Homeoffice wird seltener genutzt
Trotz Pflicht arbeiten nur noch 30,8 Prozent zu Hause. Es könnten fast doppelt so viele sein.
„Die verschärfte Pflicht zum Heimbüro in Corona-zeiten scheint zu verpuffen“, fasst Jean-victor Alipour vom Ifo-institut die Ergebnisse der jüngsten Umfrage der Münchner Forscher zusammen: Im April arbeiteten 30,8 Prozent aller Beschäftigten zumindest zum Teil im Homeoffice. Im März waren es noch 31,7 Prozent.
Schon seit Ende Januar sind Arbeitergeber verpflichtet, ihren Arbeitnehmern Homeoffice anzubieten, wenn das ihre Tätigkeit zulässt. Seit dem 26. April müssen die Beschäftigten dieses Angebot auch annehmen, „soweit ihrerseits keine Gründe entgegenstehen“. Das kann etwa der Fall sein, wenn die Wohnung nicht für die Arbeit zu Hause geeignet ist oder sie nicht über die notwendige technische Ausstattung verfügt. Diese Regeln gelten so lange, wie der Bundestag die Corona-pandemie als „epidemische Lage nationaler Tragweite“bewertet, längstens aber bis Ende Juni. Mit den jüngsten Lockerungen hat sich daran nichts geändert. An die Regeln müssen sich alle Betriebe unabhängig von der Zahl der Beschäftigten halten, also auch bei nur zwei Arbeitnehmern. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte sich kürzlich zufrieden gezeigt: Seit es das verpflichtende Angebot für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer gebe, sei ein massiver Anstieg zu beobachten, auch wenn es noch „Luft nach oben“gebe.
It-branche führt Statistik an
Das Ifo-institut schätzt, dass über alle Branchen hinweg 56 Prozent der Beschäftigten zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können. Das Potenzial wird also nur gut zur Hälfte ausgenutzt. Am häufigsten nutzen es Dienstleister der Informationstechnik, wo vier von fünf Beschäftigten zumindest teilweise zu Hause arbeiten. Damit werden die Möglichkeiten auch weitgehend realisiert. Groß ist dagegen die Diskrepanz etwa bei Rechts- und Steuerberatern, wo fast alle das Homeoffice nutzen könnten, dies aber nur die Hälfte tut.