In Trumps Würgegriff
Liz Cheney wird als Führungsfigur der Republikaner abgewählt, nachdem sie Verschwörungstheorien „Lügen“nannte.
Selbst aus dem fernen Mar-a-lago in Florida hält der ehemalige Us-präsident Donald Trump die republikanische Partei weiter im Würgegriff. Wie erwartet haben Trump-loyalisten Liz Cheney, die Tochter des ehemaligen Vizepräsidenten Dick Cheney, in einer nur 16-minütigen Abstimmung aus der Fraktionsspitze abgewählt. Zum Verhängnis wurde der 54-Jährigen, dass sie es wagte, Trumps Lügen über die angeblich gestohlene Präsidentschaftswahl zu kritisieren.
Cheney vertritt seit 2017 ihren Heimatstaat Wyoming im Repräsentantenhaus und machte dort eine steile Karriere. Bereits zwei Jahre später wurde sie zur „Vorsitzenden der republikanischen Konferenz“gewählt, womit die fünffache Mutter in der Rangordnung ihrer Partei an dritter Stelle stand. Obwohl sie dem konservativen Flügel der Partei angehört, dauerte es nicht lange, bis sie mit Trump auf Kriegsfuß stand und damit Irritationen auslöste.
Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte der Streit mit Trump, als die Politikerin nach dem gewalttätigen Aufstand im Kapitol eine von nur zehn Republikanern war, die für dessen Impeachment stimmten. Der damalige Präsident habe mit seiner Rede aufgebrachte Anhänger in Rage versetzt und den Aufstand somit angezettelt, argumentierte sie.
Neuer Blog des Ex-präsidenten
Schon damals versuchten Trumps Gefolgsleute, Cheney aus dem Amt zu jagen, scheiterten aber . Mit ihrer jüngsten Kritik am 45. Präsidenten überspannte sie den Bogen nach Ansicht von Trump-loyalisten jedoch. Angestoßen wurde der Disput vergangene Woche, als der neue Blog „From the Desk of Donald J. Trump“an den Start ging. Dort wetterte der Ex-präsident gegen die angeblich „große Lüge“, Joe Bidens Wahlsieg.
Er wiederholte die unbewiesenen Verschwörungstheorien, mit denen er vergeblich versucht hatte, das Wahlergebnis zu kippen. Das ging Cheney zu weit. Sie erwiderte, dass die „große Lüge“von Trump und jenen verbreitet werde, die den klaren Erfolg des Demokraten in Abrede stellen. Sie kehrten dem Gesetz den Rücken und „vergiften unsere Demokratie“twitterte sie. Am Tag ihrer Abwahl beschimpfte Trump die Politikerin als „bitteren und schlimmen Menschen“.
Cheneys Nachfolgerin soll die Abgeordnete Elise Stefanik aus New York werden. Das ist ganz im Sinne des früheren Präsidenten. Stefanik (36) unterstützt Trumps Theorien und stimmte im Repräsentantenhaus sogar dafür, die Wahlmännerstimmen aus Pennsylvania nicht anzuerkennen. Nach Ansicht politischer Analysten gehen die Republikaner mit der Glorifizierung des Ex-präsidenten ein großes Risiko ein. Den jüngsten Umfragen zufolge hat Trump in den wahlentscheidenden „Swing States“kräftig an Popularität und Ansehen eingebüßt.