und Winterwetter im April steht einer der umsatzstärksten Tage für Floristen an. Die Fachgeschäfte bekommen aber immer stärkere Konkurrenz.
In den Werbeprospekten ist er bereits allgegenwärtig: Am Sonntag ist Muttertag. Das Geschäft mit Blumen, Parfums und Süßwaren lassen sich Supermärkte und Discounter schon lang nicht mehr entgehen. Aber vor allem für Floristen ist der zweite Sonntag im Mai einer der wichtigsten Tage im Jahr. Rund 70 Prozent derer, die ihrer Mutter an diesem Tag etwas schenken wollen, greifen laut einer Erhebung des Statistik-portals dabei auf Blumen oder Pflanzen zurück.
Und trotz andauernder Pandemiebeschränkungen können in diesem Jahr all diejenigen, die Tulpen, Chrysanthemen oder Rosen frisch gebunden verschenken wollen, diese auch auf den letzten Drücker kaufen: Die Blumenläden im Südwesten haben am Sonntag geöffnet.
„Für uns gibt es inzwischen keine Einschränkungen mehr“, berichtet Wolfgang Hilbich, Geschäftsführer des Fachverbands Deutsche Floristen in Badenwürttemberg. „Insofern dürfen die Geschäfte am Sonntag für sechs Stunden öffnen – wenn sie Schnittblumen anbieten.“Bei der
Die Kunden bestellen immer kurzfristiger.
Festlegung der Öffnungszeiten sollten die Händler lediglich die Zeit des Hauptgottesdienstes am Ort beachten, erklärt eine Sprecherin des Landeswirtschaftsministeriums. Das sei im Landesrecht so festgeschrieben. In Bayern haben Blumengeschäfte dank einer Ausnahmebewilligung des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales zwischen 9 und 12 Uhr die Möglichkeit, ihre Ware anzubieten.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte und den Strauß vorbestellt, sollte sich beim Floristen aber über mögliche Annahmefristen informieren, rät Nicola Fink vom Fachverband Deutsche Floristen. So könnten zudem Wartezeiten verkürzt werden.
Die rund 700 Mitgliedsbetriebe in Baden-württemberg sind derzeit relativ zufrieden mit ihrem Geschäft – trotz des kalten Wetters im April, sagt Hilbich. Im März durften sie wieder öffnen. „Anfangs waren die Kunden noch etwas verunsichert darüber, was erlaubt ist und was nicht.“Das habe sich inzwischen aber gelegt.
Für den anstehenden Muttertag rechnet er mit einem guten Geschäft. Der Einkauf in letzter Sekunde sei dabei keine Seltenheit. „Die Kunden bestellen immer kurzfristiger“, erklärt der Verbandschef. Insgesamt liegt das Ausgaben-volumen für Schnittblumen und Topfpflanzen in der Muttertags-woche nach Schätzungen
der Agrarmarkt Informations-gesellschaft (AMI) bundesweit bei bis zu 170 Millionen Euro in allen Absatzkanälen. Allein 120 Millionen Euro davon entfallen auf Schnittblumen.
Auch wenn ein Großteil der Sträuße laut AMI noch im Fachgeschäft gekauft wird, spüren Floristen die Konkurrenz aus Supermärkten und Discountern immer deutlicher. 2019 kaufte einer Studie der „Arbeitsgemeinschaft Verbrauchs- und Medienanalyse“zufolge knapp jeder Fünfte Pflanzen und Gartenfachbedarf im Discounter oder Supermarkt. „Das wird mehr“, ist Hilbich überzeugt.
Inwieweit sich das Angebot bei Aldi und Co. auf die Umsätze der Fachhändler auswirke, lasse sich noch nicht konkret sagen. Aber:
Die Schließungen aufgrund der Pandemie seien für den Fachhandel nicht zuträglich gewesen, konstatiert Hilbich. Anders als in anderen Bundesländern habe Baden-württemberg in dieser Zeit zudem keine Sortimentsbeschränkungen erlassen. So konnten Lebensmitteleinzelhändler ihr Angebot an Pflanzen und Blumen erweitern „Das haben die Supermärkte ausgenutzt.“
Die Konkurrenz aus dem Internet sieht Hilbich nicht so problematisch. „Hier haben unsere Mitglieder gerade während des ersten Lockdowns sehr schnell reagiert und viel auf die Beine gestellt. Das läuft gut.“So komme es inzwischen vor, dass Kunden aus Dresden einen Trauerkranz bei einem Floristen aus Baden-württemberg bestellten.