Streift ein Wolf übers Härtsfeld?
Gerüchten zufolge soll es zu Sichtungen oder gar Tierrissen im Raum Dischingen gekommen sein. Die zuständigen Behörden verneinen dies, manche Tierhalter bleiben aber skeptisch.
Gerüchte kursieren, dass ein Wolf auf dem Härtsfeld gesehen wurde und Tiere gerissen habe. Offizielle Belege für das Raubtier fehlen jedoch.
In Bissingen im bayerischen Nachbarkreis Dillingen wurde dieser Tage die Anwesenheit eines Wolfs bestätigt. Nun mehren sich auch Gerüchte, dass sich der Wolf bereits auf Dischinger Gemarkung bewege. Sogar Risse von Weideund Wildtieren habe es bereits gegeben.
In den sozialen Medien kursieren Fotos, die einerseits augenscheinlich einen Wolf zeigen, der in einer ländlichen Region über Wiesen und schmale Straßen geht. Dazu verbreiten sich Bilder, die den Kadaver eines Kalbs zeigen, wie anhand der noch vorhandenen Ohrmarke zu erkennen ist. Außerdem wird das Skelett eines Bibers als Hinweis auf die Existenz des Raubtiers im Egautal angeführt.
Ist der Wolf also im Bereich Dischingen angekommen? Vorab: Einen Beleg dafür gibt es nicht.
Keine Bestätigung für Wolfsriss
Das tote Kalb war auf einer Weide nahe Ballmertshofen gefunden worden. Ortsvorsteher Werner Koths kennt die Gerüchte zwar. Es seien bereits mehrmals Jungtiere gerissen worden, sagte er. Dass es sich um einen Wolfsriss gehandelt habe, konnte Koths jedoch nicht bestätigen.
Das Polizeipräsidium Ulm erklärte, dass man vermeintliche Wolfssichtungen an das zuständige Landratsamt weitermelde. Dort befasst sich der Förster und Wildtierbeauftragte Andreas Kühnhöfer mit allen Sichtungen von seltenen Wildtieren.
Der Fall des Ballmertshofer Kälbchens ist Kühnhöfer gut bekannt. Vor rund zwei Wochen sei er gerufen worden, um den Kadaver zu untersuchen. „Einen Wolf konnten wir ausschließen“, sagte Kühnhöfer. Das Muster der Fraßspuren habe nicht auf einen Wolf hingedeutet, so Kühnhöfer.
Derzeit würden noch Proben des Jungtiers im Labor der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt
in Freiburg (FVA) untersucht, um die Todesursache zu ermitteln. Kühnhöfer will nicht ausschließen, dass wildernde Hunde eine Rolle gespielt haben.
Zweifel bei Tierhaltern
Mehrere Tierhalter in der Region bleiben da skeptisch. Sie verweisen auf angeblich mehrere Risse und Sichtungen und sind überzeugt, dass es sich jeweils um einen Wolf handelte. Es sei nicht der erste Fall getöteter Jungtiere gewesen, sagte ein Geschädigter. Bereits 2020 habe er ein offenbar gerissenes Schaf auf der Weide gefunden. Erst gestern hätten seine Tiere in Ballmertshofen erneut einen Zaun durchbrochen, was darauf hindeute, dass „etwas sie gejagt hat“. Er wünsche sich mehr Unterstützung vonseiten der offiziellen
Stellen, um nicht weiter auf seinen Kosten sitzen zu bleiben.
Im Falle des stark verwüsteten Biberskeletts, das ganz in der Nähe des Kalbs lag, sei nichts mehr festzustellen gewesen, so der Wildtierbeauftragte. Kühnhöfer hält es für möglich, dass der Biber zunächst überfahren wurde oder einer Krankheit erlag, bevor Aasfresser auf ihn aufmerksam wurden.
Die übrigen kursierenden Bilder können Kühnhöfer zufolge der Region um Bissingen und dem dort festgestellten Wolf zugeordnet werden.
Ausgeschlossen ist es freilich nicht, dass der Bissinger Wolf die Dischinger Gemarkung gekreuzt hat – immerhin ist die bayerische Gemeinde nur rund 20 Kilometer Luftlinie von Dischingen entfernt. Von aktuellen Sichtungen oder konkreten Hinweisen auf einen Härtsfeld-wolf ist Kühnhöfer jedoch nichts bekannt.